Aladdin (1992)

Zeichentrick | USA 1992 | 90 (Video 74) Minuten

Regie: John Musker

Farbenfrohe, turbulente Zeichentrickversion des berühmten Märchens aus Tausendundeiner Nacht: Der Straßendieb Aladdin und sein Lampengeist kämpfen mit dem bösen Großwesir des Sultans um die schöne Prinzessin. Die Animation beeindruckt besonders in den "computerrealistischen" Hintergründen und fließenden Bewegungen, die Zeichnung der menschlichen Gesichtszüge fällt dagegen sichtlich ab. Eine leichtfüßige, sehr witzige Disney-Produktion, ganz auf den Flaschengeist zugeschnitten; jedoch dürften kleinere Kinder Probleme haben, den von Gags und Anspielungen strotzenden, ungemein temporeichen Soloauftritten des Dschinni zu folgen. - Sehenswert ab 8.
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Filmdaten

Originaltitel
ALADDIN
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
1992
Produktionsfirma
Walt Disney
Regie
John Musker · Ron Clements
Buch
Ron Clements · John Musker · Ted Elliott · Terry Rossio
Musik
Alan Menken
Schnitt
H. Lee Peterson
Länge
90 (Video 74) Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 8.
Genre
Zeichentrick
Externe Links
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Heimkino

Die umfangreiche und sehr informative Special Edition (2 DVDs) enthält neben der zwei deutsch untertitelbaren Audiokommentare der Regisseure und des Animationsteams etliche z.T. interaktiv steuerbare Features zu vielen Teilaspekten des Film. Herausragendes Extra ist die etwa zweistündige Dokumentation zum Film "Ein ungeschliffener Diamant". Des weiteren findet sich in der Bonussektion u.a. ein Feature mit verworfenen Liedern und im Film nicht verwendeten Szenen. Die Edition ist mit dem "Silberling 2004" ausgezeichnet.

Verleih DVD
Buena Vista (16:9, 1.66:1, DD5.1 engl./dt.)
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Diskussion
Der arabische Straßenjunge rief einst seinen Flaschengeist zu Hilfe, wenn er nicht mehr wußte, wie es weitergeht. Der moderne Zeichentrickfilm braucht keinen Dschinni - er hat ¡a Disney. Die Trickzeichner von Buena Vista kontern die düstere Romantik des letzten Jahres mit einem ungleich leichteren Stoff, auf "Die Schöne und das Biest (fd 29 927) folgt der behende Aladdin mit seinen Abenteuern.

In den Grundzügen ist die Geschichte aus Tausendundeiner Nacht die gleiche geblieben: Der Straßenjunge verliebt sich unsterblich in die schöne Tochter des Sultans, die bislang jeden ihrer reichen, eitlen Bewerber abgewiesen hat und den Vater mit ihrem Trotzkopf in größte Verlegenheiten stürzt. Der Zufall beschert Aladdin zwei findige Helfer, einen fliegenden Teppich und den besagten Flaschengeist, der nach seiner langen Gefangenschaft in einer dunklen Höhle fast platzt vor Tatendrang. Den kann der Junge auch gut gebrauchen, denn er hat mit dem finsteren Großwesir einen Widersacher vor sich, der mit allen trüben Wassern gewaschen ist.

War die Geschichte von der Schönen und dem Biest auf eine Weise herzzerreißend und dramatisch. daß sie vielen Kindern das Hinschauen unmöglich machte, so betont "Aladdin" bewußt die heiteren, ausgelassenen Seiten des Märchens aus dem Morgenland, von der hellen, sonnigen Farbgebung über die jugendlich-unbekümmerte Liebesgeschichte bis zu den skurrilen Nebenfiguren, die sich nach Lust und Laune austoben dürfen: Aladdins Affe. zwischenzeitlich zum Elefantendasein verdammt, der Papagei des Wesirs, der unablässig Federn läßt, der Sultan als liebenswürdiger Trottel, der fliegende Teppich, der immer im richtigen Moment am rechten Ort schwebt (und in einer tricktechnischen Sonderleistung mit menschlichen Zügen ausgestattet wird). Und - natürlich - der Dschinni. Im Original wird er von Robin Williams gesprochen (in der deutschen Fassung vom entsprechenden Synchronsprecher), und das ist wahrlich kein Zufall. Der Flaschengeist plustert sich vom ersten Moment an zu einem Entertainer auf. der seine Arbeit als "Ein-Mann-Show" inszeniert, in atemberaubendem Tempo die Verkleidungen wechselt, pausenlos mit Worten jongliert (wobei die Synchronisation noch meint, mit ein bißchen Sächseln nachhelfen zu müssen) und ansonsten keine Gelegenheit ausläßt, der Lage ihren Ernst zu nehmen. Kleineren Kindern setzt der Film hier allerdings Grenzen: mit diesem Tempo, mit dieser Überfülle von Anspielungen sind sie glatt überfordert.

Im übrigen liefern die Disney-Studios erneut ein Qualitätsprodukt erster Güte ah. Die fließenden Bewegungen, die "computerrealistischen" Hintergründe, die Tiefenschärfe -man hat sich an die tricktechnische Perfektion schnell] gewöhnt, sie ist fast zur Selbstverständlichkeit geworden. Allerdings hat dieser hohe Standard eine Kehrseite: immer deutlicher wird die Diskrepanz zu den menschlichen Physiognomien, den Gesichtern vor allem; hier stagniert die Entwicklung, hier wirkt weiterhin die Ästhetik des Bilderbuchs. Das wird auch bei Walt Disney Pictures aufgefallen sein. Wie man andernorts sagt: Wir arbeiten daran.
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