Was
ist die Aufgabe von Künstlern, die am eigenen Leib Unrecht erleben oder Zeuge
davon werden? Stehen sie nicht geradezu in der Pflicht, diese Erfahrungen kreativ
zu verarbeiten? In einer Schlüsselszene von Christian Petzolds „Transit“ stellt
der US-Konsul in Marseille diese Frage seinem Gegenüber, der sich als
Schriftsteller vorgestellt hat. Georg hat diese Identität eines Autors, dessen
Tod er bei der Flucht aus Deutschland miterlebte, zwar nur angenommen, aber dennoch
eine treffende Antwort parat. Die Frage des Konsuls erinnere ihn an
Schulzeiten, als Ferien, Ausflüge oder die Weihnachtszeit wohlfeile Anlässe für
Aufsätze waren und damit das jeweilige Ereignis entzauberten. „Ich werde keine
Klassenaufsätze mehr schreiben“, lautet Georgs Fazit, der nichtsdestotrotz
Trost in den Texten des toten Schriftstellers findet: „Nur dadurch, dass der
Schriftsteller darüber geschrieben hatte, fühlte er schon besser.“
Themen
wie Rollen, Verantwortung oder Freiheit von Künstlern, seien es Schriftsteller,
Musiker oder Filmemacher, gehörten in zahlreichen Variationen zu den prägenden
Themenkreisen der 68. „Berlinal