All That I Love - Wszystko co kocham

Drama | Polen 2009 | 90 Minuten

Regie: Jacek Borcuch

Der rebellische Sänger einer Punk-Rock-Band, Sohn eines hohen polnischen Militärs, verliebt sich im Sommer 1981 in die Tochter eines Solidarnosc-Aktivisten. Als im Winter das Kriegsrecht über das Land verhängt wird, bricht auch für ihre Liebe eine harte Zeit an. "Romeo und Julia"-Variante nach autobiografischen Erlebnissen, die sich zum zeitgeschichtlichen Lehrstück verdichtet. Durch die authentische Kameraarbeit und einen überzeugenden Hauptdarsteller erlangt die Inszenierung gesellschaftliche Relevanz. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
WSZYSTKO CO KOCHAM
Produktionsland
Polen
Produktionsjahr
2009
Produktionsfirma
Canal + Polska/Prasa i Film/TVP
Regie
Jacek Borcuch
Buch
Jacek Borcuch
Kamera
Michal Englert
Musik
Daniel Bloom
Schnitt
Agnieszka Glinska · Krzysztof Szpetmanski
Darsteller
Mateusz Kosciukiewicz (Janek) · Olga Frycz (Basia Martyniak) · Jakub Gierszal (Kazik) · Andrzej Chyra (Janeks Vater) · Anna Radwan (Ela, Janeks Mutter)
Länge
90 Minuten
Kinostart
14.04.2011
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Drama
Externe Links
IMDb | TMDB

Diskussion
Als „polnischer James Dean“ wird Hauptdarsteller Mateusz Kosciukiewicz im Presseheft angekündigt. Tatsächlich ist Kosciukiewicz sexy und irgendwie auch cool, er spielt locker, und auch das Trotzige steht ihm gut. Doch ein „Rebel without a Cause“ ist sein Janek in „All That I Love“ nicht, im Gegenteil. Er hat allen Grund zu rebellieren, und er weiß sehr genau, wieso er etwas tut. Wieso er Punk-Rock spielt, gegen den Konformismus anschreit und die Gesellschaft beschissen findet: 1980 ist es nicht gerade lustig in Polen. Da bildet sich die Gewerkschaft Solidarnosc, die von der kommunistischen Regierung vorerst offiziell auch anerkannt wird. Doch die Angst der Kommunisten vor dem Machtverlust ist enorm, und so wird im Dezember 1981 der Kriegszustand ausgerufen. Die Schulen bleiben geschlossen. Es wird eine Ausgangssperre verhängt. Zehntausende werden verhaftet. Einige werden getötet, andere verschwinden, wer kann, wandert aus. In diesen Jahren jung zu sein, eine erste Liebe zu erleben, sich für einen Beruf zu entscheiden, eine Meinung zu bilden, das ist ein schwieriges Unterfangen; und in seiner Komplexität – die vor allem darin besteht, dass wer heute ein Feind, morgen ein Freund und übermorgen vielleicht schon nicht mehr ist – vielleicht nur von Menschen zu erfassen, die solches miterlebten. So wie von dem 1970 geborenen Regisseur Jacek Borcuch, der in seinem nach „Caulliflower“ (1999) und „Tulipany“ (2004) dritten Spielfilm seine eigene Jugend aufarbeitet. Man schreibt den Sommer 1981. Janek, Sohn eines Militäroffiziers, steht kurz vor dem Schulabschluss und singt in einer Punk-Rock-Band. Abgesehen davon tun Janek und seine Freunde, was Jungs eben tun: Sie hängen herum, schauen den Mädchen nach, verbummeln ihre Ferientage. Zudem findet Janek in Basia eine erste Liebe. Das heißt: Er hätte die Chance dazu, aber Basias Vater ist bei der Solidarnosc und sieht seine Tochter nicht gern mit dem Sohn eines Militärs. Als im Winter das Kriegsrecht verhängt wird, gerät die Gesellschaft und damit auch Janeks und Basias Beziehung ziemlich durcheinander. Erfrischend unprätentiös kommt der Film daher und spiegelt stimmig Lebensgefühl und Geist einer von wilden Hoffnungen und wirren Repressionen geprägten Gesellschaft und Zeit. Der Soundtrack (zu hören sind die Punk-Rock-Band WC und die Kult-Rock-Gruppe Dezerter) ist mal schmissig, mal schmusig, die Kamera agil, in der Montage finden sich einige reizvolle zeitraffende Geschmeidigkeiten. Getragen aber wird der Film tatsächlich von Mateusz Kosciukiewicz, der zwar kein neuer James Dean, aber doch ein bemerkenswerter junger Schauspieler ist, den man künftig hoffentlich öfters auf Leinwand sieht.
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