Macht uns das Kino zu besseren Menschen, indem es uns in andere Menschen
und Kreaturen hineinversetzt? Anlässlich des Kinostarts des
Dokumentarfilms "Gunda", der auf ungewöhnliche Weise am Leben von
Schweinen, Hühnern und anderen Tieren eines Bauernhofs Anteil nehmen
lässt, stellt sich die Frage, wie es um die Macht des Kinos bestellt
ist, Tiere mit neuen, empathischeren Augen sehen zu lassen.
Der Dokumentarfilm „Gunda“ von Victor Kossakovsky vermag so manches auszulösen, was unter anderem daran liegt,dass er zwei ganz grundlegende Fragen stellt, eine an das Leben und eine an dasKino, beide schwer trennbar. Die das Leben betreffende Frage hängt mit demVerhältnis von Mensch und Tier zusammen, jene an das Kino mit dem Mitgefühl.Für 93 Minuten widmet sich „Gunda“ einigen Tieren auf einem Bauernhof:hauptsächlich einer Sau samt ihrem Nachwuchs, Kühen und einer einbeinigenHenne. Kossakovsky zeigt diese Lebewesen in einer radikalen Fiktion. Seine
Bilder sparen die Menschen größtenteils aus. Es wirkt fast so, als würden diese
Tiere auf sich alleingestellt leben. Das entspricht natürlich nicht der
Wirklichkeit, hilft aber dabei, anderes auf diese Lebewesen zu schauen.