Welcome Back, Mr. McDonald

Komödie | Japan 1997 | 103 Minuten

Regie: Koki Mitani

Die Produktion eines japanischen Radiohörspiels droht aus dem Ruder zu laufen, als die beiden Hauptdarsteller ihre zunächst bodenständig angelegten Rollen aufwerten und die Handlung von einem japanischen Dorf ins mondäne New York verlagern. Dadurch wird die Autorin des Stücks, eine scheue Hausfrau, zu grundlegenden Überarbeitungen gezwungen. Turbulente Komödie in bester Screwball-Tradition, die vom effektiven Spiel der Darsteller und dem geschickten Timing des Regisseurs lebt. Die weitgehend unbeschwerte, wortreiche Unterhaltung schlägt freilich in ihrem Frauenbild einen allzu biederen, anti-emanzipatorischen Ton an. (O.m.d.U.) - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
RAJIO NO JIKAN
Produktionsland
Japan
Produktionsjahr
1997
Produktionsfirma
Fuji Television/Premier International/Toho
Regie
Koki Mitani
Buch
Koki Mitani
Kamera
Kenji Takama · Jun-Ichi Tozawa
Musik
Takayuki Hattori
Schnitt
Hirohide Abe
Darsteller
Masahiko Nishimura (Ushijima) · Keiko Toda (Nokko Senbon) · Jun Inoue (Hiromitsu) · Kyoka Suzuki (Miyako Suzuki) · Toshiaki Karasawa (Kudo)
Länge
103 Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Komödie
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Diskussion
Wer einen Film in der untertitelten Originalfassung sieht, ohne die gesprochene Sprache zu verstehen, muss erfahrungsgemäß einige Unannehmlichkeiten in Kauf nehmen: Statt den Blick ungehindert über die gesamte Bildfläche schweifen lassen zu können, ist man gezwungen, ausgerechnet dem unteren Leinwandrand erhöhte Aufmerksamkeit zu widmen. Dort werden die Untertitel schlicht unsichtbar, sobald die Farbe Weiß das Bild beherrscht; oder aber die Schriftzeilen wechseln so schnell, dass man mit dem Lesen kaum mitkommt. Wenn keines dieser praktischen Probleme besteht, lassen wiederum oft genug fehlerhafte Grammatik und Rechtschreibung befürchten, dass die Übersetzung den Sinn wohl nur vage trifft. Ganz zu schweigen davon, dass etwaiger Dialogwitz unweigerlich entgehen muss. Warum sollte man angesichts solcher Umstände also die Originalfassung einer Synchronisation vorziehen wollen?

„Welcome Back, Mr. McDonald“ liefert für die Beantwortung dieser Frage beispielhafte Argumente. Dabei hat man es mit einem Film zu tun, in dessen Mittelpunkt die Produktion eines Radiohörspiels steht – in dem deshalb das Wort überdurchschnittlich großes Gewicht besitzt. Und weil es sich zudem um eine turbulente Komödie handelt, dürfte sicher sein, dass man den einen oder anderen Gag verpasst. Gerade in diesem Genre liefert allerdings die Modulation der Stimme einen besonderen Beitrag zum effektiven Spiel der Darsteller, weshalb eine Synchronfassung denn auch schwerlich vermitteln könnte, wie viel Gespür Regisseur Koki Mitani für komödiantisches Timing besitzt. Zudem ist vor allem ein komisches Element dieses Film unweigerlich auf die japanische Sprache angewiesen: Während die Aussprache des deutschen Namens „Heinrich“ den Darstellern überraschenderweise ebenso wenig Schwierigkeiten bereitet wie „Mary Jane“, kommt ihnen „Donald McDonald“ offenbar nur über die Lippen, indem sie an Vor- und Nachnamen jeweils ein O anhängen. Durch diese fremdartigen Eigennamen wird der Duktus des Japanischen aber in jedem Fall immer wieder hörbar durchbrochen, was für westlich Zuschauer ebenso kurios klingt wie für das japanische Publikum.

Zu diesem unaufdringlich albernen Effekt kommt es, weil der weibliche Star der Produktion Allüren pflegt und auf einer Änderung des eigenen Rollennamens besteht. Als der Sprecher der männlichen Hauptrolle erfährt, dass die Kollegin sich sogleich von einer japanischen Dorfbewohnerin in eine glamouröse New Yorker Anwältin verwandelt hat, will er nicht zurückstehen. Also tauft er seine Figur, nach einem Seitenblick auf eine Junk Food-Verpackung, kurzerhand ebenfalls um – natürlich nicht, ohne diesen vom Fischer zum Piloten zu befördern. Nachdem die beiden Hauptfiguren stillschweigend die amerikanische Nationalität angenommen haben, folgt, durchaus logisch, der Wechsel des Handlungsortes in die USA. Zu dumm nur, dass New York mit zentralen Details der Story ebenso wenig in Einklang zu bringen ist wie Chicago, weshalb die vermeintlich oberflächlichen Änderungen schließlich eine grundlegende Überarbeitung des Scripts nach sich ziehen, das das Erstlingswerk einer scheuen Hausfrau ist. Und weil all das unmittelbar vor beziehungsweise während einer Live-Sendung stattfindet, ist das fröhliche Chaos einer Screwball Comedy gleichsam vorprogrammiert.

Aus einigen berühmten Vorbildern dieser Komödiengattung, deren Geschehen oft auf die Redaktionsräume einer Zeitung konzentriert war, ist auch die weitgehende Beschränkung auf einen einzigen Handlungsort vertraut. Die Kamera von Kenji Takama und Junichi Tosawa betont diesen Umstand, wenn sie gleich zu Beginn die meisten Figuren in einer Plansequenz vorstellt und zugleich die räumlichen Begrenzungen des Aufnahmestudios durchmisst. Weniger genretypisch ist indes der nicht nur harmlose, sondern sogar biedere Tonfall dieses Films. Während die überkandidelten Frauenfiguren der amerikanischen Screwball-Klassiker der 1930er- und frühen 1940er-Jahre sich ihre Capricen kaum austrieben ließen, erweist sich in „Welcome Back, Mr. McDonald“ ausgerechnet die Zähmung weiblicher Ambitionen als ein zentrales, durchaus explizit ausformuliertes Motiv.

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