Die Filmbewertungsstelle Wiesbaden (FBW) ist ebenso wie das „Kuratorium des jungen deutschen Films“ oder die Murnau Stiftung eine filmkulturelle Institution, deren Bedeutung ständig weiter schrumpft
Seit bald 70
Jahren prädiziert die Filmbewertungsstelle Wiesbaden (FBW) Kinofilme als
„wertvoll“ oder „besonders wertvoll“, angeblich unabhängig, aber doch stets im
Spannungsfeld wirtschaftlicher oder politischer Interessen. Dem schleichenden
Bedeutungsschwund begegnet die FBW ähnlich wie andere filmkulturelle
Institutionen im Umfeld des Biebricher Schlosses: durch Tricks und geschicktes
Networking.
Alle zehn Jahre, spätestens zu Jubiläen, tauchen in den Medien
kritische Würdigungen der Filmbewertungsstelle (FBW) im Wiesbadener Schloss
Biebrich auf. Die Aufregung über die fast 70-jährige Einrichtung samt ihren zum
Teil kuriosen Entscheidungen hat sich über die Jahre jedoch gelegt, vielleicht
auch, weil man die Schlossherrschaft schlichtweg vergessen oder als Relikt
ewiger Wiederkehr hinzunehmen gelernt hat. In einer Zeit, in der ständig alles
unter Effizienzdruck gesetzt und in Frage gestellt wird, hat man hier jede
Anfeindung, jede Sinnfrage unerschrocken überstanden.
Die FBW schreibt die Bestimmung
des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda fort, am Film etwas bewerten
zu wollen, das „staatspolitisch wertvoll“ sei und einem „Kulturwert für das
Erleben deutscher Volksgenossen“ entspreche; das klingt in der Rede vom
„Kulturgut“ Film in der „Verwaltungsvereinbarung“
der FBW nach. Zwar spricht man von „hohem inhaltlichem, künstlerischem oder
kulturellem Wert“, der für ein Prädikat maßgebend sei; abgenommen aber hat das
der FBW wohl noch nie jemand, sei es mit Blick auf deren Prüfpraxis, sei es mit
Blick auf die teils unbeholfene, teils schauerliche Urteilsprosa, die Filme
sprachlich exekutiert, etwa mit dem Argument, sie seien „eindeutig
erziehungsabträglich“, so 1983 bei Manfred Stelzers „Die Schwarzfahrer“.
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Durchgesetzt hat sich das Bild einer Einrichtung, die nicht recht auf
dem Stand der Dinge ist, geschweige denn Neues zu würdigen weiß. Klaus Hebecker
äußerte schon 1961 in den „Nürnberger Nachrichten“ die Befürchtung, hier werde die
„Förderung mittelmäßiger und schlechter Filme und die Degradierung des Mutigen“
betrieben. Die Beispiele aus den folgenden Jahrzehnten scheinen ihm Recht zu
geben: Filme von Herbert Achternbusch,
Pier Paolo Pasolini, Edgar Reitz oder Straub/Huillet gingen leer aus, erfolgreich
waren „Die Trapp-Familie“, „Der Förster vom Silberwald“ oder
„Rambo III“, dessen Prädikat einen
öffentlichen Sturm der Entrüstung in Feuilletons auslöste.
Von der FBW mit dem Prädikat "wertvoll" geadelt: "Rambo III"
Der damalige
Verwaltungschef der FBW, Gerd Albrecht, begab sich 1988 im „Deutschen
Allgemeinen Sonntagsblatt“ auf das dünne Eis öffentlicher Einlassung zur inhaltlichen
Legitimierung einer unabhängigen Entscheidung, die er selbst gar nicht zu
verantworten hatte und die in einer anderen Konstellation im Gremium auch hätte
anders ausfallen können.
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