Im Inneren eines Polizeiwagens fällt der Blick eines Häftlings auf die Waffe des Beamten. Sein Gesicht ist von tiefer Hoffnungslosigkeit gezeichnet; die Kamera zeigt in nahen Einstellungen die Handschellen an seinem schwarzen Körper. Es entsteht ein Szenario, das bewusst Stereotype gesellschaftlicher Gewaltstrukturen wachruft. Der französische Regisseur Julian Abraham greift solche Erwartungen der Zuschauer auf, um den Blick von der sozialen Gewalt zurück auf die Familien zu lenken. Wie schon in seiner Komödie „Made in China“ nutzt er allgemein bekannte Klischeevorstellungen als Ausgangspunkt für überraschende Einblicke in soziale Milieus, über die man alles zu wissen glaubt. In dem Drama „Mon Frère - Mein Bruder“ nimmt er auf diese Weise straffällig gewordene Jugendliche in den Blick, die in eine geschlossene Erziehungsanstalt eingewiesen werden, wo sie resozialisiert werden sollen.
Der Protagonist Teddy (äußerst subtil gespielt von dem französischen Rapper MHD) wird mit dem Streifenwagen zum Haftrichter transportiert, da er ein Verbrechen begangen hat, das sich den Zuschauern erst