Black Friday for Future

Komödie | Frankreich 2023 | 120 Minuten

Regie: Olivier Nakache

Zwei bis über die Ohren verschuldete Franzosen schlagen sich mit kleinen Schummeleien durchs Leben und geraten eher durch Zufall in eine Gruppe militanter Umweltschützer. Sie beteiligen sich an deren Aktionen, allerdings eher in der Absicht, diese für ihre eigenen Zwecke zu nützen. Die unterhaltsame Komödie reiht viele lustige Momente um Missverständnisse und zwischenmenschliche Verwicklungen aneinander, ohne dass daraus eine stimmige Geschichte entstehen würde. Auch die Gesellschaftskritik bleibt eher oberflächlich, da die Konflikte zwischen hehren Anliegen und Eigennutz aufgesetzt wirken. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
UNE ANNÉE DIFFICILE
Produktionsland
Frankreich
Produktionsjahr
2023
Produktionsfirma
Gaumont/Quad Prod./Ten Cinéma/TF1 Films Prod.
Regie
Olivier Nakache · Éric Toledano
Buch
Olivier Nakache · Éric Toledano
Kamera
Mélodie Preel
Musik
Grandbrothers
Schnitt
Dorian Rigal-Ansous
Darsteller
Pio Marmaï (Albert, genannt "Poussin") · Jonathan Cohen (Bruno, genannt "Lexo") · Noémie Merlant (Valentine, genannt "Cactus") · Mathieu Amalric (Henri Tomasi) · Grégoire Leprince-Ringuet (Quinoa)
Länge
120 Minuten
Kinostart
28.12.2023
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Komödie
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
Leonine
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Komödie um zwei bis über beide Ohren verschuldete Franzosen, die sich eher aus Zufall einer militanten Umweltgruppe anschließen.

Diskussion

Wie wollen wir auf unserem von Umweltzerstörung heimgesuchten Planeten leben? Konsumieren wir unverdrossen weiter oder richten wir unsere Lebensweise nach ökologischen Gesichtspunkten aus und üben uns womöglich sogar in radikalem Verzicht? „Black Friday for Future“ behandelt diese Fragen komödiantisch und lässt Vertreter verschiedener Weltanschauungen aufeinanderprallen, die normalerweise wenig miteinander zu tun hätten.

In der Welt des grenzenlosen Konsums

Dass viele Menschen keinen Zusammenhang zwischen ihrem eigenen Konsumverhalten und dessen Folgen für die Umwelt herstellen, lässt sich an dem Protagonisten Albert (Pio Marmaï) besonders gut erkennen. Albert ist Einzelkämpfer, der immer nur auf den Kauf des nächsten Sonderangebots aus ist, von dessen Weiterverkauf er sich eine lohnende Gewinnmarge verspricht. Als er an einem „Black Friday“ vor einem Medienmarkt einen preiswerten Fernseher erstehen will, wird die Eröffnung des Geschäfts von Umweltaktivisten blockiert. Sie rufen den Schnäppchenjägern konsumkritische Parolen entgegen, was Albert mit höhnischen Bemerkungen quittiert. Schließlich schafft er es doch, ein TV-Gerät zu kaufen, das er umgehend an Bruno (Jonathan Cohen) liefern will, mit dem er auf einem virtuellen Markt für Kleinanzeigen in Kontakt getreten ist.

Doch als er vor dessen Haus ankommt, findet er einen mit Antidepressiva vollgestopften Mann vor, dessen Hab und Gut gerade zwangsversteigert wird. Albert rettet ihm sogar das Leben, da Bruno fast an seinem eigenen Erbrochenem erstickt. Kurz darauf lernt er Brunos Schuldenberater Henri (Mathieu Amalric) kennen. Es stellt sich heraus, dass nicht nur Bruno hochverschuldet ist, sondern auch Albert. Er arbeitet in der Gepäckabfertigung an einem Pariser Flughafen, wo er auch übernachtet, da er sich keine Wohnung mehr leisten kann. Mit den Erlösen, die er bei seinen diversen Verkaufsaktionen erzielt – darunter sind auch vom Zoll abgelehnte Gepäckstücke –, zahlt er mühsam seine Schulden ab. Doch die türmen sich mittlerweile auf eine Summe von fast 100.000 Euro auf.

Alle gegen die Bank

Bei einer Gratisverkostung von abgelaufenen Lebensmitteln durch die radikale Umweltgruppe „Objectif Terre“, die auch schon den Mediamarkt blockiert hatte, lernen beide Männer deren charismatische Anführerin Cactus (Noémie Merlant) kennen. Albert verguckt sich in die hübsche Frau und nimmt zusammen mit Bruno an mehreren ihrer Aktionen teil, wenn auch nicht ohne Hintergedanken. Da ihre Anträge auf Entschuldung abgelehnt wurden, stacheln sie die Umweltgruppe an, die Banque de France als Symbol des umweltzerstörerischen westlichen Finanzkapitals zu besetzen. Dort wollen die beiden Kumpel ihre hinterlegten Akten manipulieren.

In ihrem achten Spielfilm lotet das Regie-Duo Olivier Nakache und Éric Toledano erneut ein gesellschaftlich relevantes Thema aus und versucht, konträre Lebensentwürfe auf einer menschlichen Ebene miteinander zu vereinen. Das führt zu Überzeichnungen durch witzige Einzeiler, burleske Situationen oder Ellipsen. Kritisiert wird dadurch jedoch kaum jemand. Alles erscheint nachvollziehbar, wenn man sich in die Figuren hineinversetzt; die Gegensätze lösen sich spielerisch auf.

Idealismus versus Eigennutz

Womöglich ist das angesichts der Unmöglichkeit, Gefahren oder Verfehlungen sich radikalisierender Gruppen – auch wenn sie von hehren Absichten angetrieben werden – in einem Spielfilm erschöpfend zu untersuchen, ein stimmiger Ansatz. Allerdings wird man zuweilen den Verdacht nicht los, dass die Filmemacher das Sujet des Umweltaktivismus eher als opportune Möglichkeit aufgreifen, um ein junges, hippes Publikum ins Kino zu locken. Denn so richtig lassen sich die beiden Stränge des Films nicht miteinander verbinden. Es überzeugt nur teilweise, die Verschuldung als Kollateralschaden eines hohen persönlichen Konsums dem nach Minimalismus strebenden Idealismus gegenüberzustellen. Die Macher ahnen das offenbar auch, da amouröse Verwicklungen, Eifersucht und andere menschliche Schwächen das Handeln der Protagonisten immer stärker bestimmen.

Cactus und Albert reden oft aneinander vorbei, denn sie denkt nur an ihre kämpferischen Aktionen, während er in ihren Worten eine Aufforderung zum Flirten oder mehr verstehen will. Oft ergeben sich komische Situationen aus dem Aufeinanderprallen von Idealismus und Eigennutz. Als Bruno sich bei einer wohltätigen Veranstaltung entscheiden soll, den Preis seines Bieres zwischen 0 und 5 Euro selbst zu bestimmen, entscheidet er sich selbstverständlich für den kostenlosen Beitrag. Dass auch die scheinbar so selbstlosen Umweltaktivisten mitunter von eigensüchtigen Gefühlen angetrieben werden, offenbart sich in den Aktionen von Alberts Nebenbuhler Quinoa, der den Neuling loswerden will. Alle Aktivisten benutzen – meist ökologisch korrekte – Tarnnamen, darunter auch solche wie „Antilope“ oder „Bonbon“, was für weitere Lacher sorgt.

Lauter komische Figuren

Zuweilen wirken einige Aktionen der beiden Freunde in einer digital bestimmten Welt arg unwahrscheinlich, genau wie die Ahnungslosigkeit von Cactus, deren Charakter – im Gegensatz zu denen ihrer beiden männlichen Counterparts – zu eindimensional gezeichnet ist. Dennoch gelingt es dem Darsteller-Trio Pio Marmaï, Jonathan Cohen und Noémie Merlant, ihre Figuren komisch und ansprechend zugleich darzustellen. In einer sehr lustigen Nebenrolle überzeugt zudem Mathieu Amalric, hinter dessen souveräner Fassade als Berater sich in Wirklichkeit ein hilfsbedürftiger Mensch mit einer uneingestandenen Leidenschaft verbirgt.

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