Das Geheimnis (1994)

Komödie | Deutschland 1994 | 80 Minuten

Regie: Rudolf Thome

Die komplizierten Beziehungskonflikte einiger junger Frauen und Männer verlagern sich aufs Land, wo sie einen unbeschwerten Tag verbringen, der für eine der Frauen mit einer wundersamen Begegnung endet: Ein Mann namens Jesus verbringt ein Nacht mit ihr, stirbt während der Liebesnacht und verschwindet. Eine leichtgewichtig-unterhaltsame Komödie über die Banalitäten von Alltag und Beziehungen, mit der Thome seinen Zyklus "Formen der Liebe" fortsetzt. Auf Dauer plätschert der Film jedoch allzu unverbindlich dahin und teilt vor allem nichts von dem spielerisch angedeuteten Umgang mit dem Wunderbaren und Geheimnisvollen mit. - Ab 16 möglich.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
1994
Produktionsfirma
Moana
Regie
Rudolf Thome
Buch
Rudolf Thome
Kamera
Reinhold Vorschneider
Musik
Uli Beckerhoff
Schnitt
Bernd Euscher
Darsteller
Adriana Altaras (Lydia) · Idil Üner (Sarah) · Johannes Herrschmann (Walter) · Wolfgang Böhmer (Karlheinz) · Christiane Radlach (Anita)
Länge
80 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16 möglich.
Genre
Komödie | Liebesfilm
Externe Links
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Diskussion
Angenommen, Sie wohnen allein irgendwo auf dem Land, umgeben von Feldern, Wiesen, Kühen und Gänsen. Da klopft es eines Abends an der Tür, und draußen steht ein fremder Mann in einem etwas abgerissenen Straßenanzug. Er trägt ein Kreuz auf der Schulter und sagt, er sei Jesus Christus. Sie würden dem Mann wahrscheinlich nicht glauben. Doch der Mann sieht aus wie der Schauspieler Marquard Bohm. Und Marquard Bohm ist man geneigt, alles zu glauben. Der 34jährigen Journalistin Lydia geht es ähnlich. Nachdem der wortkarge Fremde ihr erklärt hat, daß die Liebe das Geheimnis des Universums sei, serviert sie ihm Spaghetti und nimmt ihn schließlich sogar mit ins Bett. Am Morgen danach ist "Jesus" tot und Lydia schwanger (was sie freilich erst später merken wird). Am Abend, als Freunde zu Besuch kommen, treffen sie auf eine noch immer völlig verwirrte Lydia. Doch als sie ihnen den mysteriösen Leichnam zeigen will, ist der Tote weg. Nur sein Erkennungszeichen hat er dagelassen: das Kreuz.

Die Geschichte klingt nach Monty Python oder Herbert Achternbusch, ist jedoch keineswegs blasphemisch - zumindest nicht blasphemisch gemeint. Denn Rudolf Thome ist es bekanntlich durchaus ernst mit dem Wunderbaren, was freilich einen spielerischen Umgang damit nicht ausschließt. Die seltsame "Begegnung der Dritten Art" ereignet sich ungefähr in der Mitte - also im Zentrum -seines Films und dauert nur einige Minuten. Was eigentlich schade ist. Nicht nur, weil es der einzige Auftritt Marquard Bohms bleibt, sondern weil der Rest des Films eine schlichte Beziehungskomödie mit jenen Stärken und Schwächen ist, die allen Versuchen Thomes in diesem Genre anhaften. Nachdem er zuletzt mit "Die Sonnengöttin" (fd 30 591) ein mit Bedeutsamkeit überfrachtetes Werk inszenierte, setzt Thome hier seinen Zyklus "Formen der Liebe" fort: nach "Das Mikroskop" (fd 26 765), "Der Philosoph" (fd 27 536) und "Sieben Frauen" (fd 27 902) nun also der vierte Akt.

Es beginnt, wieder einmal, in einer Berliner Altbau-Wohnung, wo Lydia gerade mit ihrer neuen Mitbewohnerin Sarah in der Wanne liegt, als plötzlich Karlheinz vor der Tür steht. Der Schriftsteller hat gerade in Spanien seinen ersten Roman geschrieben und muß nun von seiner Geliebten Lydia erfahren, daß ihre Liebe erloschen ist und er sich nach einer neuen Bleibe umsehen muß. Für eine Nacht, so läßt sie ihn wissen, dürfe er jedoch noch bleiben. Abends, auf einer Party, wieder einmal eine Vernissage, treffen Lydia und Sarah auf Anita und Walter. Anita lebt auf dem Land und sucht Gott, und Walter, genannt Vogelweide, lebt in der Stadt und sucht eine Frau. Und da Lydia gerade einen Mann sucht, nimmt sie ihn gleich mit nach Hause. Am nächsten Morgen zeigt sich Karlheinz ob des neuen Gastes am Frühstückstisch arg verletzt. Doch zum Trost macht ihm Sarah schöne Augen. Man beschließt, gemeinsam eine Landpartie zu machen und Anita in der schönen Uckermark zu besuchen. Ein angesichts des nicht einfachen Beziehungsgeflechts vergleichsweise unbeschwerter Tag. Als der Abschied naht, steigt überraschend Anita mit in den Wagen. Sie will, wieder einmal, in der Stadt leben. Dafür bleibt Lydia bei den Gänsen. Und dann steht eines Abends "Jesus" vor ihrer Tür.

So man ein Faible für die Banalitäten von Alltag und Beziehungen hat, ist das alles über weite Strecken ganz hübsch anzusehen, und durchaus auch amüsant, zumal die von Peter Lund bearbeiteten Dialoge frischer und mehr nach Leben klingen als in Thomes früheren Filmen. Doch gemessen an der Kunstfertigkeit eines Eric Rohmer, dem es wie kaum einem anderen immer wieder gelingt, den Zauber des Alltäglichen zu inszenieren, plätschert das Ganze doch mehr dahin. Zumal der schönen Landschaft mit einem schwarzen Babyschaf, das auf Zuruf kommt, ein Soundtrack gegenübersteht, der oft wie ein Imitat von Miles Davis' Musik zu "Fahrstuhl zum Schafott" anmutet, dabei aber viel von Kunstgewerbe hat. Dem Presseheft hat Thome wieder ein langes Interview angefügt, in dem er viel über seine Beziehung zum Wunderbaren und Geheimnisvollen erzählt, und was Spaghetti mit Butter und Käse (was hier vorwiegend serviert wird) für ihn bedeuten. Das ist alles schön und gut. Nur teilt es sich in seinem Film nicht mit.
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