Guten Abend, Herr Wallenberg

Drama | Schweden 1990 | 115 Minuten

Regie: Kjell Grede

Im Sommer 1944 wird der Stockholmer Kaufmann Raoul Wallenberg nach Budapest geschickt, um ungarische Juden vor der Vernichtung zu retten. Der unscheinbare Mann findet seine Lebensaufgabe und wächst über sich hinaus. Ein durch seine humane Botschaft beeindruckender Film, der einen Wettlauf um Leben und Tod beschreibt und sich für Menschlichkeit in einer Zeit der Barbarei ausspricht. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
GOD AFTON, HERR WALLENBERG
Produktionsland
Schweden
Produktionsjahr
1990
Produktionsfirma
Sandrew Film & Theater/Scanset/Filmhuset/Swedish Film Institut/AB Film Teknik/Hunna Film Studios
Regie
Kjell Grede
Buch
Kjell Grede
Kamera
Esa Vuorinen
Musik
Frans Helmersson · Janos Solyom
Schnitt
Darek Hodor
Darsteller
Stellan Skarsgård (Raoul Wallenberg) · Katharina Thalbach (Marja) · Károly Eperjes (Szamosi) · Miklós B. Székely (Johan Moser) · Erland Josephson (Rabbi)
Länge
115 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Drama
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Diskussion
Im Juni 1944 findet Raoul Wallenberg, ein 32jähriger Delikatessenhändler aus Stockholm, seine Lebensaufgabe. Von der schwedischen Regierung wird der weltgewandte, aber als weich geltende Mann auserkoren, ungarische Juden in Budapest freizukaufen, sie mit schwedischen Pässen zu versorgen, sich um die "Häuser der neutralen Staaten" zu kümmern, die - zur Beruhigung des Weltgewissens - in der von Deutschen besetzten, von ungarischen Faschisten beherrschten Stadt existieren. Wallenberg erledigt seine Aufgabe perfekt, sogar zu perfekt; immer wieder gerät er mit seinen Auftraggebern aneinander, die sich ein diplomatischeres Vorgehen wünschen. Doch die Zeit drängt. Nachdem die Deutschen abgerückt sind, die Rote Armee steht vor den Toren der Stadt, betreiben die Pfeilkreuzler ihre Endlösung. Das Ghetto steht auf dem Spiel, die "neutralen Häuser" sind bedroht. Wallenberg kämpft um jedes Leben, ringt zwei Tage und Nächte mit dem Faschisten Moser um die Bewohner eines der von ihm geschützten Häuser, schließt Koalitionen um jeden Preis, um die 65 000 Ghetto-Bewohner zu retten. Dann scheint die Gefahr gebannt. Budapest ist befreit, die Rote Armee rückt ein. Am 17. Januar 1945 wird Wallenberg nach Moskau verschleppt, seitdem verliert sich jede Spur von ihm.

Eine paradoxe Situation. Im Kinoangebot hat "Guten Abend, Herr Wallenberg" nicht die Spur einer Chance, auf Video ist er hingegen das Wichtigste, was derzeit zu sehen ist. Eine sehr gediegene Produktion, die sich mit der Schilderung der Greueltaten zurückhält, und die Seelennot ihres Protagonisten - angesichts der Deportationen und eilfertig angesetzten Exekutionen - in den Mittelpunkt stellt. Im Mittelpunkt steht ein überaus glaubwürdiger Hauptdarsteller, der sich nach und nach seiner eigentlichen Ohnmacht bewußt und zusehends apathischer wird, der jedoch den Wettlauf mit der Zeit nie aufgibt. Das Porträt eines Menschen, der über sich hinauswächst und sich Menschlichkeit bewahrt in einer Zeit der Barbarei, und der lernt, daß er wie die Mörder denken muß, um Leben zu retten. Obwohl der Film ganz seiner Titelfigur und den Opfern des Gewaltregimes verpflichtet ist, bemüht er sich auch um eine einfühlsame Beschreibung der Täter und spiegelt auch den Streß wider, unter dem die Mörder stehen. Um seine humane Botschaft zu transportieren, greift Kjell Grede zwei kleine Ereignisse am Rande des allgegenwärtigen Wahnsinns heraus und stellt sie in den Mittelpunkt seiner Geschichte: das Schicksal der vor Kummer verrückten Marja, von Katharina Thalbach großäugig und exaltiert wie immer angelegt, und Wallenbergs Ringen mit dem Faschisten Moser, dem er 20 Menschen nicht zugesteht. Diese beiden Handlungsfäden bündeln die tiefe menschliche Botschaft des Films, und wenn Marja am Ende einen ihrer Peiniger erschießt, dann stellt sich so etwas wie Befreiung ein, weil deutlich wird, daß auch die Mörder sterblich sind - eine simple Tatsache, die die Opfer dieser Welt nur immer wieder vergessen.

Im Sommer 1944 wird der Stockholmer Kaufmann Raoul Wallenberg nach Budapest geschickt, um ungarische Juden mit schwedischen Pässen zu versorgen und vor der Vernichtung zu retten. Der unscheinbare Mann findet seine Lebensaufgabe und wächst über sich hinaus. Ein durch seine humane Botschaft beeindruckender Film, der sich für Menschlichkeit in einer Zeit der Barbarei ausspricht und einen Wettlauf um Leben und Tod beschreibt. - Ab 16.
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