In Ang Lees
„Gemini Man“ (Kinostart: 3.10., zur FILMDIENST-Kritik) wird Will Smith als Auftragskiller im Ruhestand
von seinem jüngeren Klon gejagt. Im Werkstattgespräch berichtet Stuart Adcock,
Leiter des „Facial Motion Department“ bei der Effekte-Schmiede Weta Digital,
wie er und sein Team der Herausforderung begegneten, zusammen mit dem
Hauptdarsteller dessen verjüngte Version glaubwürdig digital zum Leben zu
erwecken – und das mit 120 Bildern pro Sekunde.
Erst einmal eine
sehr grundsätzliche Frage: Bezeichnen Sie das, was Sie tun, eher als Animation
oder als einen „Visual Effect“?
Stuart Adcock: Als wir uns in
diesen Film stürzten, wussten wir, dass es hier um die größte Herausforderung
in Sachen „Visual Effect“ gehen würde, die wir bislang angegangen sind: das
Erschaffen eines völlig glaubwürdigen digitalen Menschen. Aber mit der Zeit fühlte
es sich immer mehr danach an, dass wir keinen reinen „Visual Effect“ mehr
herstellten, sondern als würden wir eine neue Realität erschaffen, eine echte
Person. Deshalb mussten wir auf jedem Level jede kleine Nuance verstehen. Ab
diesem ersten Prozess ging es nicht mehr um ein reines „De-Aging“, also das
Verjüngen eines Schauspielers, und auch nicht mehr darum, einfach mal
Fotomaterial zu manipulieren. Wir haben zuerst ein komplettes Digi-Double, eine
digitale Kopie von Will Smith hergestellt, das heißt des jetzigen Will Smith,
also noch nicht die Version von „Junior“.
Wir
haben uns ein ganzes Jahr dafür gegeben und uns dann erst daran gemacht, zu
verstehen, wie es um die jüngere Version stand. Wir haben so viel Referenz-Material
wie möglich von Will aus der bewussten Zeit herangezogen, wie es nur ging, also
aus der Zeit von „Bad Boys“
und „Der Prinz von Bel-Air“, als er gerade mal 23 Jahre alt war. Und wir haben
versucht herauszufinden, wie sich das alles in unsere digitale Will-Puppe
einbringen lässt. In gewisser Weise kann man das mit einem Musikstück
vergleichen: Wenn man sich eine bestimmte Interpretation vorstellt, muss man
sich erst klarmachen, welche Noten zu spielen sind. Wir sehen also das Ausgangsmaterial
auf dem Notenblatt vor uns. Wenn wir jetzt ein anderes Musikinstrument benutzen,
um diese Noten zu spielen, ist es immer noch dasselbe Musikstück, aber es
klingt ein bisschen anders.
Unsere
Herausforderung bestand darin, mittels „Performance Capture“ mit (dem
gegenwärtigen) Will eine Darbietung herauszuarbeiten, und wenn wir damit
zufrieden waren, haben wir sozusagen das Instrument gewechselt und begonnen,
das Erarbeitete mit dem digitalen jungen Will überzeugend nachzuspielen. Und
immer wieder die Fragen: „Funktioniert das? Ist das auch getreu der Vorlage?
Schauen wir nochmal auf das Referenzmaterial, damit auch wirklich die
Mundwinkel mit seinen etwas volleren Lippen korrekter erscheinen, damit es wirklich
der Vorlage entspricht!“
Will Smith im "Performance Capture"-Modus (mit Mary Elizabeth Winstead)
Unsere
Beobachtungen beruhten dabei auf einer Menge Referenz-Material, aber auch auf
wissenschaftlicher Arbeit. Wir haben eine große Zahl von Forschern hinzugezogen
aus den unterschiedlichsten Wissensgebieten, wir haben uns mit Universitäten
zusammengetan, um Gesichter besser zu verstehen und die Art und Weise, wie sie
über die Zeit altern. Wir hatten nicht gewusst, dass sich die Schädelknochen
regenerieren: etwa alle 10 Jahre erneuern sich bei jedem Menschen alle Knochen,
das
Unsere Webseite verwendet Cookies. Cookies ermöglichen es uns, unsere Seite stetig zu optimieren. Wir können damit die Seitennutzung auswerten, um nutzungsbasiert Inhalte und Werbung anzuzeigen. Weitere Informationen zu Cookies und insbesondere dazu, wie Sie deren Verwendung widersprechen können, finden Sie in unseren Datenschutzhinweisen.Hinweis akzeptierenDatenschutzhinweis