Die
Wahrnehmung von Transgender-Menschen und Transidentität hat sich nicht nur in
der Gesellschaft, sondern auch im Kino in den letzten Jahren gewandelt. Vermehrt
zeigen Filme die existenzielle Herausforderung, die eigene Identität ausleben
zu dürfen, auch angesichts eines oft zumindest argwöhnischen Umfelds. Das
belgische Drama „Girl“ zeigt aktuell, wie schwer dieser Zwiespalt gerade für Jugendliche
in der Pubertät ist, und hat darin bereits einige Vorgänger.
Ein Trailer Park in Lincoln, Nebraska. Hier findet in einem Wohnwagen gerade etwas statt, das ein Leben
verändern wird. „Kürzer. Noch kürzer“, hört man eine Stimme. Erst dann sieht
man einen Burschen, der seine neue Frisur begutachtet. Er glättet ein paar
widerspenstige Strähnen mit Spucke und lächelt. „Das ist das Abartigste, was
ich je gesehen habe!“, findet Lonny, der die Haare geschnitten hat. Doch der
andere scheint das kaum zu hören, erkennt er doch im Spiegel endlich die
Person, die er innerlich schon lange ist und äußerlich herbeigesehnt hat: einen
jungen Mann, groß, schlaksig, mit vollen Lippen im schmalen Gesicht und einer
beeindruckenden Beule in der Hose, wobei ihm so viel ausgestellte Männlichkeit
dann doch zu viel ist. Er zieht eine der beiden zusammengerollten Socken aus
dem Schritt, überprüft sein Profil und ist zufrieden. Aus einem Mädchen namens Teena
Brandon ist Brandon Teena geworden – ein abenteuerlustiger Kerl auf dem Weg zu
einer Rollschuhbahn, wo er ein Date hat.
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Basierend auf einer wahren Begebenheit aus dem Jahr 1993 erzählte
Regisseurin Kimberly Peirce in ihrem Debüt „Boys Don’t Cry“ (1999)
eine Geschichte, die bekanntermaßen nicht
gut ausgeht. Brandon wird Opfer einer Gesellschaft, die alles Nicht-Konforme
ablehnt und darüber hinaus extrem homophob ist. Denn er wird, als sein
Geheimnis herauskommt, von seinem Umfeld nicht als transident, also in seinem
Fall als jemand, der von Geburt aus weiblich ist, sich diesem Geschlecht aber
nicht zugehörig fühlt, wahrgenommen. Vielmehr wird er als Frau gesehen, die
sich männlich gibt und auf Mädchen steht. In den Augen seiner Mitmenschen ist
er folglich ein „dyke“, herablassend für Lesbe. Noch schlimmer ist allerdings,
dass Brandon der bessere Mann ist. Die Herzen der Frauen fliegen ihm nur so zu,
ist er doch zärtlicher und v