Die Reinkarnation des Khensur Rinpoche

Dokumentarfilm | Großbritannien 1992 | 62 (TV 50) Minuten

Regie: Tenzing Sonam

Dokumentarfilm über einen tibetanischen Jungen, der von buddhistischen Mönchen als die Reinkarnation des Lama Khensur Rinpoche verehrt und angeleitet wird. Ein naives Kino, das keine Fragen stellt, sondern ausschließlich an den Glauben appelliert. (Teils O.m.d.U.) - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
THE REINCARNATION OF KHENSUR RINPOCHE
Produktionsland
Großbritannien
Produktionsjahr
1992
Produktionsfirma
White Crane Films/The Meridian Trust
Regie
Tenzing Sonam · Ritu Sarin
Buch
Tenzing Sonam
Kamera
Andrew Carchrae
Musik
The Tibetan Institute of Performing Arts · Chaksampa
Schnitt
Paul Shepard
Länge
62 (TV 50) Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Dokumentarfilm
Externe Links
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Diskussion
Seit vier Jahren ist der große Lama Khensur Rinpoche tot; seit vier Jahren sucht sein Schüler Choenzey die Reinkarnation seines Meisters. Da erhält sein Kloster einen Brief von einer Frau aus Tibet, die anfragt, ob man nicht vielleicht nach der Reinkarnation eines verstorbenen Lama suchte. Choenzey befragt den Dalai Lama und das Nechung-Orakel und ja, der kleine Junge, der so gerne betet und so freundlich zu den Mönchen ist, ist der reinkarnierte Khensur Rinpoche. Es dauert eine Zeit, bis Choenzey von Indien nach Tibet reisen und den Jungen holen kann: es herrscht mal wieder Kriegsrecht in Tibet. Doch endlich kann Choenzey sich aufmachen und bringt nach einem Monat den Jungen mit in sein Kloster. Choenzey ist nun Vater seines Meisters geworden und muß den Jungen erziehen.

Was ist Religion, Glaube? Etwas als existent zu akzeptieren, das in der stofflichen Welt nicht nachweisbar ist. Folglich gibt es auch nichts zu sehen in diesem Film - bis auf Mönche, die ihren Pflichten nachgehen, und einen kleinen Jungen, der zum Mönch erzogen wird. Die Religion ist hier eine Frage der Sprache und Symbole: sie manifestiert sich in dem, was die Mönche sagen und denken. Diese bestimmte Form, über die Dinge zu sprechen, die Welt zu sehen, führt zu entsprechenden Handlungen: Warum ist gerade dieser Junge auserwählt? Es gibt nichts, was ihn von anderen Kindern unterscheidet. Es ist eben eine Frage des Glaubens; seine Eltern glauben daran; die Mönche glauben daran und der Dalai Lama, der das Orakel auslegt, glaubt daran.

Nach außen hin manifestiert der Film nichts anderes als das Zusammenfallen verschiedener Ereignisse, die man auf eine bestimmte Art sehen, aber auch ganz anders sehen kann. Doch er legt diese Ereignisse so dar, wie die fotografierten Menschen sie sehen. Und man glaubt ihnen, denn sie sind freundlich. Das alles wird noch durch die Off-Erzählerstimme gestützt: warm, ruhig, klar, beherrscht. Es gibt keinen Widerspruch, denn die Dinge stellen sich klar und eindeutig dar. Man kann den Film akzeptieren, wenn man (ihm) glaubt. Dabei drängt er seine Botschaft niemanden auf. Im Kern ist seine Schlichtheit bereits ein Spiegel der buddhistischen Lehre. Die Arbeit des Sehens und die des Glaubens liegt beim Zuschauer selbst. Leid spart der Film allerdings aus, es kommt bestenfalls in den Erzählungen der Mönche vor. Wenn Choenzey erzählt, wie die Mutter des kleinen Jungen weinte, als man ihn ihr nahm, da lächelt er und sagt, daß dies natürlich sei, aber es steht überhaupt nicht zur Diskussion, ob diese Tat nun richtig war.

Aber was bedeutet der Film: nichts, alles, je nachdem, wie man denkt. Ein naives Kino der Freiheit, das sich niemanden aufdrängt. Grundsätzlich aber auch ein undifferenziertes Kino, das keine Fragen stellt.
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