Monarch: Legacy of Monsters

Abenteuer | USA/Japan 2023 | 374 (zehn Folgen) Minuten

Regie: Mairzee Almas

Monster-Actionserie um zwei uneheliche Geschwister, deren Wege sich auf der Suche nach dem gemeinsamen Vater kreuzen. Hierbei stoßen sie auf seine dunkle Vergangenheit, die eng mit der weltumspannenden Geheimorganisation Monarch sowie dem Urtitanen Godzilla verwoben ist. Der zehnteiligen Serie gelingt, dank eines geschickten Einsatzes menschlicher Protagonisten über zwei Zeitebenen hinweg, ein tragfähiger Spannungsbogen abseits von bloßer Monster-Prügelei. Glaubhaft skizziert sie eine Welt, in der titanische Kreaturen dem Menschen den Platz an der Spitze der Nahrungskette streitig machen. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
MONARCH: LEGACY OF MONSTERS
Produktionsland
USA/Japan
Produktionsjahr
2023
Produktionsfirma
Legendary Tel./Safehouse Pic./Toho Comp.
Regie
Mairzee Almas · Andy Goddard · Julian Holmes · Hiromi Kamata · Matt Shakman
Buch
Chris Black · Matt Fraction
Kamera
Chris Seager · Jean-Philippe Gossart · Jess Hall · Sam McCurdy
Musik
Leopold Ross
Schnitt
Joe Talbot Hall · Mark Hartzell · Emily Streetz
Darsteller
Kurt Russell (Lee Shaw) · Wyatt Russell (junger Lee Shaw) · Anna Sawai (Cate) · Kiersey Clemons (May) · Ren Watabe (Kentaro)
Länge
374 (zehn Folgen) Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Abenteuer | Action | Science-Fiction | Serie

Das „MonsterVerse“ rund um Godzilla und Co. geht in Serie: Auf zwei Zeitebenen geht es um die Geheimorganisation „Monarch“, die nach dem ersten Auftauchen Godzillas rund um ihn und andere Titanen forscht.

Diskussion

Es existiert wohl kaum eine Lieblings-Filmmonster-Liste im Internet, in der die japanische Mutantenechse Godzilla nicht unter den Top-Kreaturen rangiert. Vor knapp 70 Jahren begründete Ishiro Honda mit dem schuppigen Atomkraft-Mahnmal ein eigenes Genre namens „Kaiju Eiga“, das seinen Unterhaltungsfaktor voll und ganz aus gigantischen Monstern zieht und eine wahre Kaijumania auslöste. Auch das westliche Publikum fand schnell Geschmack an den gummierten Spielzeugstadt-Zerstörern, weshalb sich Hollywood an eigenen Abklatschvarianten wie Roland Emmerichs „Godzilla“ von 1999 versuchte – der Erfolg an den Kassen stimmte zwar, jedoch ließen Kritiker und Kaiju-Fans kein gutes Haar an dem seelenlosen CGI-Leguan. Auch Mutterkonzern Toho gab sich hinsichtlich weiterer Kooperationen mit westlichen Filmemachern lange zurückhaltend. Erst mit Gareth Edwards’ „Godzilla“ 2014 schlugen Legendary Pictures und Toho ein neues Erfolgskapitel auf, aus dem tatsächlich eine eigene westliche Filmreihe um die berghohen Weltenbeherrscher entstehen sollte. Mit „Monarch – Legacy of Monsters“ schlägt das noch junge MonsterVerse-Franchise nun einen neuen Weg ein, nämlich weg von der großen Leinwand hin zum heimischen Bildschirm.

Die zehnteilige Serie entspringt der Feder von Showrunner Chris Black und dem Comic-Autor Matt Fraction („Hawkeye“), die nach dem letzten Kinoabenteuer des MonsterVerse, „Godzilla vs. Kong“, mit der Ausarbeitung beauftragt wurden. „Monarch: Legacy of Monsters“ widmet sich vorrangig dem Geschehen zwischen Gareth Edwards’ Auftaktfilm und dem Nachfolger „Godzilla II: King of the Monsters“. Anhand von zwei Zeitlinien werden die Machenschaften der Geheimorganisation Monarch aufgerollt, die sich nach dem ersten Auftauchen Godzillas in den 1950er-Jahren intensiv mit den sogenannten Titanen und ihrem Verbleib beschäftigt. Während sich in dieser Zeit ein junges Forscherteam um den tollkühnen Militäroffizier Lee Shaw (Wyatt Russell) zwischen Faszination und Ehrfurcht den Monstern widmet, treffen gut 70 Jahre später die US-amerikanische G-Day-Überlebende Cate Randa (Anna Sawai) und der japanische Künstler Kentaro Randa (Ren Watabe) aufeinander. Die beiden verbindet ein gemeinsames Schicksal, den beide sind Kinder des Monarch-Forschers Hiroshi Randa (Takehiro Hira), der nach dem Godzilla-Angriff auf San Francisco spurlos verschwunden ist. Gemeinsam mit der Computerhackerin May (Kiersey Clemons) und dem mittlerweile pensionierten Lee Shaw (Kurt Russell) suchen die beiden nach ihrem Vater, doch auch die Monarch-Schattenmänner nehmen im Geheimen die Fährte der Randa-Familie auf.

Der Störfaktor Mensch

Chris Black stand buchstäblich vor einer Mammut-Aufgabe: Wie bringt man gigantische Monsteraction ins heimische Wohnzimmer, die länger als zwei Stunden fesseln kann? Der einzige Weg führt hier über das menschliche Element. Dabei gelten die Menschen in Kaiju-Filmen meist als Störfaktor. Zu oft schon hat man sich über diskutierende Politiker in Notstandskonferenzen, schwitzende Wissenschaftler in Helikoptern oder schreiende Passanten, die mit dem Finger gen Himmel zeigen, ärgern müssen. Black schafft es in „Monarch: Legacy of Monsters“ jedoch, genau diesen Störfaktor zu einer Stärke zu machen. Die Verwebung beider Zeitstränge sowie das gleichzeitige Halten einer gewissen Grundspannung funktioniert dank eines interessanten Protagonisten: der Figur des Lee Shaw. Seine Motivation galt und gilt weiterhin dem unangefochtenen Alphaprädator Godzilla, dessen Einfluss auf Shaws Leben mehr und mehr Form annimmt. Seine Karriere und sein Liebesleben sind unweigerlich mit der schuppigen Riesenechse verknüpft.

Die Auswirkungen, die sich im Lauf der Serie dem Publikum offenbaren, sind nicht unbedingt innovativ, aber Black schafft es trotzdem, die menschelnde Story gekonnt mit der Monsteraction verbinden. Die Entscheidung, Kurt Russells jüngeres Ich als Lee Shaw mit seinem Sohn Wyatt Russell zu besetzen, erspart dem Zuschauer die Konfrontation mit einer peinlichen CGI-Verjüngungskur, die etwa in „Tron: Legacy“ oder „The Irishman“ für unnötige Irritationen gesorgt hatte, und erleichtert die Empathie mit der Figur. Im zunächst etwas verwirrenden Knäuel aus Handlungsfäden finden sich auch die beiden Randa-Geschwister wieder, die trotz all ihrer Abneigungen gegeneinander für ein gemeinsames Ziel brennen: ihren Vater zu finden und die Rätsel ihrer vom Vater akribisch getrennten Kindheiten zu lösen.

Mancher Faden, gerade im Zusammenhang mit Sidekick Kiersey Clemons, wäre wohl besser abgetrennt worden, da sich so der Fokus auf die Entwicklung des ungleichen Geschwisterpaares nur unnötig verwässert. Neben dem Familiendrama sorgt vor allem Joe Tippett als ehrgeiziger, leicht nerdiger Monarch-Agent Tim für die Schmunzler der Serie, wobei es die Schreiber schaffen, ihn nie vollends zur Witzfigur zu degradieren und so die durchaus ernst angelegte Serientonalität im Lot zu halten.

Monster-Fans dürfen sich freuen

Doch wie steht es um die Kaiju-Action in der Serie? Die freudige Nachricht: Überraschend gut. Die Zusammenarbeit mit Toho hätte Chris Black dazu verleiten können, direkt zu Beginn Publikumslieblinge wie Rodan, King Ghidora oder Mothra zu verheizen. Doch die Serie legt den Fokus ganz gezielt auf den König der Monster Godzilla, der in den Rückblenden eine ehrfurchteinflößende Statur abgibt. Zudem schaffen es die beiden Autoren, eine glaubhafte Welt zu zeichnen, der man abnimmt, dass irgendwo in den Tiefen der Erde unbekannte Lebewesen gigantischen Ausmaßes hausen.

So erweitert die Serie den MonsterVerse-Kanon ähnlich wie Edwards um einige originäre Titanen, die offensichtlich Tohos Lizenzkatalog umschiffen, jedoch trotzdem in Eiswüsten oder verlassenen Forschungsanlagen den Menschen ihren Platz an der Spitze der Nahrungskette streitig machen und dank Leopold Ross’ wuchtigem Score für leinwandtaugliche Unterhaltung sorgen. Auch in puncto Animationen braucht sich die Serie nicht hinter den hochbudgetierten Kinoablegern zu verstecken – auch wenn gerade für die exotischen Szenarien im ewigen Eis oder in sengenden Wüsten etwas zu oft auf die Allzweckwaffe Greenscreen gesetzt wurde.

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