Abenteuerliche und zugleich realitätsnahe Kinder- und Jugendbücher für Mädchen sind (hierzulande) immer noch eine Seltenheit; besonders wenn es um Seriengeschichten geht, die Heranwachsende über einen längeren Zeitraum begleiten können, versandet das Angebot allzu oft im bunten Merchandise-Kitsch der Bekleidungs- und Styling-Industrie, wenn man nicht gleich am altmodisch-„klassischen“, recht betulichen Hanni-und-Nanni-Angebot à la Enid Blyton kleben bleibt. Deshalb kann man die Buchreihe um die „Wilden Hühner“ von Cornelia Funke gar nicht hoch genug veranschlagen: amüsante, ereignisreiche und durchaus „handfeste“ Geschichten um Sprotte, Melanie, Trude, Frieda und Wilma, ihre Freundschaft und Solidarität, ihre Probleme mit Eltern oder allein erziehenden Müttern, ihre Bemühungen und Kämpfe um eine „bessere Welt“, wie die Freundinnen sich diese vorstellen und erstreiten, nicht zuletzt ihre Schwärmereien, Vorlieben und (moderaten) Turteleien mit den Jungs, vor allem der rivalisierenden Clique der „Pygmäen“. Basierend auf den Hauptfäden des Buchs „Fuchsalarm“, mischen die „Hühner“ nun auch im Kino mit. Erzählt aus Sprottes Sicht, geht es um die Rettung der geliebten 15 Hühner, die der Mädchenbande ihren Namen gaben und nun von Sprottes Oma geschlachtet werden sollen. Die Mädchen, zunächst noch zu viert, bevor die einsame Wilma aufgenommen wird, schmieden Pläne, um die Hühner zu entführen, was manche logistische Herausforderung darstellt, aber auch viel Zeit erfordert, weil sich der Alltag mit seinen Problemen immer wieder dazwischen drängt. Jedes Mädchen trägt seine Last mit der Familie, der Schule und eben auch den Jungs, die ebenso borniert und eingebildet wie interessant sind. Während die „Hühner“ ein neues Cliquen-Quartier in einem ausrangierten Camping-Wagen beziehen, ist das Baumhaus der „Pygmäen“ vom Abriss bedroht, was die Solidarität mit den Jungs erzwingt, zumal die Mädchen sie für die nächtliche Hühner-Rettungsaktion benötigen; nicht zuletzt der prügelnde Vater von „Pygmäen“-Mitglied Willi, dem sogar einmal die Hand gegenüber Sprotte ausrutscht, verschiebt die spielerische Abenteuerlichkeit vorübergehend zu einem recht ernsten Konflikt.
Die vielen episodischen „Häppchen“ des Films werden durch Sprottes Off-Erzählung zusammengehalten, ohne dass dadurch eine besondere erzählerische oder auch inszenatorische Dichte entstünde. Unter dem blauen Himmel eines warmen Sommers werden mal turbulente und amüsante, mal auch stillere und nachdenklichere Anekdoten kurzweilig ineinander geschachtelt, wobei den Figuren keine ambitionierten charakterlichen Entwicklungen zugemutet werden. Jede Person, egal ob Kind oder Erwachsener, ist als Typ konturiert, wobei die Palette, taktisch geschickt, recht weit gefächert ist, sodass für nahezu jeden Zuschauer die Möglichkeit zur Identifikation besteht. Weit mehr noch als in den Büchern geht es im Film um ein primär launiges, mitunter aber recht plakatives Patchwork aus überhöhten Alltagsszenen, das ein Loblied auf (Kinder-)Freundschaft und Cliquen-Idylle anstimmt und dabei zugleich von den Erwachsenen ein hohes Maß an Verständnis, Vertrauen und Respekt einfordert. Das ist im Grunde sympathisch und liebenswert, auch wenn man dem Film etwas mehr „Charakter“ und etwas weniger aufgekratzte Hyperaktivität gewünscht hätte. Auch fehlt es der Szenen-Revue gelegentlich an inszenatorischer Leichtigkeit; wenn man spürt, dass die Mädchen ihre Dialoge doch eher „aufsagen“ als sie spontan zu leben, dann knirscht es im Getriebe, und das Erzählte wirkt ebenso ausgestellt wie manche Erwachsenenfigur, etwa Sprottes fahrige Mutter, die idealisierte, aber arg blasse Lehrerin Frau Rose oder auch Willis gewalttätiger Vater, denen „gestandene“ Darsteller wie Veronica Ferres, Jessica Schwarz und Axel Prahl nur wenig Überzeugungskraft verleihen. Und doch bleibt unterm Strich viel Schönes und Unterhaltsames, das vor allem die altersspezifischen Mädchen – aber auch viele Jungs – in Bann schlagen dürfte. Oft sind es dabei die kleinen Momente, die fesseln: „freche“ Kratzbürstigkeiten, spontane Ausbrüche, kurze Blicke, Gesten und Berührungen – eben viele Gefühle und Schwärmereien, die für die „Hühner“, aber auch die „Pygmäen“ einnehmen.