Der „Production Code“ der Filmindustrie
Hollywoods, dem sich zwischen 1934 und Mitte der 1960er-Jahre alle
amerikanischen Produktionen, die auf eine landesweite Auswertung spekulierten,
unterwerfen mussten, trägt gelegentlich seltsame Spuren in die Filme ein. So
zum Beispiel in Mervyn LeRoys „Waterloo Bridge“ („Ihr
erster Mann“/„Abschied auf Waterloo Bridge“, 1940), einem Film, in dem es sehr
zentral um Prostitution geht; in dem das Wort „prostitution“ aber kein einziges
Mal fällt. Wenn die Hauptfigur des Films, Myra (Vivien Leigh), sich dazu entschließt, ihr Geld mit Sex zu
verdienen, wird das stattdessen, in einer der außergewöhnlichsten Filmszenen,
die mir in letzter Zeit begegnet sind, über ihren Blick kommuniziert.
Zu Beginn steht Myra, mit dem Rücken zur
Kamera, in einer Ausbuchtung der Londoner Brücke, die dem Film ihren Namen
gibt. Und zwar genau an derselben Stelle, an der zu Filmbeginn ihr
Love-Interest, Roy (Robert Taylor),
gestanden hatte und von der aus die Liebesgeschichte der beiden ihren Ausgang
genommen hatte. Nun ist Roy fort, im Krieg, Myra hält ihn sogar für tot und nun
ist sie die verlorene Seele auf der