Sommer der Liebe

Komödie | Deutschland 1990-92 | 89 Minuten

Regie: Wenzel Storch

Im Jahr 1972 wandelt ein Mann einige Klöster in "Rock-Klöster" um, schart Anhänger um sich und propagiert ein "neues Lebensgefühl". Nach seinem Drogentod ersteht er von den Toten und lebt zufrieden in einem Altenheim. Eine bizarre Komödie, unverhohlen dilettantisch vorgetragen, die hilflos Religions- und Kirchenkritik zu üben versucht. Einige nette Ideen werden bereits im Keim erstickt, was bleibt, ist gähnende Langeweile.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
1990-92
Produktionsfirma
Wenzel Storch
Regie
Wenzel Storch
Buch
Wenzel Storch
Kamera
Wenzel Storch
Musik
Diet Schütte · Iko Schütte · The Butterfields · The Details
Schnitt
Iko Schütte
Darsteller
Jürgen Höhne (Oleander) · Alexandra Schwartz (Jasmin) · Fritzi Korr (Tramperin Fritzi) · Holger Müller (Killer/Wurstverkäufer) · Iko Schütte (Dealer)
Länge
89 Minuten
Kinostart
-
Genre
Komödie
Externe Links
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Diskussion
Seinen "Sommer der Liebe" siedelt der 1961 geborene Regisseur Wenzel Storch 1972 an: da war die Studentenrevolte längst gescheitert. Hippies bereits auf dem Rückzug und die Ikonen der Popmusik (Brian Jones, Janis Joplin, Jimi Hendrix. Jim Morrison) schon tot. Unbeirrt von diesen Eckdaten zimmert Storch einen Film, der das scheinbare Lebensgefühl von einst ironisch (?) beschreiben und zugleich Katholizismus- wie Kirchenkritik üben will. Sein amateurhafter, trotz öffentlicher Förderungen tödlich unterproduzierter Film, versucht sich dabei in der Offensive. Er denkt gar nicht erst an das Kinopublikum, sondern richtet sich ausschließlich an die Kritik, die er provozieren will. Doch Dilettantismus als Stilmittel ist etwas anderes als Dilettantismus aus mangelnder künstlerischer Potenz und handwerklicher Begabung.

In unscharfen, verwackelten Bildern, getrennt von mannigfaltigen Trickblenden, unterbrochen von infantilen Zeichentrick- und Stop-Motion-Filmchen, wird unter Verwendung entfremdender Blenden und Farben die Geschichte von Oleander erzählt, der im Jahre 1972 mehrere Klöster "aufreißt", missioniert, und in Rock-Klöster umwandelt. Der Zuspruch langhaariger Kommunarden ist ihm gewiß, bald bereisen Ex-Nonnen in Begleitung von Gammlerinnen die Republik, Schwester Jasmin versucht, ihrer unerfüllten Liebe mit Freßsucht und Enthaltsamheit zu begegnen, Kräutlein und Krautrock und ein Trip zum Matterhorn kündigen die Rauschgiftwelle an, ein Killer verkauft zerkleinerte Frauen in seiner Popwurst-Bude. Dann stirbt "Religionsstifter" Oleander, der sich im letzten Moment als das Drogenopfer Conny Kramer (den Song von Juliane Werding Anfang der 70er Jahre kennt man vielleicht) zu erkennen gibt, fällt leichenflädderischen Totengräbern zum Opfer, daß das Blut nur so spritzt, dann ersteht er endlich auf und findet in einem Frauenaltersheim sein Gnadenbrot.

Ein jämmerlicher Film, der mehr Mitleid erregt als provoziert. Es ist unschwer zu übersehen, das Ex-Messdiener Storch sich am Katholizismus abarbeitet, doch dem Zuschauer mit einem derart gerüttelt Maß an Unvermögen und Ungereimtheiten auf die Nerven zu fallen, das ist unverfroren. Storch, der damit kokettiert, durch seine beiden Filme ("Der Glanz dieser Tage", 1987-89) ein erkleckliches Sümmchen an Schulden angehäuft zu haben, stünde finanziell um einiges besser da, wenn er seine Filme einfach nicht gemacht hätte. Er liefert persönliche Kopfgeburten, die nur ihn interessieren, und so ist es schon ein kleiner Skandal, daß "Sommer der Liebe" mit Mitteln der Filmbüros Hamburg und Nordrhein-Westfalen finanziert wurde. Denkt man in diesen Gremien, Kirchenkritik, egal wie sie umgesetzt wird, sei allemal förderungswürdig? Das Ergebnis ist jedenfalls ein Film. der einem den Feierabend gründlich vergällt, nicht so sehr seiner Aussagen wegen, die beliebig und an den Haaren herbeigezogen sind, sondern wegen seiner Machart, die evoziert. auch noch der größte Schwachsinn könnte Kunst sein. Wenzel Storch, der nach eigener Aussage (Presseheft) zwischen 1983 und 1986 mit LSD experimentierte, scheint noch immer auf seinem Trip zu sein. Dies ist allerdings allein sein Problem, er sollte es nicht zum Problem des Kinogängerns stilisieren.
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