Komödie | Spanien/Argentinien 2005 | 110 Minuten

Regie: Marcos Carnevale

Ein alter Spanier, der einem langweiligen, von seiner dominanten Tochter strukturierten Lebensabend entgegensieht, findet in seiner argentinischen Nachbarin eine temperament- und fantasievolle neue Gefährtin, die sein Leben durcheinander wirbelt. Schwungvolle, von den Darstellern mitreißend gestaltete Senioren-Komödie, die mal sentimental, mal auch etwas zu harmlos daherkommt, stets aber reizvoll vom Kontrast der beiden Hauptfiguren zehrt. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
ELSA Y FRED
Produktionsland
Spanien/Argentinien
Produktionsjahr
2005
Produktionsfirma
Tesela Prod./Shazam
Regie
Marcos Carnevale
Buch
Marcos Carnevale · Lily Ann Martin · Marcela Guerty
Kamera
Juan Carlos Gómez
Musik
Lito Vitale
Schnitt
Nacho Ruiz Capillas
Darsteller
Manuel Alexandre (Fred) · China Zorrilla (Elsa) · Blanca Portillo (Cuca) · Roberto Carnaghi (Gabriel) · José Angel Egido (Paco)
Länge
110 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Komödie
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
Alamode (16:9, 1.85:1, DD2.0 span./dt.)
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Diskussion
Ein alter Mann bezieht eine neue Wohnung in einem der vornehmeren Stadtviertel der spanischen Hauptstadt Madrid. Der 78-jährige Alfred hat gerade seine Frau verloren; seine Tochter hat ihm eine neue Wohnung organisiert und diese eingerichtet. Sie scheint auch sonst sein Leben in allen Einzelheiten zu gestalten. Denn Alfredo ist antriebsarm, hat alle Lebenslust verloren, als Witwer und krankhafter Hypochonder wartet er nur noch auf den langsamem Ausklang seines langweiligen, aber korrekten Lebens. In der Wohnung gegenüber beobachtet die Argentinierin Elsa neugierig den Umzug. Schon hat sie sich mit Alfredos Tochter angelegt und ihr Auto beim Ausparken beschädigt, aber wie immer hat ihr ältester, sehr ernsthafter Sohn sie auch aus dieser finanziellen Schwierigkeit gerettet. Aber Elsas Herz hängt ganz an ihrem jüngeren Sohn. Das wenige Geld, das sie besitzt, steckt sie in seine dubiose künstlerische Entwicklung; Elsa lebte immer schon im Geflecht ihrer kleinen Illusionen und Lebenslügen, hat es geschafft, sich und ihre Umgebung über die Widrigkeiten der Wirklichkeit hinwegzuflunkern. Nur über die Tatsache, dass sie jetzt als 82-Jährige nicht mehr lange zu leben hat, gibt sich die Dialyse-Patientin keiner Illusion mehr hin. Elsas größter Traum ist unerfüllt geblieben: einmal im Leben im Trevi-Brunnen in Rom zu baden, so wie Anita Ekberg in Fellinis „Das süße Leben“ (fd 9260). Der spießige Fred scheint als Partner bei der Verwirklichung dieses Wunsches kaum der Richtige zu sein, aber irgendwie zieht Elsa der so extrem korrekte Nachbar magisch an. Der Schwung, die Dynamik, die komischen und auch anrührenden Momente der spanisch-argentinischen Co-Produktion entstehen aus dem deutlichen Gegensatz der beiden Protagonisten: eines resignierten, wohlerzogenen alten Herrn und einer lebenslustigen „unwürdigen Greisin“. So fällt Alfredo im teuersten Restaurant Madrids zu den exquisiten Speisen nur der Kommentar ein: „Harnsäure, reine Harnsäure!“ Oder: „Cholesterin, reines Cholesterin.“ Auch Elsa bleibt sich treu, wenn sie ihre scheinbare Einladung zum Abendessen mit dem Satz „Manche wunderschönen Dinge kann man eben nicht mit Geld bezahlen“ zurückzieht und den redlichen Alfredo damit zur schmachvollen schnellen Flucht als Zechpreller zwingt. „Elsa und Fred“ ist eine bewegende Geschichte um zwei Menschen im besten Alter, eine Geschichte, die das Leben über die lähmende Angst vor dem Tode stellt. Auch wenn Regisseur Marcos Carnevale manchmal stark die Geigen erklingen lässt, wird dieser leichte Kitsch immer wieder durch einen skurrilen Humor gebrochen. „Elsa und Fred“ ist vor allen Dingen ein Film, der vom psychologischen Wandel seiner Protagonisten lebt. Alfredo hat immer das getan, was seine Umgebung von ihm erwartete; Elsa bricht wie ein Wirbelwind in sein Leben ein, entschlossen, ihn dazu zu bringen, die wertvolle Zeit, die ihm noch bleibt, so zu genießen, wie es ihm (und auch besonders ihr) gefällt. Das Paar ist so unterschiedlich, wie man es sich nur denken kann: Elsa erfindet sich die Welt, Alfredo erleidet sie; Alfredo ist hypochondrisch bis zum Exzess, Elsa verschweigt ihre schwere Krankheit. Aber aus Alfredo, dem mürrischen Eremiten, der nach dem Tod seiner Frau nicht mal mehr seine Freunde sehen wollte, wird ein Lebemann, der sich trotzig aus der klammernden Fürsorge seiner Tochter befreit. Der Film wird von den beiden Hauptdarstellern getragen, von der brillanten argentinischen Theaterschauspielerin China Zorilla und dem liebenswert ehrwürdigen Manuel Alexandre. Doch auch die Nebenfiguren überzeugen, besonders Blanca Portillo als energisch-dominante Tochter und der große argentinische Schauspieler Federico Luppi als Elsas Ex-Mann, der Freds Bild von Elsa immer wieder über den Haufen wirft. So ist der Fim trotz einer gewissen gefühlsbeladenen Harmlosigkeit eine witzige, sentimentale Senioren-Liebesgeschichte, die auch die Frage nach den emotionalen Entfaltungsmöglichkeiten alter Menschen stellt.
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