Horror | Österreich 2024 | (acht Folgen) Minuten

Regie: Marc Schlegel

Eigentlich herrscht in Wien ein Zombie-Lockdown, doch zwei junge Frauen und zwei Männer treffen sich dennoch zum Dating-Abend, der allerdings schon bald in einen katastrophalen Schlamassel mündet. In der alternativen Realität der Horror-Comedy-Serie leben Menschen Seite an Seite mit Vampiren, Werwölfen, Gestaltwandlern und sonstigen untoten und übernatürlichen Kreaturen, wobei der neue Normalzustand, das alltägliche Miteinander von Menschen und Kreaturen, zwar stabil und befriedet scheint, in Wirklichkeit aber höchst prekär ist. Mit viel groteskem Humor entfaltet sich ein im wahrsten Wortsinn monströses Abenteuer, das mit Charme und liebevollen Genrereferenzen punktet und nebenbei drängende Fragen der Gesellschaftspolitik augenzwinkernd aufgreift. - Ab 16.
Zur Filmkritik

Filmdaten

Originaltitel
BEASTS LIKE US
Produktionsland
Österreich
Produktionsjahr
2024
Produktionsfirma
Amazon Studios/Rund Film
Regie
Marc Schlegel
Buch
Peter Bruck · Ernest Gold
Musik
Paul Gallister
Darsteller
Cosima Henman (Natalie) · Jing Xiang (Raffi) · Jakob Schmidt (Simon) · Benedikt Kalcher (Lukas) · Alexander Diwiak (Reporter)
Länge
(acht Folgen) Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Horror | Komödie | Serie | Vampirfilm
Externe Links
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In der Austro-Horrorkomödien-Serie „Beasts Like Us“ lassen sich Datingwillige nicht vom Zombie-Lockdown und sonstigen monsterbedingten Katastrophen beirren.

Diskussion

Die Probleme der Mittzwanziger Natalie, Raffi, Simon und Lukas erscheinen nur auf den ersten Blick wie die üblichen Querelen moderner Großstadtbewohner. Auf den zweiten offenbart sich schnell, dass die vier in einer gänzlich ungewohnten, neuen Normalität leben, einer Art Para-Realität, oder nennen wir es besser: Realität Plus. Das Plus steht hierbei für allerlei übersinnliche Kreaturen, mit denen sich die Twentysomethings in der Serie „Beasts Like Us“ ihren Wiener Lebensraum teilen. Zombies, Vampire, Werwölfe, Blobs, Gestaltwandler, monströse Gottesanbeterinnen und anderes fragwürdiges Gezücht bevölkern die Straßen und Wohnviertel der österreichischen Hauptstadt; das Zusammenleben ist gesetzlich geregelt. Nichtsdestotrotz geht das Miteinander von menschlicher Bevölkerung und Monstern nicht ohne Konfliktpotenzial vonstatten.

Alltag statt Endzeit

Natürlich sind Zombieapokalypsen, Vampirheimsuchung und erhöhtes Gespensteraufkommen bei Weitem kein Novum in der Film- und Serienlandschaft, doch der Status quo der österreichischen Produktion für den Streamingdienst Prime Video, nämlich Alltag statt Endzeit, ist ein bisher unvertrauter. Mensch und Kreatur haben in „Beasts Like Us“ einen einigermaßen einvernehmlichen Friedensvertrag geschlossen. Zwar kommt es hin und wieder zu Verletzungen des Waffenstillstands, etwa wenn doch mal ein Mensch von einem Zombie gebissen wird, so wie beim ersten gemeinsamen Doppeldate der vier Protagonisten. Doch für Komplikationen, ausgelöst durch den Biss eines Untoten, gibt es die „Spritze danach“ und sogar eine sehr wirksame Schutzimpfung, die ganz im Sinne allgemeiner Pandemieerfahrungen jedoch bei Teilen der Bevölkerung umstritten ist. Jedenfalls herrscht gerade wieder einmal „Zombie-Lockdown“ aufgrund eines grassierenden Ansteckungsereignisses.

Zombies aber niederzumetzeln, in der Manier des „The Walking Dead“-Franchises und seiner zahlreichen Ableger, ist in „Beasts Like Us“ nicht nur unüblich, sondern hochgradig verpönt. Den Kreaturen werden nämlich in der charmant-grotesken Horrorkomödien-Serie des Regisseurs Marc Schlegel allgemeine Menschen- beziehungsweise Kreaturenrechte eingeräumt. Wer menschlicherseits gegen die rechtlich verbriefte Etikette verstößt, begibt sich schnurstracks ins gesellschaftspolitische Abseits und wird behördlich abgestraft.

Wer gegen die Kreaturenrechte verstößt, kommt in Teufels Küche

Das wissen eigentlich auch Natalie (Cosima Henman), Raffi (Jing Xiang), Simon (Jakob Schmidt) und Lukas (Benedikt Kalcher). Während ihres angestrengten Dates, bei dem sich die beiden Jungs und die jungen Frauen erstmals begegnen, begibt es sich jedoch, dass die vier eine bissige Zombiefrau erledigen, nachdem sie eigentlich nur den Pizzaboten erwartet hatten. Ein großes Schlamassel! Besonders für die idealistische Natalie, denn sie engagiert sich in einer Rechtsanwaltskanzlei, die ehrenamtlich für Kreaturenrecht eintritt. Ihr Date Simon ist in der Situation keine große Hilfe. Das unentschlossen und neurotisch wirkende Kerlchen – bei vorherigen Dates hat er schon mal den Satz: „Wo ist denn der Rest von dir?“ gehört – scheint schon von „normalen“ Lebenssituationen überfordert, geschweige denn von einem Zombieüberfall an der Haustür.

Der Mann fürs Grobe ist in besagter Situation Simons bester Freund Lukas. Die beiden Science-Fiction-Nerds verbindet eine innige Männerliebe, die nur wenig Platz für eine Frau zu lassen scheint. Simon der Verstand, Lukas die Kraft und das gute Aussehen. Natalies Freundin Raffi wiederum wirkt erstmal seltsam entrückt. So wirklich ernst nimmt sie keinen der beiden männlichen Besucher; tatsächlich scheint sie Männer im Allgemeinen nur für eine absonderliche Kreaturen-Gattung unter anderen zu halten. Das amouröse Hin und Her ihrer besten Freundin, die Simon via Dating-App kennengelernt hat und nun doch Lukas annehmlicher findet, geht Raffi auf die Nerven.

Mit Charme und Genreliebe

Tatsächlich hütet sie ein Geheimnis, das bald schon ans Tageslicht des irrealen Wiener-Horrorwahnsinns kommen wird, begleitet von einem filmgeschichtlich äußerst prominenten Vampir-Gast und Schurken, der sich zum parteipolitischen Führer seiner Kreaturenwählerschaft aufschwingt.

Viel mehr sei von dem an Volten und übernatürlichen Wirrungen reichen Plot der „Beasts Like Us“ nicht verraten. Die acht Folgen der tatsächlich äußerst komischen Horror-Comedy wissen mit Charme und Genreliebe zu überzeugen. An ihrer großen Leidenschaft für „Twilight“-Filme hält Natalie – trotz des hoffnungslos verklärten Vampirbilds – fest. Die beiden jungen Männer liefern sich angesichts gravierender bevorstehender Lebensentscheidungen bedeutungsvolle, imaginäre Lichtschwertkämpfe. Referenzen an Serienvorbilder wie „Supernatural“, „Buffy“ und „The Walking Dead“ halten genauso Einzug wie das Dating-Material romantischer Komödien. Satirische Hiebe in Richtung „politischer Korrektheitskultur“ gelingen den Machern augenzwinkernd und ohne Häme. Wir Zuschauer lernen zweierlei: Erstens versteht es die menschliche Gattung, sich mit jeder noch so haarsträubenden Situation zu arrangieren. Und zweitens ist so eine Zombieapokalypse wirklich kein Weltuntergang!  

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