Schwarzes Gold (2006)

Dokumentarfilm | Großbritannien/USA 2006 | 78 Minuten

Regie: Marc Francis

Dokumentarfilm über den Kaffeeanbau in Afrika und die elenden Bedingungen, unter denen die Bauern arbeiten. Exemplarisch zeigt er eine Kooperative, die von fairem Handel lebt, schildert aber auch die Zusammenhänge, die zur Verarmung ganzer Landstriche aufgrund niedrig gehaltener Weltmarktpreise führen. Ein vielfältiger, spannend und eindrucksvoll gestalteter Film, der den Blick auf einen weithin ignorierten Aspekt der Globalisierung wirft, ohne in Polemik zu verfallen. (O.m.d.U.)
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Filmdaten

Originaltitel
BLACK GOLD
Produktionsland
Großbritannien/USA
Produktionsjahr
2006
Produktionsfirma
Fulcrum Prod./Speak-it Prod.
Regie
Marc Francis · Nick Francis
Buch
Marc Francis · Nick Francis
Kamera
Marc Francis · Nick Francis
Musik
Andreas Kapsalis
Schnitt
Hugh Williams
Länge
78 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 0; f
Genre
Dokumentarfilm
Externe Links
IMDb | TMDB

Diskussion
Nicht Erdöl ist mit dem Filmtitel gemeint, jener politisch brisante, nicht erneuerbare Rohstoff, sondern Kaffee, das zweitwichtigste Handelsgut auf den internationalen Märkten. Exemplarisch zeigt der Film, unter welchen Bedingungen Kaffee angebaut und gehandelt wird. Er führt nach Äthiopien, wo laut einiger Kaffeetester, die zu Beginn der Dokumentation schlürfend ihrer Arbeit nachgehen, der beste Kaffee der Welt wächst. Zunehmend rückt dabei Tadesse Meskela in den Mittelpunkt, einer der Gründer der Kaffeebauerngewerkschaft Oromia. Meskela ist ständig unterwegs, um für seine Kooperative die höchstmöglichen Preise auszuhandeln, und versucht dabei, die „Kette der Wertsteigerung“ zu verkürzen. Diese führt beim konventionellen Handel dazu, dass die Bauern nur einige Cent pro Kilo Kaffee erhalten, die Endverbraucher aber über zehn Euro bezahlen. Seine Kooperative verkauft ihre Produkte im Rahmen des Fair-Trade-Netzwerks – auch wenn der Kaffee, wie er in London entdecken muss, in den Supermärkten gut versteckt hinter den üblichen Markenkaffees angeboten wird. Dass in der Oromia-Gegend trotz aller Bemühungen bittere Armut herrscht und die Bauern dort bereit sind, im Wortsinn ihr letztes Hemd für eine Schule herzugeben, wirft ein umso trüberes Licht auf all jene Anbaugebiete, wo von fairem Handel keine Rede sein kann. Die Brüder Mark und Nick Francis gehen zunächst den Weg der positiven Berichterstattung und zeigen, wie die Menschen in den Anbauländern der Dritten Welt die Dinge selbst in die Hand nehmen können – immer unter dem Vorzeichen, dass letztlich die Börsen die Preise bestimmen. Aber auch hier gibt es Ausnahmen, etwa den Kaffeehersteller Illy in Italien, geleitet vom Patriarchen Ernesto Illy, der seinen Kaffee direkt in Äthiopien einkauft und sich bewusst vom Diktat der Börse absetzt. So prägen den Film zunächst die erfreulichen Bemühungen – bis er zunehmend auf die Schattenseiten verweist, die sich bis dahin nur angedeutet haben. Ein erschreckendes Beispiel für den knallharten Preisdruck auf dem freien Weltmarkt ist das Gebiet, in dem die amerikanische Kaffeehauskette Starbucks ihre Bohnen anbauen lässt. Dort herrscht aufgrund der künstlich niedrig gehaltenen Preise nicht nur Armut, sondern Hungersnot. Nur die schwächsten, völlig unterernährten Kinder dürfen ein Lager des Roten Kreuzes betreten, um sich behandeln zu lassen. Auch hier bleibt zwar der Ton des Films und seines Off-Kommentars journalistisch, aber die Bilder und Fakten sind schockierend genug. Die Aufnahmen sind immer um Anschaulichkeit bemüht, zeigen plastisch sowohl die Welt der Arbeit als auch die des Handels. Immer wieder lenken die Autoren aber den Blick auf die globalen Zusammenhänge, auf die Subventionen in Europa, den erzwungenen Abbau derselben in Afrika und auf die schon darin verankerte Ungerechtigkeit im so genannten freien Welthandel. Vor drei Jahren bereits mischten sie sich unter die Besucher der WTO-Verhandlungen in Cancun und bekamen dort von den afrikanischen Teilnehmern mehrfach zu hören, dass sich diese wie Zaungäste vorkämen, deren Stimme nichts zähle, und dass die eigentlichen Entscheidungen hinter verschlossenen Türen getroffen würden. Gegen Ende des Films ist einer der vielen Bauern zu sehen, die den Kaffeeanbau aufgegeben haben und auf Kat-Sträucher ausgewichen sind, jene in Äthiopien legale narkotisierende Droge, mit der sich weit mehr Geld verdienen lässt und die zu einer grassierenden Apathie führt. Die Parallele zu Ländern wie Kolumbien, wo ebenfalls sowohl hochwertiger Kaffee als auch teure Drogen wachsen, liegt auf der Hand.
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