Komödie | Deutschland 2024 | 96 Minuten

Regie: Shirel Peleg

Ein skrupelloser Journalist schreibt aus Rache einen gehässigen Artikel über eine Berliner Paartherapeutin, wird von seinem Chef aber gezwungen, selbst eine Therapie bei ihr zu absolvieren. Während eines Seminars an der Ostsee verlieben sich die beiden Stadtneurotiker. Doch bis zu seiner seelischen Läuterung müssen beide reichlich Beziehungshindernisse aus dem Weg räumen. Die romantische Komödie kommt durch die männliche Hauptfigur, die recht plakativ als unsympathischer Chauvinist gezeichnet ist, nur schwer in Gang. Die allzu vorhersehbare Inszenierung wartet mit schablonenhaften Versatzstücken und einer allzu plakativen Musik auf. Pointierte Wortwechsel und hübsche Einfälle können dies nicht ausgleichen. - Ab 14.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2024
Produktionsfirma
UFA Fiction
Regie
Shirel Peleg
Buch
Antonia Rothe-Liermann · Malte Welding
Kamera
Stephan Burchardt
Musik
Jasmin Reuter
Schnitt
Yvonne Tetzlaff
Darsteller
Rosalie Thomass (Maria) · Laurence Rupp (Karl) · Cora Trube (Hedi) · Jakob Schreier (Zolt) · Jerry Hoffmann (Anton)
Länge
96 Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Komödie | Liebesfilm | Romantische Komödie
Externe Links
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Romantische Komödie über einen kaltschnäuzigen, bindungsgestörten Journalisten, der sich mit einer Paartherapeutin anlegt und unerwartete Gefühle entwickelt.

Diskussion

Romantische Filmkomödien gibt es wie Sand am Meer – und offensichtlich doch nie genug. Mit „Die Liebeskümmerer“ startet nun die neueste deutsche Variation des Genres; als lose Vorlagen dienten der Ratgeber "Goodbye Herzschmerz" und die Agentur "Die Liebeskümmerer" von Elena-Katharina Sohn. Nach der Trennung von ihrem damaligen Lebensgefährten gründete Sohn 2011 in Berlin die Agentur, in der sie und ihr Team Menschen mit Liebeskummer helfen, ihren Weg aus dem Schmerz zu finden. Als Regisseurin  engagierte die Produktionsfirma UFA Fiction Shirel Peleg, die vor vier Jahren als Debütspielfilm die freche Culture-Clash-Komödie "Kiss Me Kosher" über ein deutsch-israelisches Lesbenpaar vorgelegt hat.

Nachholbedarf an echten Gefühlen

Der skrupellose junge Journalist und Frauenheld Karl (Laurence Rupp) aus Berlin wird von seiner aktuellen Freundin vor die Tür gesetzt. Sie verweist auf ihre Therapeutin Maria (Rosalie Thomass), die die Mutmaßung geäußert hat, Karl sei bindungsunwillig. Die alleinziehende Mutter von Hedi (Cora Trube) hat nach eigenen einschlägigen Erfahrungen eine Agentur ins Leben gerufen, die von Liebeskummer geplagten Menschen darin unterstützt, aus der Misere herauszufinden. Der erboste Karl will sich rächen, indem er Maria für das Magazin "Splash" interviewt und einen gehässigen Artikel über sie veröffentlicht, der ihr einen ausgeprägten Geschäftssinn und Schwindelei unterstellt.

Weil der frisch Verlassene den tendenziell frauenfeindlichen Artikel aber ohne vorherige redaktionelle Kontrolle publiziert hat, zieht sein Chef die Konsequenzen und stellt ihn ohne Bezüge frei. Als Karls Jobsuche trotz mehreren Anläufen scheitert, bittet er den Redaktionsleiter um eine letzte Chance. Der stimmt unter den Bedingungen zu, dass Karl einen ehrlichen Artikel über Liebeskummer schreibt und bei Maria eine Herzschmerztherapie absolviert. Widerwillig fährt der Journalist zu ihrem Seminar in einem idyllisch gelegenen Hotel an der Ostseeküste, wo er zunächst andere Teilnehmer:innen mit seinen kaltschnäuzigen Sprüchen vor den Kopf stößt. Doch so schnell gibt Maria ihre therapeutischen Bemühungen um Karl nicht auf. Und der öffnet schließlich der charmanten Frau sein Herz.

Kein geborener Verführer

"Die Liebeskümmerer" hat ein schweres Handicap. Der Chauvinist Karl ist so abschreckend und unsympathisch gezeichnet, dass man nicht nachvollziehen kann, dass irgendeine Frau überhaupt auf einen solch kaltherzigen Blender hereinfallen können. Und spätestens bei der ersten Gruppensitzung an der Ostsee, in der Karl die Teilnehmer:innen reihum beleidigt oder respektlos behandelt, wird klar, dass dieser Typ einen emotionalen Intelligenzquotienten von null hat. Warum also sollten die Zuschauenden sich für ihn interessieren? Zum Glück bleibt das im Film nicht dauerhaft so. Zudem versteht es Laurence Rupp, seine eindimensionale Figur richtig fies zu verkörpern, ehe er dann doch dessen verletzliche Seite unter der harten Schale offenbaren darf.

Im Gegenzug ist die warmherzige Therapeutin und Mutter so verständnisvoll angelegt, dass man zu Recht befürchten muss, dass die nächste emotionale Enttäuschung nach der unglücklichen Beziehung mit einem engagierten Pinguinforscher nicht lange ausbleiben kann. Umso schneller hat Rosalie Thomass als sanftmütige Herzschmerzheilerin unsere Sympathien gewonnen. Wobei wir uns gleich über das Drehbuchklischee über inkonsequente Psychotherapeuten ärgern, die sich auf keinen Fall in einen Patienten verlieben dürfen und dann doch in die Liebesfalle stolpern.

Klischees und Standards

Überhaupt ist das Drehbuch von Antonia Rothe-Liermann ("Zwischen uns die Mauer") und Malte Welding ("Es ist nur eine Phase, Hase") recht vorhersehbar und gespickt mit schablonenhaften Versatzstücken des romantischen Irrungen-und-Wirrungen-Genres. Das gilt für Spaziergänge zum Sonnenuntergang am Ostseestrand ebenso wie für den wohlfeilen Trick eines Herzensbrechers, der genau weiß, dass der beste Weg ins Herz einer Mutter darin besteht, das Vertrauen ihrer halbwüchsigen Tochter zu gewinnen.

Außerdem kommt die Wandlung des bindungsunwilligen Egozentrikers zum mitfühlenden Lover viel zu schnell und unmotiviert, um glaubhaft zu sein. Unglaubwürdig ist auch, dass Karl sein Machwerk überhaupt auf eigene Faust veröffentlichen kann und sich dann über die harte Konsequenz seines Regelbruchs wundert. Dazu passen eine allzu plakative Begleitmusik und sentimentale Popsongs, die oft genug nur das unterstreichen, was die Szene ohnehin schon zeigt.

Die dürftige Gesamtperformance wird nur wenig gebessert durch einige pointierte Wortwechsel und hübsche Einfälle wie die Lass-Los-Box, in der therapierte Herzschmerzopfer ein Erinnerungsstück deponieren müssen, oder ein anspielungsreicher Dialog über das Liebesleben des "Star Wars"-Draufgängers Han Solo.

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