Ghosted (2023)
Action | USA 2023 | 116 Minuten
Regie: Dexter Fletcher
Filmdaten
- Originaltitel
- GHOSTED
- Produktionsland
- USA
- Produktionsjahr
- 2023
- Regie
- Dexter Fletcher
- Buch
- Chris McKenna · Paul Wernick · Rhett Reese · Erik Sommers
- Kamera
- Salvatore Totino
- Musik
- Lorne Balfe
- Schnitt
- Chris Lebenzon · Jim May · Josh Schaeffer
- Darsteller
- Chris Evans (Cole) · Ana de Armas (Sadie) · Adrien Brody (Leveque) · Tim Blake Nelson (Borislov) · Mike Moh (Wagner)
- Länge
- 116 Minuten
- Kinostart
- -
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Action | Komödie | Spionagefilm
Action-Romantikkomödie um einen Mann, der sich gleich beim ersten Date Hals über Kopf in eine mysteriöse Schöne verliebt und eine böse Überraschung erlebt, weil seine Liebste sich als Geheimagentin entpuppt.
Gegensätze ziehen sich an, heißt es. Das mag bei vielen Charaktereigenschaften stimmen, aber wenn es um die Nähe-Distanz-Bedürfnisse geht, stehen Beziehungen von „Gleich und gleich gesellt sich gern“-Paaren auf eindeutig solideren Füßen. Entsprechend ahnt man, dass der Enthusiasmus, mit dem Cole Turner (Chris Evans) schon nach dem ersten Date mit der mysteriösen Sadie (Ana de Armas) mutmaßt, hier „die Richtige“ gefunden zu haben, voreilig ist. Denn auch wenn die beiden sich in vielerlei Hinsicht blendend verstehen, hat das Kennenlernen doch gezeigt, dass ihre Vorstellungen davon, wie viel Platz sie dem jeweils anderen in ihrem Leben einräumen wollen, ganz und gar nicht zusammenpassen.
Kaktus trifft auf romantisches Blümchen
Um es mit einer Pflanzen-Metapher auszudrücken, die in der Action-Romantikkomödie von Dexter Fletcher zum Running Gag wird: Für Sadie, die beruflich in der ganzen Welt herumjettet, ist das Liebesleben ein Kaktus, der nur wenig Zuwendung bekommt und lange Durststrecken aushalten muss, für den bodenständigen Farmer Cole ist es eine Blume, die man immerfort eifrig hätschelt und gießt. Und so wundert es nicht, dass die Beziehung der beiden schon wieder zu Ende zu sein scheint, bevor sie richtig angefangen hat: Auf das SMS-Bombardement, mit dem Cole Sadie nach dem Date eindeckt, reagiert sie nicht.
Dass seine Traumfrau ihn „geghosted“ haben, also den Kontakt komplett unterbunden haben könnte, will der übereifrige Farmer allerdings nicht wahrhaben, und so folgt er Sadie kurzerhand zu ihrem aktuellen Aufenthaltsort London. Und hat bald triftige Gründe, den als „romantische Geste“ gedachten Überraschungsbesuch bitter zu bereuen.
Die Jagd auf den Taxman ist eröffnet
Denn kaum angekommen, wird er auch schon von einem Trupp Finsterlingen entführt und kommt an einem unbekannten Ort (der sich später als Pakistan entpuppt) in einer Höhle wieder zu sich, wo ihm ein sadistischer Peiniger (Tim Blake Nelson) kreative Foltermethoden androht. Offensichtlich hält der Mann Cole für einen Super-Agenten, den legendären „Taxman“, und will, dass er ihm einen Code verrät. Zum Glück erscheint aus heiterem Himmel Sadie auf der Bildfläche und befreit Cole – tatsächlich ist sie nämlich niemand anders als besagter Taxman und eine Top-Frau der CIA.
Aus dem Schneider sind die beiden damit freilich noch längst nicht: Der Auftraggeber des Foltermeisters (Adrien Brody) ist wild entschlossen, den Taxman und den Code, der zu einem brandgefährlichen MacGuffin-Koffer gehört, in die Finger zu bekommen, und hetzt ihnen neben seinen eigenen Lakaien auch noch allerlei Kopfgeldjäger auf die Fersen. Vor allem aber haben Cole und Sadie sich gegenseitig an der Backe und verwickeln sich, während sie halsbrecherische Verfolgungsjagden und diverse Shoot-outs zu bestehen haben, in ein endloses Gezanke, bei dem Sadie Cole seine Klammeraffen-Attitüde und er ihr ihre professionelle Kaltschnäuzigkeit und Bindungsphobie unter die Nase reibt. Trotzdem: Die Anziehungskraft zwischen den beiden ist unübersehbar. Sagen sogar die Schurken.
Gelungener Genre-Hybrid
Spätestens seit James Camerons „True Lies“ sind Hybriden, die die handgreiflich ausgetragene Action des Spionagefilms mit den verbalen Paar-Querelen der Screwball-Tradition kreuzen, eine florierende Spielart des Genrekinos. Dexter Fletcher und die Drehbuchautoren versuchen mit „Ghosted“ nicht, dem bewährten Rezept einen originellen Twist zu verpassen, setzen es aber respektabel um und bekommen eine so ausgewogene Balance zwischen den beiden Genres hin, dass das Ergebnis gut unterhält.
Zwar scheint Hauptdarsteller Chris Evans, der den Film auch mitproduziert hat, mit seiner Captain-America-Physis und seiner Golden-Boy-Schönheit eine denkbar ungeeignete Besetzung für eine Durchschnittsfigur zu sein, die es um einer Traumfrau willen in ungewöhnliche, sie völlig überfordernde Umstände verschlägt, aber assistiert vom Dialogdrehbuch und der Inszenierung schafft er es trotzdem, Cole so viel „Goofiness“ zu verpassen, dass die Fish-out-of-Water-Komik funktioniert – herrlich etwa, wie der biedere Cole bei der Flucht aus der Folterhöhle hartnäckig das für den London-Überraschungsbesuch gepackte Rollköfferchen mitschleift, während um ihn rum die Kugeln pfeifen. Ana de Armas wiederum gelingt es, einerseits als cool-kompetente Actionheldin eine gute Figur zu machen und andererseits auch Risse in Sadies emotionalem Panzer aufzutun und damit die Basis für die Romanze zu schaffen.
Flankiert werden die beiden durch eine ganze Riege namhafter Darsteller in den Nebenrollen und in schrägen Cameo-Auftritten, von Burn Gorman als Londoner Taxifahrer bis zu Anthony Mackie, John Cho und Sebastian Stan als Kopfgeldjäger, die sich in einer Art absurd-mörderischem Staffellauf den angeblichen Taxman als Beute gegenseitig streitig machen. Zusätzlich geizt der Film nicht mit Schauwerten und soliden Choreografien, wenn es ums Abbrennen großer Action-Feuerwerke geht; ob bei einer rasanten Verfolgungsjagd durch pakistanische Gebirgs- und Wüstenlandschaften zu Fuß und in einem gehijackten Bus, an einem Strand auf einer Insel im arabischen Meer oder schließlich beim großen Showdown in einer Bar in der rotierenden, immer wilder freidrehenden Aussichtskuppel eines großstädtischen Wolkenkratzers. Und eine gute Dosis Todesbedrohung unter solch schwindelerregenden Umständen erweist sich schließlich auch als perfekter Katalysator dafür, dass die Anziehungskräfte der Gegensätze schließlich doch triumphieren. Zum Nachmachen bei Paartherapien aber trotzdem nicht empfohlen.