Die kleinen Bankräuber

Abenteuer | Lettland/Österreich 2009 | 80 Minuten

Regie: Armands Zvirbulis

Um ihren Eltern zu helfen, denen die Bank einen Kredit verweigerte, wollen zwei Geschwister das Geldinstitut überfallen. Der Coup gelingt, doch nun sind den Kindern zwei Wachmänner und der korrupte Bankdirektor auf den Fersen, der ein schmutziges Geheimnis bewahren will. Mit wohldosierter Spannung und Humor inszeniertes Kinderfilm-Abenteuer, das vor allem durch die gelungene Figurenzeichnung für sich einnimmt. - Ab 8.
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Filmdaten

Originaltitel
DIE KLEINEN BANKRÄUBER | MAZIE LAUPITAJI
Produktionsland
Lettland/Österreich
Produktionsjahr
2009
Produktionsfirma
F.O.R.M.A./MINI FIlm
Regie
Armands Zvirbulis
Buch
Maris Putnins
Kamera
Rein Kotov
Musik
Martins Brauns
Schnitt
Britta Nahler
Darsteller
Gustavs Vilsons (Robby) · Zane Leimane (Louise) · Karl Markovics (Bankdirektor) · Arturs Skrastins (Klutz) · Julis Zagars (Goochi)
Länge
80 Minuten
Kinostart
14.10.2010
Pädagogische Empfehlung
- Ab 8.
Genre
Abenteuer | Kinderfilm
Externe Links
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Diskussion
Während das US-amerikanische (Mainstream-)Kino dafür bekannt ist, auf aktuelle gesellschaftliche Probleme zu reagieren – aktuellstes Beispiel ist „Wall Street 2: Geld schläft nicht“ (fd 40 122, Kritik in dieser Ausgabe) –, dauert es in der „alten Welt“ meistens etwas länger, bis man die Zeichen der Zeit erkannt hat. Was unter anderem auch an den langwierigen Filmförderregularien liegt. Umso erstaunlicher, dass sich das aufstrebende Filmland Lettland (und sein österreichischer Co-Produktionspartner) mit einem Familienfilm zu Wort melden, der kindgerecht den Finger in die offene Wunde legt. „Die Bank ist ein Misthaufen“, erkennt der fünfjährige Robby, als das Geldinstitut den Kredit seiner Eltern nicht verlängert, obwohl die Bank doch einen Berg von Scheinen aufgestapelt hat, wie er bei einer Besichtigung des Tresorraums staunend feststellt. Doch ihre Wohnung wird zwangsversteigert, und die Familie muss zu den Großeltern aufs Land ziehen. Dort überredet Robby seine ältere Schwester Louise, der Bank heimlich einen Besuch abzustatten, um ihren Eltern zu helfen. Sie schleichen „verkleidet“ in das Geldhaus, schlüpfen in einen Mülleimer und rollen darin an zwei trotteligen Wachmännern vorbei in den Tresorraum. Die Nacht verbringen sie unfreiwillig dort, doch am nächsten Morgen gelingen Coup und Flucht. Der Bankdirektor erkennt die beiden allerdings auf den Überwachungsbildern und setzt die beiden Wachmänner auf ihre Spur. Dabei geht es vor allem darum, ein schmutziges Geheimnis zu bewahren, denn mit den erbeuteten Scheinen der Kinder ist etwas faul. Unaufgeregt und handwerklich solide wird diese Geschichte von dem Cutter und Tonmeister Armands Zvirbulis in seinem ersten Kinofilm inszeniert. In ruhigem Montage-Rhythmus und mit einem bisweilen an Spieluhren erinnernden Soundtrack entfaltet sich der Plot kindgerecht, wobei sowohl Humor als auch Spannungsmomente homöopathisch dosiert sind. So erscheinen die Wachmänner geradezu liebenswert, weil sie nicht dämonisch überzeichnet sind und erst in der slapstickartigen Schlusssequenz der Schadenfreude geopfert werden. Viel fieser ist die Rolle des hartherzigen Bankdirektors, der Robbys Mutter ungerührt die Pistole an den Kopf hält, um von den Kindern das Geldversteck zu erfahren. Das bleibt aber auch der einzige für kleine Kinobesucher verstörende Faktor in einer Handlung, die geschickt die Balance hält zwischen Familienzusammenhalt, punktueller Gesellschaftskritik und einem Abenteuer, das viele Kinder gerne selbst erleben würden. Insbesondere die beiden jungen Hauptdarsteller agieren dabei so natürlich, als würden sie von der Kamera nicht beobachtet. Karl Markovics als korrupter Banker darf dagegen dem Affen richtig Zucker geben, wenngleich er sich gegenüber seinen kleinen Partnern nicht in den Vordergrund spielt. Ein wunderbarer Film als Einstieg ins Universum Kino, aber auch für all diejenigen, die sich ihre Kindheitsträume bewahrt haben.
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