Sazka - Die Wette

Krimi | BR Deutschland/CSFR 1990 | 80 Minuten

Regie: Martin Walz

Während einer Eisenbahnfahrt durch ein Niemandsland sorgen der Seitensprung eines jungen Mannes und ein Juwelendiebstahl für einige Verwirrung unter den Reisenden und rufen einen verschnupften Kommissar auf den Plan. Als "göttliches Schicksalsspiel" angelegte Kriminalkomödie, der es weniger um eine überzeugende Geschichte geht, als in einer ausgeklügelten Schwarzweißfotografie voller Zitate und Versatzstücke zu schwelgen. Faszinierend durch seine optische Fabulierlust und unzählige Ausstattungsdetails. (TV-Titel: "Die Wette") - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
SAZKA
Produktionsland
BR Deutschland/CSFR
Produktionsjahr
1990
Produktionsfirma
Ecco Film/Escape/Filmstudio Barrandov
Regie
Martin Walz
Buch
Martin Walz
Kamera
Ivan Slapeta
Musik
Emil Viklicky
Schnitt
Vera Flaková
Darsteller
Beatrice Manowski (Beatrice) · Thomas Wolff (Thomas) · Rudolf Hrusínsky (Kommissar) · Jana Leichtová (Edith) · Bruno Ganz (Kellner)
Länge
80 Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Krimi | Komödie

Diskussion
Produziert in Schwarz-weiß

Höllisch langweilen sich die Götter. Zum Zeitvertreib spielen sie mal eben Schicksal. Wetten, daß... beispielsweise jener törichte Polizeikommissar nicht zu retten ist? Aus himmlisch nebulösem Off zu Kellner, Schaffner und Zugführer materialisiert, hat ein göttliches Trio hienieden seinen Heidenspaß an irdischem Schabernack. Tatort: ein schlichtes Coupé, das arglos über Land rattert. Ein Kinderspiel, den alternden Kommissar an Ort und Stelle in eine Falle zu locken. Ein junges Paar wie Beatrice und Thomas paßt dazu wunderbar in den kriminalistischen Kram, reisen die beiden doch gehörig gestreßt vom gemeinsam durchgestandenen Urlaub heimwärts. Mit von der D-Zug-Partie sind allerlei Hinterwäldler samt Kind und Kegel, sowie zu guter Letzt eine französisch angehauchte Schöne. Zu der schlüpft Thomas des Nachts denn auch ins Nachbarabteil. Ein Seitensprung mit kriminellen Konsequenzen, denn nun klaut Beatrice der Kontrahentin die verführerischen Klunker. Höchste Eisenbahn für den Kommissar, Licht ins plötzlich über das Abteil hereingebrochene Dunkel zu bringen. Kurzerhand werden einige Indizien zu einem Tatmotiv kurzgeschlossen und ruckzuck liegt irgendwer in Handschellen. Dummerweise traf es das Opfer, während das beziehungsgeschädigte Pärchen sich im siebten Himmel der Liebe neuerlich die Hand reicht. Die Götter ziehen die Notbremse und geben dem verschnupften Kommissar, der zusehends den Durchblick verliert, ein unübersehbares "Zeichen". Unverwandt starrt das Auge des Gesetzes auf eine unwahrscheinliche Gleisverwerfung. "Ich sehe, was ich sehe. Ich höre, was ich höre. Und dann denk ich darüber nach, was es zu bedeuten hat", rappelt es einem der dienstbeflissenen Hilfspolizisten durch den amtlichen Döskopf.

Eine kriminalistische Komödie des Berliner Debütanten Martin Walz (Jahrgang 1964), der mit glücklicher Hand von den vorzüglichen Möglichkeiten der Prager Barrandov-Studios profitiert. Der versierte Kameramann Ivan Slapeta - mit seinen Arbeiten für Werner Schröter ("Tag der Idioten") und Maximilian Schell ("Marlene") in den 80er Jahren auch in Deutschland bekannt geworden - zaubert ein wundervoiles Schwarz-Weiß-Licht-Spiel, das über das titelgebende, nicht allzu zugkräftige Wettspiel getrost hinwegsehen läßt. Reichlich fasziniert von unzähligen Ausstattungsdetails, weist sich der "bullige" Kommissar (ideal besetzt mit dem über 70jährigen Rudolf Hrusinsky) ausgerechnet mit dem Kainsmal seiner Zunft aus, einem Enblem, das nicht von ungefähr an eine argentmische Steakhauskette erinnert. Der kurzweilige Exkurs über böhmische Dörfer nimmt ganz nebenher auch den "Himmel über Berlin" eines Wim Wenders hoch. Der Orient-Express durch ein realexistierendes Niemandsland kommt nach einigen Durchhängern immer dann so richtig in Fahrt, wenn Situationskomik die geläufigen Sicherungen - wie bei dem wiederholt ins Bild kommenden doppeldeutigen Kupplungsspiel - aus den Angeln hebt. "You'll never know the journeys end", kommt die amüsante "Wette" zum weltklugen Schluß.
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