Der Brief für den König

Abenteuer | Niederlande/Deutschland 2008 | 111 Minuten

Regie: Pieter Verhoeff

Ein junger Mann, der seine Chance auf eine Ritterschaft vertan hat, soll dem König des Nachbarlandes einen wichtigen Brief übermitteln, wofür er etliche Gefahren auf sich nimmt. Adaption eines niederländischen Jugendbuch-Klassikers, die geradlinig und schnörkellos eine spannende Reise- und Initiationsgeschichte erzählt, wobei äußerliche Schauwerte zugunsten liebenswerter Menschlichkeit zurücktreten. Erzählt wird er ganz aus der Sicht des jugendlichen Helden, der mit neugierigen, ängstlichen und intelligenten Augen die Welt betrachtet. - Ab 12.
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Filmdaten

Originaltitel
DE BRIEF VOOR DE KONING
Produktionsland
Niederlande/Deutschland
Produktionsjahr
2008
Produktionsfirma
Armada Prod./Eyeworks Egmond/Heimatfilm/ZDF/studio.tv.film
Regie
Pieter Verhoeff
Buch
Maarten Lebens · Pieter Verhoeff
Kamera
Jules van den Steenhoven
Musik
Paul M. van Brugge
Schnitt
Bart van den Broek
Darsteller
Yannick van de Velde (Tiuri) · Quinten Schram (Paik) · Daan Schuurmans (Bendoe) · Victor Reinier (Ristridin) · Hanna Schwamborn (Lavinia)
Länge
111 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 12.
Genre
Abenteuer | Literaturverfilmung
Externe Links
IMDb | TMDB

Diskussion
Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten: Ein junger Mann mit strahlend blauen Augen ist in einer wichtigen Mission unterwegs. Er ist auf der Flucht vor seinen Häschern und ausgestattet mit einem Ring, der getragen werden muss. Die Welt, in der sich Tiuri, der junge Mann, bewegt, ist eine fantastische, in der Städte und Burgen Namen wie Dagonaut, Unauwen und Dangria tragen. Das ist aber auch schon das einzige, was oberflächlich betrachtet den 1962 erschienenen Roman „Der Brief für den König“ der niederländischen Schriftstellerin Tonke Dragt und auch seine gleichnamige Verfilmung in die Nähe von Stoffen wie „Der Herr der Ringe“ und „Die Chroniken von Narnia“ rücken. Während sich letztere vieler blutiger Schauwerte bedienen, sich um Schlachten und Kämpfe drehen und mittels besonders perfider Bösewichte eine abgründige Spannung erzeugen, erscheint die Geschichte um Tiuri wesentlich bodenständiger und auf den ersten Blick gar etwas behäbig und angestrengt. Aber das täuscht: Die nüchterne Direktheit der Ausstattung überträgt sich rasch auf die Handlung und lässt anfängliche Bedenken verblassen. Die manches Mal etwas zu glatten Bilder des mittelalterlichen Ambientes zählen denn auch zu den wenigen Schwachpunkten dieser geradlinig und schnörkellos erzählten Reisegeschichte, die eine ganz eigene Spannung aufzubauen vermag. Tiuri, zu Hause in Dagonaut, soll zum Ritter geschlagen werden. Während einer letzten Prüfung, die absolutes Schweigen sowie das Ausharren mit den anderen Ritteranwärtern in einer Kapelle für eine Nacht beinhaltet, klopft ein verletzter Mann an die Tür. Tiuri öffnet und verwirkt mit dieser Tat seine Ritterschaft. Der Mann, ein Bote, stirbt und nimmt ihm das Versprechen ab, einen wichtigen Brief für den König von Unauwen zu überbringen. Regisseur Pieter Verhoeff inszeniert seinen jugendlichen Helden als einen Menschen mit Intelligenz und Nachdenklichkeit, der einen geordneten Rückzug einem übermotiviert geführten Kampf vorzieht. Ein Held mit Ängsten, aber dennoch voller (Selbst-)Vertrauen und liebenswerter Menschlichkeit – und einer, der natürlich auch mit dem Schwert umzugehen weiß, wenn es darauf ankommt. Das ist aber in diesem Film selten der Fall. Nicht vordergründige Schauwerte dominieren das Leinwandgeschehen, sondern die untergründig schwelende Suspense des „Was wäre wenn“, die den Zuschauer stets emotional anspricht. Was passiert, wenn die gefährlichen Roten Reiter Tiuri und den Brief in die Hände bekommen? Was steht überhaupt in dem Brief, den Tiuri ein ums andere Mal zu öffnen versucht ist, um herauszufinden, welches Geheimnis er beinhaltet? Es ist diese innere Spannung, die den Film auszeichnet. Erzählt wird er stets aus der Sicht des jugendlichen Helden, der die Welt, in die er hineingeworfen wird, mit gleichzeitig neugierigen, ängstlichen und intelligenten Augen betrachtet. Dies alles ist zwar etwas altmodisch inszeniert, dafür aber stringent und suggestiv erzählt. „Der Brief für den König“ bleibt immer nah an seiner sympathischen Hauptfigur dran, vermag dadurch sein jugendliches Zielpublikum zu fesseln und liefert insgesamt eine durchaus gelungene filmische Umsetzung der Buchvorlage.
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