Ein
Nachtclub in den frühen 1950er-Jahren. Ein Jüngling, ein typischer „angry young
man“ dieser Jahre, muss sich erst betrinken, bevor er sich traut, die Sängerin,
deren Lied ihn berührt hat, schüchtern anzusprechen: Sie sei die wunderbarste
Sängerin der Welt. Doch es dauert nur wenige Sekunden, bis er den Moment sofort
ein für alle Mal verdirbt: Sie sei ungemein schön, auch wenn sie eine... Der
junge Mann bringt den Satz nicht vollständig über die Lippen, aber alle, auch
die Zuschauer im Kino wissen, was gemeint ist.
Die
Sängerin Mauri Lynn alias Mauri Leighton, eine Afroamerikanerin, spielt diese Frau in einem von nur
drei Filmauftritten ihres Lebens – es sind Augenblicke für die Ewigkeit, wenn
sie singt, und dann, wenn ihr Gesicht erstarrt, als sie die Beleidigung hört.
Dies ist die großartigste Szene von „The Big Night“ (1951), dem zweiten US-Film des geborenen Amerikaners Joseph
Losey, und einer der seltenen Momente des Hollywood-Mainstream-Kinos, die
Rassismus konkret erfahrbar machen. Als fast beiläufige, gewöhnliche
Alltagserfahrung wird die Diskriminierung hier fühlbar gemacht, die durch ihre
Normalität noch mehr verletzt.