Einen „Jahrgang von jungen Filmschaffenden, der die Augen offenhält und sich an den aktuellen gesellschaftlichen Debatten beteiligt“, versprach der Katalog zum Programm des 42. Filmfestivals Max Ophüls Preis – durchaus zu Recht. Wobei die künstlerisch spannenden Arbeiten mitunter abseits der Checkliste der drängenden Gegenwartsprobleme zu finden waren.
Die 42. Ausgabe des Filmfestivals Max Ophüls Preis Saarbrücken (18.1.-24.1.2021) fand in diesem Jahr online statt. Mit reduziertem Programm, aber durchaus professionell und mit bemerkenswertem Enthusiasmus präsentiert. Was indessen spürbar fehlte, war die Atmosphäre vor Ort: Die Gespräche über Filme vor dem Betreten des Kinosaales, die zufälligen Begegnungen, die Wartezeiten, die weitergesagten Tipps, die aus der Zeitnot geborenen Improvisationen im Hinblick auf die Auswahl der Filme, die spontane Resonanz auf die Werke im rappelvollen Kinosaal. Letztlich fehlte das Kino selbst, um die so geschätzte Saarbrücker Atmosphäre von Neugier und Stolz auf den jeweiligen Film zu übertragen.
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Wenn man zur Vorbereitung des
virtuellen Festivalbesuchs in Saarbrücken im Katalog blätterte, stellte
sich allerdings ein Gefühl des beklommenen Missbehagens ein. Unter der
etwas seltsam
anmutenden Überschrift „Uns gehört die Welt!“ konnte man Sätze lesen
wie:
„Ureinwohner-innen, die um ihr Mutterland kämpfen, Berge von
Wohlstandsmüll,
ausgelagert vom Westen ins Anderswo. Fluchtbiografien. Das
kapitalistische
System ist ein nimmermüder Krake, der sich als zerstörerisches Prinzip
durch
eine Vielzahl von Filmen zieht.“ An diesen Text schloss sich eine kurze
Passage
durchs Festivalprogramm ab, die klarstellen sollte, dass „wir“ (also
die Festivalbesucher-innen) es 2021 mit einem „Jahrgang von jungen
Filmschaffenden" zu tun bekommt, "der die Augen offenhält und sich an
den aktuellen
gesellschaftlichen Debatten beteiligt“.
Zu diesen
gesellschaftlichen Debatten lieferten die Katalogtexte dann auch genau die entsprechenden
Stichworte, die in ihrer Absehbarkeit eher ermüden als neugierig
machen. Als da wären (eine kleine Auswahl): ein „unter dem utilitaristischen
Naturverständnis der zeitgenössischen Zivilisation“ leidendes „indigenes Volk
in Chile“, die „Auswirkungen von illegal lagerndem Giftmüll an Somalias Küste“,
„Elektroschrott aus Europa in Ghanas Hauptstadt Accra“, „politisch-religiöser
Terror (…) durch die ISIS-Diktatur“, „Seenotrettung“ im Mittelmeer, „Kampf
gegen soziale Missstände und für Klimaschutz und den Erhalt der Demokratie“ in
Chile, Uganda und Hongkong oder „Verfilzungen von Kommunalpolitik und
Investoreninteresse“ am Beispiel eines Ostseebades.
Die Checkliste der Gegenwartsprobleme
Kurzum: Die zutiefst
neugierigen und überdies reisefreudigen Filmschaffenden des aktuellen
Festivaljahrgangs sollten zudem auch noch die Frage an das Publikum
weiterreichen: „Wie wollen wir angesichts der Probleme der Gegenwart eigentlich
in Zukunft leben?“ Womit die Perspektive utopischer Entwürfe zur Disposition
stünde. Immerhin: Die Checkliste der Gegenwartsprobleme scheint einigermaßen
vollständig abgearbeitet worden zu sein. Über die Zukunft reden wir später.
Nun sagt ja die Tatsache, dass Filmemacherinnen und Filmemacher sich der Rubrizierung allumfassend drängender Gegenwartsprobleme angenommen haben, noch lange nichts über die künstlerische Qualität ihrer Filme aus. Dieser Einwand soll natürlich keineswegs implizieren, dass eine kritische Haltung zu oder ein kritischer Blick auf die drängenden Probleme der Gegenwart nicht erwünscht wäre. Allerdings sind ästhetische Lösungen in einer Qualität vonnöten, die im besten Fall über die bloße Benennung des Problems hinausgehen. Sonst könnte man stattdessen ja auch gleich die Zeitung lesen oder sich eine Power-Point-Präsentation zum Thema anschauen.
Solcherart leicht sensibilisiert bis misstrauisch, beginnt man die Sichtung der Filme vorsichtshalber bewusst etwas abseits der in Aussicht gestellten politisch relevanten Route durchs einschlägige Programm – und wird dabei nicht selten von Filmen überrascht, die vielleicht auch „politisch“ sensibel sind, aber sich eben nicht mit den ganz großen Themen befassen.
Zwischen Wien und Berlin
So interessiert sich
„3 Freunde 2 Feinde“ von Sebastian Brauneis auch
für Formen des Widerstands, der Solidarität respektive einen Akt zivilen
Ungehorsams, allerdings mit einer Portion in der Wolle gefärbtem Wiener Schmäh
und angereichert mit Musical-Fantasien. Die Handlung fällt allerdings recht
überschaubar aus, geht es doch um die paternale Machtübergabe
innerhalb einer Firma und um ein situationistisches Umherschweifen
in der Wiener Szene auf der Basis einer DJ-Tasche voll toller Musiken. Fast wie
eine Antwort aus Berliner Sicht wirkte Joséphine Demerliacs „Die Sonne brennt“. Darin geht es um die Beantwortung der Frage:
„Warum lieben mich die Leute nicht, die ich liebe?“ Oder auch andersrum: „Warum
liebe ich nur Leute, die mich nicht lieben?“ Diese Fragen stellt sich
Zou, eine Französin in Berlin, die ihre Zeit mit unergiebigen Praktika und
selbstgefälligen Männern vertändelt. Die Filmemacherin Demerliac zeichnet hier
für Regie, Drehbuch, Schnitt, Produktion und Hauptrolle verantwortlich und
erinnert mehr als nur einmal an eine Figur, die bis vor kurzem wohl auch Greta Gerwig gut zu Gesicht gestanden hätte. Das Ganze spielt in einem
Milieu, in dem die Frau als Trophäe gilt, jedenfalls, solange sie sich selbst
als vital und lebenslustig in Szene zu setzen weiß.
Von einem Sommer in Berlin erzählt auch „Nico“ von Eline Gehring. Wenn die titelgebende Protagonistin sich nicht ihrem Job als Pflegerin widmet, zieht sie mit ihrer besten Freundin Rosa durch die Gegend. Als sie eines Tages auf offener Straße krankenhausreif geprügelt wird (ist dieser Überfall als „rassistisch“ eigentlich korrekt charakterisiert?), ändert sie ihre Einstellung zum Leben. Erstmal ist es vorbei mit der fröhlichen Schlagfertigkeit und der souveränen Leichtigkeit. Weil sie nie wieder eine solche Gewalterfahrung machen will, beginnt sie ein hochdiszipliniertes Kampfsport-Training. Doch das hilft nur bedingt gegen die Traumatisierung. Die Hauptdarstellerin Sara Fazilat, die auch am Drehbuch mitgeschrieben hat und das Filmprojekt initiierte, wurde für ihre kraftvolle Präsenz zu Recht mit dem Preis für den besten Schauspielnachwuchs ausgezeichnet.
Provinzielle Enge, beklemmende Beziehungen
Gleichfalls mit diesem Preis, aber in einer gänzlich anders gelagerten Rolle wurde Jonas Holdenrieder ausgezeichnet. Er spielt den wortkargen Außenseiter Paul, der sich in „Trübe Wolken“ kurz vor dem Abitur von seiner bestens eingeübten Rolle als Beobachter verabschieden muss. Der Spielfilm von Christian Schäfer ist eine Ausstattungsorgie, in der jedes Detail die Tristesse der mittelhessischen Provinz atmet. Obwohl Paul entschieden an seiner Unsichtbarkeit arbeitet, werden die theateraffine Mitschülerin Dala, der sinistre und mitunter Gottfried Benn zitierende Lehrer Bulwer (Devid Striesow), der hier Sätze zu sagen hat wie: „Apropos degeneriert. Was hältst du eigentlich vom Lehrplan?“, und schließlich auch der neue Mitschüler David auf ihn aufmerksam. Insbesondere der leicht flamboyante David leidet unter dem „Provinzfetisch“ seiner Mutter, wäre viel lieber in Berlin unterwegs und fragt Paul einmal: „Willst du mein Guide sein?“ Paul will, aber auch nicht so richtig. Wie er so vieles andere auch nicht so richtig will. Irgendwann lässt sich die Gewaltförmigkeit der provinzielle Enge dann nicht mehr unter den Teppich kehren.
Mindestens so reich an
Beobachtungen und Details, aber viel weniger konzentriert ist „Windstill“
von Nancy Camaldo. Eine schmerzhaft scheiternde Beziehung zwischen einem
überforderten Jungkoch und einer jungen Frau, die ihr Dorf einst verließ, um zu
studieren, dann aber Mutter wurde. Jetzt: Langeweile, Gereiztheit, postnatale
Depression. In der Küche lauert Timo Jacobs
auf Fehler: „Das geht
so nicht raus!“ Schließlich – es dauert gar nicht lange – setzt die
junge
Mutter namens Lara dem Vater das Kind vor die Füße und besucht ihre
Schwester, die den elterlichen Hof in Südtirol betreibt. Lara, auf eine
eindrucksvolle Weise stets schlecht gelaunt, sorgt auch hier für Ärger.
Allerlei offene Rechnungen. Schließlich taucht der vom Film fast
vergessene Kindsvater in Südtirol auf. Es wird geredet, gestritten, aber
letztlich geht es
nicht um allzu viel Aufregendes, was nicht durch Kommunikation und eine
Besinnung auf Pragmatismus zu lösen wäre.
Familienaufstellung mit dunklen Seiten
Auch als aktuelles Thema nicht zu unterschätzen: Demenz und Pflegenotstand. Als Problemkonstellation, die durchaus (auch) das Potential zu einer „kritischen“ Komödie hat. Curt, ein griesgrämiger Patriarch alten Schlags, ist dement. Tochter Almut hat ihn rührend gepflegt, aber jetzt hat sie sich Unterstützung eingekauft - Marija aus der Ukraine zieht bei Curt ein. Almut hat aber erst das Sagen und dann einen Unfall. Marija mischt jetzt den Laden auf. Dass Marija die Kostüme von Curts verstorbener Gattin wie angegossen passen, sorgt für gute Laune beim Witwer und lustigen Retro-Chic bei Ausfahrten mit dem Cabrio in den nahen Schwarzwald. „Die Vergesslichkeit der Eichhörnchen“ von Nadine Heinze und Marc Dietschreit, mit Emilia Schüle und Günther Maria Halmer prominent besetzt, kombiniert eine Familienaufstellung mit dunklen Seiten mit einem fröhlichen Optimismus östlicher Provenienz, der Ausbeutung und sexuelle Übergriffigkeit so souverän weglächelt, dass der Film sicher zur Primetime im Fernsehen landen wird. Unschön anzuschauen, wie selbst Fabian Hinrichs an seiner Rolle als Porsche fahrender Sohn mit unguten Familienerinnerungen an seiner bestenfalls skizzenhaft entwickelten Rolle scheitert.
Wenn man schon beim Fernsehen ist: „Das Massaker von Anröchte“ von Hannah Dörr wirkt zunächst
wie ein Derivat aus 1000 Folgen „Tatort“, gepaart mit so ausgesucht trostlosen
Ansichten von Nicht-Orten des Ruhrgebiets, dass man jederzeit damit rechnet, Helge Schneider
hinter der nächsten Straßenecke hervorspringen zu sehen. Eine
Gruppe hunnischer Reiter hat in der Kleinstadt ein Massaker angerichtet,
doch
Kommissar Konka ist zu lange im Dienst, um sich davon groß beeindrucken
zu lassen. Wiewohl es sich um eine unerhörte Bluttat handelt. Zusammen
mit seinem
eher wortkargen Assistenten Walter quartiert er sich in einem Hotel ein,
in dem
das Frühstück, je länger der Aufenthalt andauert, immer eine Spur karger
ausfällt.
Hunnische Reiter im Ruhrgebiet
Ansonsten ist alles wie
gehabt: eine grausam zugerichtete Leiche in der Pathologie, ausgedehnte
Ortsbegehungen, Begegnungen und Verhöre, nachgereichte Leichenfunde,
redselige Dorf-Sheriffs, die Würstchenbude zum Philosophieren. Während
Walter an der Welt verzweifelt und wissen will, wo dieser ganze Hass herkommt,
ahnt Konka, dass es für die Tat kein Motiv gibt, weshalb es auch nicht darum
gehen kann, zu suchen, sondern vielmehr darum, zu finden. Notfalls eben den
oder die Täter, wobei es im Fall hunnischer Reiter schon hilft,
wenn vor einer Kaschemme ein Pferd angebunden steht. Ungewöhnlich genug, auch
in Anröchte. Walter wird von einem Geheimnisvollen eingeladen, ihm in den
Untergrund, in die Katakomben von Anröchte zu folgen, wo dann in einem Raum die
Teletubbies sitzen und Shooter-Spiele daddeln. Man denkt an David Lynch
und Adorno („Herr Professor, letzte Woche schien die Welt noch in Ordnung.“ –
„Mir nicht!“), während Hannah Dörr eher an eine Hommage an Christoph
Schlingensief dachte. Auch nicht verkehrt. Nicht zu vergessen: Auch hier gibt
es großartige Musik zu hören („Goldene Zeiten“), wie schon in „3 Freunde 2 Feinde“.
Wohn-Utopie im Wendland
Ein weiteres Mal in die Provinz, diesmal als dokumentarische Langzeitbeobachtung, führt „Wir alle. Das Dorf“ von Antonia Traulsen und Claire Roggan. Eine Genossenschaft mit 160 Partnern plant und realisiert die Gründung eines Wohnprojektes im Wendland. Seit der Einrichtung des Atommüll-Endlagers in Gorleben ist dies eine strukturschwache Region mit Widerstandstradition mit ökologischer und/oder künstlerischer Ausrichtung. Das sieht man vielen der Akteurinnen und Akteure dieses Films durchaus an. Geplant wird groß: ein neues Dorf für eine Lebens- und Wohngemeinschaft für Ältere, Familien mit Kindern und Geflüchteten – am besten paritätisch besetzt. Die Filmemacherinnen haben das Projekt über mehrere Jahre begleitet. Sie dokumentieren die mit dem Aufbruch verbundenen Träume, aber auch die Rückschläge, Enttäuschungen und Kompromisse. Manches gelingt, aber es gibt auch Widerstand gegen das Projekt seitens des benachbarten Gewerbegebietes.
In einer Region, in der die Tradition über Jahrzehnte regelrecht zerbröselt ist, geht es tatsächlich darum, neue Strukturen zu schaffen, die alternative, auch intergenerationelle und interkulturelle Lebensmodelle zu etablieren helfen. Ein konkreter Zukunftsentwurf, wie vom Festival versprochen. "Wir alle. Das Dorf" bleibt zwar optimistisch, verschließt aber nicht die Augen vor den Mühen der Ebene, vor den Überforderungen der federführenden Akteure oder vor eklatanten Fehleinschätzungen der Bedürfnisse der Geflüchteten, die im Film nur selten präsent sind.
Kindliche Abrechnungen und Rebellionen
So unspektakulär und
differenziert „Wir alle. Das Dorf“ sein Material ausbreitet, so spektakulär und
streng zeigt sich „Väter unser“
von Sophie Linnenbaum. Erneut das
Thema „Familie“, diesmal aber ohne die Mütter. Ohne Schnickschnack oder
zusätzliches biografisches Material erzählen sechs Menschen – Männer wie
Frauen
– von ihren komplizierten, zärtlichen, mitunter auch gewaltförmigen
Beziehungen
zum eigenen oder auch „fremden“ Vater. Die sehr offenen Erzählungen
fallen
teils komisch und nachsichtig, teils aber auch sehr schmerzhaft,
ernüchtert
und unversöhnlich aus. Die Vaterfigur scheint inmitten all der damit
verbundenen Projektionen und Zumutungen, Ansprüche und Verfehlungen ein
echtes
Mysterium.
Gleichfalls eindrucksvoll gestaltet: Der Kurzfilm „Tala’vision“ von Murad Abu Eisheh, der davon erzählt, wie der IS in Syrien befiehlt, die verbliebenen Fernsehgeräte zu entsorgen. Davon betroffen ist auch die achtjährige Tala, für die der Fernseher ein Fenster zur Welt, genauer: zu den Spielen Lionel Messis ist. Talas Vater gehorcht dem Befehl, aber Tala leistet im Rahmen ihrer Möglichkeiten Widerstand durch Ungehorsam. Eine einfache Geschichte, die durch die Übernahme einer kindlichen Perspektive auf das Geschehen eine moralische Geschichte erzählt, andererseits aber auch als Kommentar zur Mediennutzung unter den Bedingungen der Pandemie trägt.
Was sonst noch in Erinnerung
blieb: „Smallrats“ von Lisa Miller, „Kollegen“ von
Jannis Alexander Kiefer, „Fische“ von Raphaela Schmid.
Pfiffig-hintergründige Fingerübungen über antifaschistische Slacker in Leipzig,
Handwerker in der Provinz, die einer internationalen Filmproduktion über die
NS-Zeit abgründig-kompetent zuarbeiten und die Trauerarbeit eines
Geschwisterpaares in einem China-Restaurant, ergänzt durch ein paar Gespräche
an Nebentischen und eine wenig willfährige Servicekraft.
Message understood
Bei der Preisverleihung und bei den Jury-Begründungen meldete sich dann ein Reflex auf das Unbehagen bei der Lektüre der Katalogtexte. In der Begründung der Ökumenischen Jury, die sich für den Film „Borga“ entschieden hat, steht zum Beispiel zu lesen: „,Borga' zeigt in eindringlichen, teils beklemmenden Bildern die globalen Auswirkungen des westlichen Konsums auf Kosten des afrikanischen Kontinents. Das damit verbundene Migrationsthema wird nüchtern und realistisch dargestellt. Doch der Film erzählt mehr als eine Geschichte über das Schicksal eines Migranten und seiner Familie: Er problematisiert unser kapitalistisches Handeln, in dem Giftmüll als neue Form der Ausbeutung Afrikas gezeigt wird. Er hinterfragt den Traum der illegalen Einwanderer, die bereit sind, für ihr vermeintliches Glück kriminell zu werden. Der Protagonist kann die ambivalenten Erwartungen beider Welten nicht erfüllen und erlebt schließlich die Familie als letztgültigen Halt. Dem deutsch-ghanaischen Filmteam ist ein authentisches, aktuelles und fesselndes Drama mit großartigen Darsteller·innen gelungen. Es bietet dem Zuschauer an, respektvoller und sensibler auf Fluchtgeschichten zu blicken und Klischees zu hinterfragen. ‚Borga‘ gibt Flüchtlingen Gesichter und wirbt um Solidarität innerhalb der Menschheitsfamilie.“ Okay, denkt man sich, Message understood, bis in die klischeehafte Diktion hinein. Aber will man dafür wirklich ins Kino gehen?