Deckname Cor - Das dramatische Leben des Max Windmüller

Dokumentarfilm | Deutschland 2010 | 90 (gek. 52) Minuten

Regie: Eike Besuden

Doku-Drama über den deutsch-jüdischen Widerstandskämpfer Max Windmüller, der vor dem NS-Regime in die Niederlande floh und nach der Besetzung des Landes zahlreiche Juden als Fluchthelfer rettete, bis er 1944 verhaftet, deportiert und kurz vor Kriegsende erschossen wurde. Der Film rekonstruiert auf der Basis eines biografischen Buchs Windmüllers Leben mit Hilfe von Archivbildern, Interviews und einigen Reenactment-Szenen; begleitet von einem sparsam eingesetzten Off-Kommentar, überzeugt er vor allem dank der sorgfältigen Recherche und der soliden filmischen Aufarbeitung. - Ab 14.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2010
Produktionsfirma
Pinguin Film/NDR/ARTE
Regie
Eike Besuden
Buch
Eike Besuden
Kamera
André Krüger
Musik
Fabian Teichmann
Schnitt
Fabian Teichmann
Darsteller
Marcus Seuß · Christoph Jacobi · Sonja Dengler · Pegah Kazemi
Länge
90 (gek. 52) Minuten
Kinostart
24.11.2011
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Dokumentarfilm
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IMDb

Diskussion
Bis 1933 verbringt Max Windmüller eine unbeschwerte Kindheit im ostfriesischen Emden. Doch mit der Machtübernahme der Nazis verändert sich sein Leben radikal. Freunde wollen plötzlich nicht mehr mit dem „Judenkind“ spielen, im Geschäft seines Vaters bleiben die Kunden aus, und als diesem der Gewerbeschein entzogen wird, wandern die Windmüllers zu Verwandten ins nahe Holland aus, wo sich Max bald einer zionistischen Jugendgruppe anschließt. 1939 befindet er sich im Rotterdamer Hafen an Bord eines Schiffs mit dem Ziel Palästina, als er sich in letzter Minute doch noch zum Bleiben überreden lässt, um die zahlreichen Flüchtlinge aus Nazi-Deutschland zu unterstützen. Nach der Besetzung der Niederlande durch deutsche Truppen im Mai 1940 geht Windmüller in den Untergrund, schließt sich einer Widerstandsgruppe an und verhilft mit seinen Freunden in den folgenden Jahren rund 500 Juden zur Flucht. Unter falschem Namen und als Mitglied des Deutschen Sicherheitsdiensts getarnt, beschafft er falsche Pässe, organisiert Unterkünfte und findet Gesinnungsgenossen, die den Flüchtlingen helfen, über Frankreich nach Spanien zu gelangen. Durch Verrat wird Windmüller 1944 in Paris verhaftet und ins KZ Buchenwald deportiert. Als das Lager wegen der nahenden Roten Armee aufgegeben wird und man Windmüller mit anderen Gefangenen auf den Marsch Richtung Dachau schickt, wird er, gerade mal 25 Jahre alt, wenige Tage vor Kriegsende von einem Wachmann erschossen. Eike Besuden, selbst in Emden aufgewachsen, erzählt die weithin unbekannte Geschichte eines deutsch-jüdischen Widerstandskämpfers in Form eines Dokudramas, wobei die szenischen Nachstellungen den weit kleineren Teil des Films ausmachen. Weitgehend der Chronologie folgend, rekonstruiert er mit Hilfe einer Fülle von bewegten Archivbildern und Fotos das kurze Leben von Max Windmüller. Zudem hatte Besuden das große Glück, dass viele von dessen Weggefährten, darunter seine damalige Freundin, noch leben. In ihren anschaulichen Berichten und Erinnerungen vermitteln sie nicht nur einen Eindruck der Person Max Windmüller, sondern lassen auch ihre eigenen Ängste und Bedrohungen der NS-Zeit lebendig werden. Mehr als zehn Jahre lang hat Eike Besuden, der sich durch eine viele zeitgeschichtlicher Dokumentationen einen Namen machte, an dem Film gearbeitet, wobei er sich bei seinen Nachforschungen auf das Buch von Klaus Meyer-Dettum „Max Windmüller (1920–1945). Eine Recherche“ (1997) stützen konnte. Auch wenn in den von sparsam eingesetztem Off-Kommentar begleiteten Berichten vorübergehend Weggefährten in den Fokus des Interesses geraten, bietet der Film ein durchweg sehenswertes Porträt des unbekannten Widerstandskämpfers. Die solide inszenierten Reenactment-Sequenzen schildern dabei vor allem brenzlige Situationen wie etwa Passkontrollen oder eine dramatische Überquerung der verschneiten Pyrenäen; für den Abspann hat sich Besuden wunderbar entspannte Bilder vom alljährlichen Treffen von Windmüllers Weggefährten in Israel auf gehoben.
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