The Man Who Shot Chinatown - Der Kameramann John A. Alonzo

Biopic | Deutschland/Großbritannien 2007 | 77 Minuten

Regie: Axel Schill

Porträt des Kameramanns John A. Alonzo, der maßgeblich den dokumentarisch anmutenden visuellen Stil des "New Hollywood"-Kinos der 1970er-Jahre mitprägte. Der bemerkenswerte Dokumentarfilm arbeitet ausschließlich mit Zeitzeugen und beschreibt Alonzo auch als Bildhauer und Schauspieler. Ebenso wird das soziale Engagement des Künstlers gewürdigt, der durch seine mexikanische Herkunft am eigenen Leibe Diskriminierung erfahren musste und dadurch für die Probleme von Außenseitern sensibilisiert wurde. (O.m.d.U.) - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
THE MAN WHO SHOT CHINATOWN - THE LIFE AND WORK OF JOHN A. ALONZO
Produktionsland
Deutschland/Großbritannien
Produktionsjahr
2007
Produktionsfirma
Montagnola Prod.
Regie
Axel Schill · Stephanie Bahr
Buch
Axel Schill · Stephanie Bahr
Kamera
Volker Gläser
Musik
Gerd Ide Lödige
Schnitt
Peter Wiggins
Länge
77 Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Biopic | Dokumentarfilm
Externe Links
IMDb | TMDB

Diskussion
John A. Alonzo ist einer der großen Kameraleute des New Hollywood. Der Dokumentarfilm von Axel Schill und Stephanie Bahr befasst sich nicht nur mit seiner Kameraarbeit, sondern auch mit seinen Plastiken, seiner Tätigkeit als Schauspieler und seiner interessanten Biografie. Angeregt wurde das Projekt durch die private Bekanntschaft mit Alonzo, der in L.A. bis zu seinem Tod 2001 Nachbar von Schill war. Der 1934 geborene Alonzo kam als junger Mann in eine Filmindustrie, die für Mexikaner nur einen Platz als exotische Schauspieler kannte. In zahlreichen Filmen spielte er den dritten Mexikaner von rechts. Sein Interesse für Fotografie brachte ihm den Kontakt zu namhaften Kameraleuten ein. Bei „Die glorreichen Sieben“ lernte er Charles Lang kennen. So kam er langsam von der Schauspielerei zur Kamera. Ein großer Mentor war James Wong Howe, der selbst erleben musste, wie hart es ist, in einer WASP-Industrie als Chinese Karriere zu machen. In vieler Hinsicht ist Alonzo auch in seiner Arbeit als Kameramann ein Außenseiter. Den seinerzeit revolutionären dokumentarischen Look des New Hollywood hat er mitgeprägt. Er gehört zu den DOP’s (Directors of Photopgraphy bzw. Chefkameraleuten), die gegen die Regeln gern selbst die Kamera bewegen. Seine eher unauffällige Kameraführung ist flüssig und vermutlich von seinen Erfahrungen als Schauspieler geprägt: Sie folgt nicht nur der Handlung, sondern arbeitet oft antizipierend. Schon sein Debütfilm „Bloody Mama“ (fd 17254) verblüfft durch seinen visuellen Stil. Es folgen in kurzer Zeit Filme, die ihn schnell in die Spitzengruppe bringen: „Fluchtpunkt San Francisco“ (fd 17336), „Harold and Maude“ (fd 18885), „Chinatown“ (fd 19120). Er ist befreundet mit Howe, Wexler und Toll und pflegt die Philosophie, dass weniger mehr ist; „Norma Rae“ (fd 22069) ist fast schon Minimalismus. Vor allem sein Neo noir sieht oft aus wie ein John Alton in Farbe. Gleichzeitig war Alonzo immer jemand, der neue Techniken als erster ausprobierte, neben Daviau ist er ein Pionier der HD-Kinematografie. Alle Zeitzeugen beschreiben Alonzo als einen äußerst umgänglichen Menschen. Sein persönliches Leben war eher schwierig, in der Industrie und der Gewerkschaft hatte er als Vorkämpfer für Minderheiten einen harten Stand, und die Welt seiner gequälten Plastiken spricht eine eigene Sprache. Auch privat hatte er mit allen Anpassungsproblemen eines Mexikaners aus schlechten Verhältnissen zu kämpfen. Über einen möglichen ästhetischen Zusammenhang zwischen diesen verschiedenen Sphären seines Lebens spekuliert der Film nicht, der nur mit Zeitzeugen arbeitet. Die Kamera war zweifelsohne Alonzos Obsession. Noch ein Jahr vor seinem Tod drehte er zwei Filme, ein Knochenjob wie man weiß. In Hollywood heißt es: Der Kameramann ist morgens der erste am Set und nachts der letzte, der geht.
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