Einfach zu haben

Komödie | USA 2010 | 92 Minuten

Regie: Will Gluck

Eine Schülerin lügt ihrer Freundin vor, sie habe bei einem One-Night-Stand ihre Jungfräulichkeit verloren, was eine heimliche Lauscherin alsbald in der ganzen Schule verbreitet. Zunächst ist die allseits geglaubte Lüge der Heldin ein willkommenes Mittel, um ihr Image als "Graue Maus" aufzupolieren, dann aber gewinnt die Angelegenheit eine fatale Eigendynamik. Unterhaltsam-freche High-School-Komödie mit pfiffigen Dialogen und guten Darstellern, die sich über die üblichen Genre-Albernheiten hinaus erstaunlich ernsthaft mit den Fallstricken der Pubertät auseinander setzt. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
EASY A
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2010
Produktionsfirma
Screen Gems/Olive Bridge Ent.
Regie
Will Gluck
Buch
Bert V. Royal
Kamera
Michael Grady
Musik
Brad Segal
Schnitt
Susan Littenberg
Darsteller
Emma Stone (Olive) · Penn Badgley (Woodchuck Todd) · Amanda Bynes (Marianne) · Dan Byrd (Brandon) · Thomas Haden Church (Mr. Griffith)
Länge
92 Minuten
Kinostart
11.11.2010
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Komödie
Externe Links
IMDb | TMDB

Diskussion
Auf dem Höhepunkt ihrer moralischen Zerknirschung klappert Olive die örtlichen Kirchen ab. Sie sucht nach Unterweisung und findet entweder Bigotterie, die nicht mit sich reden lässt, oder einen Priester, der gerade Pause macht. Schließlich schleicht die Schülerin heim und tut das, was man von einem modernen Teenager eigentlich als Erstes erwarten würde: Sie setzt sich vor die Webcam und macht das Internet zu ihrem Beichtstuhl. Ob sie sich von dessen Gemeinde wirklich die Absolution erhofft? Auch dazu gehört eine Menge Gottvertrauen. Am Anfang dieser gewitzten Schulkomödie blickt Olive auf die Ereignisse zurück, die sie von einer grauen Maus zur Aussätzigen werden ließen. Es beginnt ganz harmlos: Olive hat keine Lust, bei ihrer leicht beschränkten Freundin zu übernachten und schützt ein Rendezvous mit einem älteren Jungen vor. In Wahrheit lungert sie das ganze Wochenende zu Hause herum und ist am Montag um ein gutes Alibi verlegen. Schließlich flunkert sie, dass sie ihre Jungfräulichkeit bei einem One-Night-Stand verloren habe. Ihre Freundin ist hellauf begeistert, eine sittenstrenge Mitschülerin, die ihr Getuschel mitangehört hat, dagegen weniger. Sie sorgt dafür, dass sich Olives Geständnis in Windeseile herumspricht und vergisst auch die Warnung vor dem Fegefeuer nicht. Im nächsten Kapitel ihrer Internet-Beichte betätigt sich Olive als gute Samariterin. Sie erzählt einem homosexuellen Mitschüler von ihrer Notlüge und erklärt sich bereit, so zu tun, als hätten sie etwas miteinander gehabt. Brandon glaubt, dass er, wenn er nicht mehr als schwul gilt, auch nicht mehr verprügelt wird. Genau so kommt es dann auch, und schon bald stehen die Untergebutterten und zu kurz Gekommenen bei Olive Schlange. Halb aus Mitleid, halb aus Lust an der Provokation schenkt oder verkauft sie ihnen jeweils eine „Liebesnacht“ und merkt zu spät, wie sehr ihr Ruf darunter leidet. Als sie die Chlamydien, mit der eine Lehrerin einen Schüler ansteckt, auf ihre Kappe nimmt, ist sie endgültig als „Schlampe“ abgestempelt. Will Glucks „Einfach zu haben“ gehört zu jenen Komödie, in denen sich praktisch alles nur um Sex dreht, die Heldin aber bis zum Ende jungfräulich bleibt. In Olive steckt also durchaus ein bisschen Doris Day und in der Erzählung deutlich mehr Anspielungen als in der Schulkomödie üblich. Nathaniel Hawthornes „Der scharlachrote Buchstabe“ über die vernichtende Kraft des Gerüchts gehört nicht zufällig zum Lehrstoff, und dass sich Olive nach einem Ritter aus einem John-Hughes-Film sehnt, wäscht sie von allen „Sünden“ rein. Mit plumpen Pubertätskomödien hat „Einfach zu haben“ wenig zu tun: Die Dialoge sind frech und intelligent und kommen wie aus der Pistole geschossen. Mit diesem Drehbuch war es offenbar ein Leichtes, die Erwachsenen mit durchweg glänzenden Darstellern zu besetzen, wobei Patricia Clarkson und Stanley Tucci als Olives exzentrisches Elternpaar das Erziehungswesen um einige besonders schöne Noten bereichern. Auch in „Einfach zu haben“ gibt es Szenen, die vor allem albern sind und sein sollen. Insgesamt ist dies jedoch eine erstaunlich ernsthafte Auseinandersetzung mit den Unsicherheiten und Fallstricken der Pubertät. Die Sexualmoral des Films dürfte im Übrigen auch die veräppelten Kirchen wieder versöhnen: Verschenk dich nicht an den Erstbesten. Du hast etwas zu verlieren.
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