Das Signal
Drama | Deutschland 2024 | 240 (vier Folgen) Minuten
Regie: Sebastian Hilger
Filmdaten
- Produktionsland
- Deutschland
- Produktionsjahr
- 2024
- Produktionsfirma
- Bon Voyage Films
- Regie
- Sebastian Hilger · Philipp Leinemann
- Buch
- Florian David Fitz · Nadine Gottmann · Kim Zimmermann · Sebastian Hilger
- Kamera
- Jan Prahl
- Musik
- Michael Brook
- Schnitt
- Achim Seidel · Christoph Strothjohann
- Darsteller
- Florian David Fitz (Sven) · Peri Baumeister (Paula) · Yuna Bennett (Carlotta) · Nilam Farooq (Mira Hiraj) · Hadi Khanjanpour (Hadi)
- Länge
- 240 (vier Folgen) Minuten
- Kinostart
- -
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Drama | Mystery | Science-Fiction | Serie
- Externe Links
- IMDb | JustWatch
Science-Fiction-Mehrteiler über ein Vater-Tochter-Gespann, das dem rätselhaften Verschwinden der Frau und Mutter, einer Astronautin, nachspürt.
Wenn die Sinneszellen, die fürs Hören verantwortlich sind, zerstört werden oder von Geburt an nicht funktionsfähig sind, lässt sich das nicht mehr ändern; eine Regeneration ist nicht möglich. Gegen die Taubheit hilft dann nur ein Cochlea-Implantat, bei dem Elektroden im Innenohr Signale an den Hörnerv weitergeben. Charlie (Yuna Bennett), die zehnjährige Tochter von Paula (Peri Baumeister) und Sven (Florian David Fitz), ist taub zur Welt gekommen und trägt seit früher Kindheit beidseitig solche Implantate. Die Hörhilfen erlauben es ihr, anderen Menschen zuzuhören und mit ihnen zu kommunizieren. Ans Klangspektrum des natürlichen Hörens reichen sie aber nicht heran. Wie großartig wäre es, wenn es einen Weg gäbe, kaputte Zellen wie die in Charlies Innenohr zu reparieren? Was für ein Quantensprung wäre das übers Hören hinaus für das menschliche Streben, vielleicht auch dem Alter und dem Tod Einhalt zu gebieten!
Ein mysteriöses Signal aus dem All
Die Wissenschaftlerin Paula sucht nach einem solchen Weg, und zwar im Weltraum. Mit Hilfe einer indischen Milliardärin (Sheeba Chaddha) konnten sie und ihr Kollege Hadi (Hadi Khanjanpour) gerade einen Forschungsaufethalt auf der ISS absolvieren; Sven und Töchterchen Paula warten nun sehnsüchtig auf die Rückkehr der Astronautin. Bei der Landung der Raumkapsel auf der Erde vergehen bange Schrecksekunden; doch dann sitzen Paula und Hadi bald in einem Flugzeug, das sie heim nach Deutschland bringen soll. Doch plötzlich verschwindet die Maschine mit 170 Passagieren an Bord spurlos über dem Ozean. Wrackteile tauchen auf. Sven und Charlie scheinen akzeptieren zu müssen, dass Paula verunglückt ist.
Doch es gibt Irritationsmomente. Etwa ein kryptischer Anruf von Paula nach der Landung aus dem All. Unstimmigkeiten bei Zeitangaben. Oder Verdächtigungen, die gegen Paula laut werden, als Aufnahmen aus dem Cockpit des verunglückten Flugzeugs darauf hindeuten, dass Paula und Hadi den Absturz selbst verursacht haben könnten. Sven versucht zwar, die Hoffnungen seiner Tochter zu bremsen, dass Paula noch am Leben sein könnte. Doch auch ihm schwant, dass etwas nicht stimmt. Bald steckt er mitten in einem Rätsel, das mit dem zu tun hat, was Paula und Hadi auf der ISS entdeckt haben. Sie sind auf ein Signal gestoßen, das sich nach einer menschlichen Stimme anhört, aber nicht von der Erde kommt, sondern aus den Weiten des Weltraums.
Schauträchtiges Genre-Unterhaltung
Zwar ist der deutsche Science-Fiction-Mehrteiler weit vom großen Blockbusterkino entfernt. Er liefert mit seinen Szenen, die im Weltraum und auf der ISS-spielen, wenn sich in Rückblenden die Geschehnisse von Paulas Forschungsaufenthalt entfalten, aber durchaus schauträchtige Genreunterhaltung auf internationalem Niveau. Erzählerisch flirren die großen Themen von „Interstellar“ bis „Arrival“ durch die Story der Serienschöpfer Nadine Gottmann und Sebastian Hilger. Kann der Fortschrittsglaube daran Bestand haben, die Menschheit könne technisch, vor allem aber auch moralisch über sich hinauswachsen und ihre Probleme und Zwiste in den Griff bekommen, die seit dem „Space Age“ und dem Kalten Krieg ja nicht weniger, sondern eher noch komplexer und unüberschaubarer geworden sind? Blickt die Menschheit, wenn sie zu den Sternen sieht, mit Angst oder mit Hoffnung auf das, was es in der Unendlichkeit des Alls zu entdecken gibt? Wie ist es um die Fähigkeit zum Austausch, zu friedlicher Kommunikation bestellt? Und welche ethischen Grenzen sind dem Wissensdurst und dem menschlichen Handeln gesetzt?
Mystery zwischen Familiendrama, SciFi und Krimi
Die Betonung liegt dabei allerdings auf „flirren“. Anstatt anhand solcher Themen das philosophische Fass um die „conditio humana“ im 21. Jahrhundert ernsthaft aufzumachen, reißt sie das Drehbuch nur an. Darüber hinaus halten sich die vier Folgen lieber an einen spannenden, wenn auch mitunter etwas unplausiblen Mystery-Plot, der zwischen Familiendrama, Krimi und Science-Fiction changiert. Wobei die „Science“ in der „Fiction“ etwas kurz kommt. So bleibt gänzlich unklar, warum das Forschungsprojekt Hadi und Paula ausgerechnet auf die ISS führte. Eine „Was ist Wahn, was ist Wirklichkeit?“-Volte, die in die Rückblenden um den ISS-Aufenthalt eingebaut und wenig unglaubwürdig an einer psychischen Erkrankung von Paula festgemacht wird, wirkt eher wie ein Lückenfüller denn eine stimmige Erweiterung der Figuren.
Der auf der Erde angesiedelte Handlungsstrang um die großartige Kinderdarstellerin Yuna Bennett und Florian David Fitz, der als erschütterter Ehemann und Vater eines außergewöhnlichen Kindes wie schon in „Wochenenedrebellen“ eine liebenswerte Figur abgibt, erweist sich dagegen als Motor der Mini-Serie. Er folgt dem bewährten Muster eines „Whodunit“, entlang der Frage, wer oder was das Flugzeug mit Paula und Hadi zum Absturz gebracht hat und was hinter den Botschaften steckt, die Paula hinterlassen hat. Dass einem spätestens nach den ersten beiden Folgen schwant, wer der Übertäter ist, mindert zwar den Überraschungseffekt der Plottwists. Doch dank der wohldosierten Action und der namhaft verkörperten Nebenfiguren (von Meret Becker als Kripo-Kommissarin über Katharina Schüttler als Assistentin der indischen Milliardärin bis zu Katharina Thalbach als kauzige Verschwörungstheoretikerin) liefert „Das Signal“ solide Unterhaltung.
Hört uns jemand?
Das Spiel mit Motiven rund um gelingende und scheiternde Kommunikation zieht sich als roter Faden durch die Geschichte. Und gipfelt in einer melancholischen Referenz an das wohl ambitionierteste Kommunikationsprojekt der Menschheit, die sogenannten „Golden Records“, die in den 1970er-Jahren mit den Raumsonden Voyager 1 und Voyager 2 ins All geschossen wurden. Sie enthalten freundliche Nachrichten für außerirdische Mit-Lebewesen: „Wir treten aus unserem Sonnensystem ins Universum auf der Suche nach Frieden und Freundschaft, um zu lehren, wo wir darum gebeten werden, um zu lernen, wenn wir Glück haben. Wir sind uns ganz und gar bewusst, dass unser Planet und alle seine Bewohner nichts als ein kleiner Teil des uns umgebenden, immensen Universums sind, und wir machen diesen Schritt mit Demut und Hoffnung.“ Was sich auch ein knappes halbes Jahrhundert später eher wie ein unerfülltes Versprechen auf menschliche Einsicht anhört – ein Ideal, noch immer unerreicht, aber zumindest als Utopie lebendig.