Nach „Die Verdammten“ um den Niedergang einer Industriellen-Familie, die mit den Nazis kollaboriert, und der Thomas-Mann-Adaption „Tod in Venedig“ war dieser Film über den bayerischen „Märchenkönig“ Ludwig II. (1972) der dritte Teil von dem, was als Luchinos Viscontis „Deutsche Trilogie“ in die Filmgeschichte eingegangen ist – ein geplanter vierter Teil, eine Adaption von Thomas Manns „Zauberberg“ , kam wegen gesundheitlicher Probleme des italienischen Regie-Maestros leider nie zustande.
Der Zeitraum des Films umspannt Ludwigs Laufbahn von der Krönung bis zu seinem Tod im Starnberger See. Seine platonische Liebe zu Elisabeth von Österreich (zurück in ihrer Rolle als „Sissi“, aber ganz anders als in den gleichnamigen Heimatfilmen: Romy Schneider), das vergebliche Bemühen, durch die Freundschaft mit Wagner selbst zu ewigem Künstlerruhm emporzusteigen, innen- und außenpolitische Niederlagen, die zunehmende Verweigerung der Regierungspflichten und schließlich das Wegdämmern in exaltierte Kunstwelten und schleichenden Wahnsinn kennzeichnen den Weg des von Helmut Berger fiebrig-intensiv verkörperten schwulen Monarchen.
Visconti inszeniert, ja zelebriert dieses Leben, in dem es einmal mehr um Dekadenz und Wirklichkeitsverlust geht, in schwelgerisch-schönen Szenenfolgen, deren Rhythmus mehr von musikalischen als erzählerisch-dramaturgischen Erwägungen diktiert scheint. Der Film macht sich Ludwigs entrückt-subjektive Sicht zu eigen, taucht ein in den gefährlichen Sog der großen Bilder voll Suggestion und Illusion; dagegen setzt er aber auch karge, quasi-dokumentarische Kommentarsequenzen, die eine Art kühle Gegenposition zur ästhetisierenden Binnenerzählung darstellen. - Sehenswert ab 16.