Wahre Macht ist im Kino der Blick über
die ganze Stadt. Die schwindelfreie Aussicht aus einem gläsernen Wolkenkratzer,
durch die Stadtzüge abstrakte Formen und Menschen zu Ameisen werden. Sehen
heißt in einem Bildermedium eben oft auch Herrschen. Man denke nur an „Der
König der Löwen“. Dort wird schon allein durch den Blick des Familienoberhaupts
über die weite Steppe deutlich, was er seinem Sohn auch im Dialog erklärt: „Das
wird einmal alles dir gehören.“ Wo die Figuren des südkoreanischen Filmemachers
Bong Joon-ho leben, ist es stets eng und nie schön. Ihre Aussichten sind
schrecklich. Durch kleine, schmutzige Fenster fällt blasses Licht. Von der Welt
sehen auch sie, was ihnen gehört: nahezu nichts.
Sie hausen in seelenlosen Wohnblöcken,
wie der arbeitslose Akademiker in seinem Langfilmdebüt „Barking Dogs Never Bite“,
oder in einem winzigen Kiosk unter einer gewaltigen Brücke wie die Familie im
Monster-Thriller „The Host“. Wenn die Rebellen in dem
Science-Fiction-Abenteuer „