Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster

Einsamkeit hat viele Gesichter. Das Warten auf den Tod auch. Karla (Iris Berben), die stolz auf ihre wilde Rock’n’Roll-Vergangenheit ist, verbringt die übrig gebliebene Zeit mit Tanzen zu Songs der Rolling Stones. Zufällig ist das nicht. Schließlich hat die Mittsechzigerin mal professionell Rockstars fotografiert, mittendrin auf den Tourneen, akzeptiert wie eine von ihnen. Aber auch geschützt durch ihren Beruf. „Man kann sich gut hinter einer Kamera verstecken“, sagt sie einmal. Wenn sie tanzt, ist die Angst in ihrem sonst angespannten Gesicht wie weggeblasen.

Für das Wissen um den Bauspeicheldrüsenkrebs, der ihr nur noch wenige Monate zum Leben übriglässt, gilt das nicht. Es lauert weiterhin in ihrem Hinterkopf. Wozu dann noch über das nahende Ende reden wollen? Als ein ihr vom Hospiz zugeteilter ehrenamtlicher Sterbebegleiter (Godehard Giese) vor ihrer Tür steht, quittiert sie das Stottern des Witwers mit einer Mauer aus Wortkargheit und Desinteresse. Was sollte sie schon mit einem viel jüngeren Ampel-Koordinator auf den Straßenkreuzungen der Stadt zu bereden haben, der keinerlei Empfindung für Musik zu haben scheint?