Die
einer adligen Schweizer Familie entstammende Lina Wertmüller begann als
Assistentin von Federico Fellini und inszenierte ab den 1960er-Jahren eigene
Filme. Fantasievolle und freche Zugriffe auf Gegenwart wie Vergangenheit waren
ebenso ihr Markenzeichen wie provokante Positionen zu Geschlechter- und
Klassenkampf. Für „Sieben Schönheiten“ (1975) wurde sie als erste Frau
überhaupt für den Regie-„Oscar“ nominiert. Am 9. Dezember ist sie im Alter von
93 Jahren gestorben.
Bei der kleinen Veranstaltung für den „Governors Award“
2019, den „Ehrenoscar“ für das Lebenswerk, einem festlichen Bankett abseits der
eigentlichen „Oscar“-Verleihung, flankierten Isabella Rossellini, Sophia Loren und ihre Tochter Maria die damals 91-jährige Lina Wertmüller. Die italienische Filmemacherin funktionierte die
Ehrung sogleich zu einer kleinen feministischen Demonstration um. Sie wog den
Ehrenpreis verächtlich in der Hand: „Er ist schwer und ein Mann. Statt Oscar sollte
es eine Frauenstatue sein und Anna sollte sie heißen.“ Wertmüller dürfte dabei
an