Dokumentarfilm | USA 2011 | 92 (24 B./sec.)/89 (25 B./sec.) Minuten

Regie: Cindy Meehl

Einfühlsames Porträt des US-amerikanischen Pferdetrainers Buck Brannaman, der "Problempferde" unter seine Fittiche nimmt, wobei er davon überzeugt ist, dass nicht die Tiere, sondern ihre Besitzer oft gravierendere Probleme haben und sich deren Verhaltensfehler im Verhalten der Tiere niederschlagen. Der Dokumentarfilm nutzt reizvoll Fotografie und Ikonografie von Western, um einen in sich ruhenden Mann zu beschreiben, der den Tieren mit Respekt begegnet. Dabei spricht er durch seine humane Aussage nicht nur ausgesprochene "Pferdenarren" an. - Ab 12.
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Filmdaten

Originaltitel
BUCK
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2011
Produktionsfirma
Cedar Creek Prod./Back Allie Prod./Motto Pic.
Regie
Cindy Meehl
Buch
Cindy Meehl
Kamera
Luke Geissbuhler · Guy Mossman
Musik
David Robbins
Schnitt
Toby Shimin
Länge
92 (24 B.
sec.)
89 (25 B.
sec.) Minuten
Kinostart
31.05.2012
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 12.
Genre
Dokumentarfilm
Externe Links
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Heimkino

Die Extras enthalten u.a. ein Feature mit im Film nicht verwendeten Szenen.

Verleih DVD
EuroVideo (16:9, 1.78:1, DD5.1 engl./dt.)
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Diskussion
Gleich zu Beginn stellt Buck Brannaman Entscheidendes klar: Er habe noch nie mit Pferden geflüstert, die wesentlichen Erfolgsfaktoren im Umgang mit „verhaltensgestörten“ Pferden seien Körpernähe und Tuchfühlung. Dass die tierischen Verhaltensstörungen ihre Ursache in erster Line in verhaltensgestörten Pferdehaltern haben, erfährt man in Cindy Meehls beeindruckendem Erstlingsfilm, der in Bildsprache und Visualisierung die Nähe zum Western sucht und dessen Chiffren nutzt, um seinen überaus sympathischen Protagonisten ins rechte Licht zu rücken. Diese Ästhetik prägt bereits die Eröffnungssequenz: Eine Totale, die die atemberaubende Weite der Prärie erahnen lässt, eine Pferde-Herde, die, ohne sich ihrer Schönheit bewusst zu sein, den Zuschauer in Bann schlägt, ein Protagonist, der die klassische Arbeitsmontur des Cowboys mit tausendfach erprobten Handgriffen anlegt. Gegen Ende des Films wird dieses Cowboy-Klischee noch einmal in Reinform aufgegriffen: Dann sitzt Buck auf der Veranda seines Hauses, den Kaffee-Pott in den Händen, und schaut in die Weite. Abgesehen von dieser sinnfälligen Grundierung enthält sich der Film aller Klischees und stellt einen ebenso umtriebigen wie sympathischen Mann vor, der sich seinen Ruf als einer der besten „Pferdetrainer“ der Welt neben Ray Hunt und den Dorrance-Brüdern gewiss verdient hat. Er und seine Kollegen standen Pate für Robert Redfords Films „Der Pferdeflüsterer“ (fd 33 324), bei dem auch Buck Brannaman in beratender Funktion tätig war. Das Erfolgsrezept des Trainers, der 40 Wochen im Jahr durch die USA tourt – viel Zeit für die Familie bleibt dabei nicht –, wöchentlich viertägige Seminare abhält, mittlerweile auch als Motivationsberater gefragt ist und verhaltensgestörten Pferden auf die Sprünge hilft, ist denkbar einfach. Brannaman, der als Kind auch körperlich unter seinem alkoholabhängigen Vater zu leiden hatte, greift nicht zu den klassischen Mitteln, um ein Pferd zur Räson zu bringen: Geschirr, starres Zaumzeug und Kandare sind verpönt, Buck vertraut seinem „Pferdeverstand“, geht mit den ihm anvertrauten Vierbeinern auf Augenhöhe um, arbeitet nicht mit Zwang, sondern mit Respekt und Zuneigung. Dabei macht der Film deutlich, dass der scheinbar „verkorkste“ Charakter der Pferde oft auf Verhaltensstörungen ihrer Besitzer zurück zu führen ist und dass den Tieren Bockigkeit, Sattel-Angst und andere Auffälligkeiten binnen kurzer Zeit abgewöhnt werden können. Respekt und Einfühlungsvermögen sind also die Qualitäten, die Buck und der Film eindrucksvoll demonstrieren und mit denen ihnen die (Wieder-)Vermittlung eines natürlichen Urvertrauens gelingt, das den Tieren häufig abtrainiert wurde. Bei aller Bewunderung, die man dem Pferdetrainer angesichts seiner Erfolge (im Film durch eindrucksvolle Bilder und Beispiele dokumentiert) entgegen bringt, macht Buck eigentlich nichts anderes, als die gravierenden Grausamkeiten und Fehler, die er als Kind erleiden musste, im Umgang mit seinen Pferden zu vermeiden, auch wenn er stets darauf bedacht ist, die Zügel, die Rolle als Leittier, nicht aus der Hand zu geben. Ein Ideal, das jeder Erziehung zu Grunde liegen sollte. Dass dies nicht immer gelingt, dokumentiert der Film ebenfalls: Einem Hengst, der wild bockt und um sich beißt, seinen Reiter verletzt, scheint auch Buck nicht helfen zu können. Gerade durch das Eingeständnis der eigenen Grenzen gewinnt der Film an Überzeugungskraft, erhält zugleich aber einen gewissen sozial-darwinistischen Unterton, der letztlich das Gesetz des Stärkeren unterstreicht. Davon abgesehen lässt „Buck“ nicht nur die Herzen von Pferde-Freunden höher schlagen, sondern beschert ein entspanntes Kinoerlebnis, das eine unterschwellig vorhandene Sehnsucht stillt: die Sehnsucht, im Einklang mit der Natur zu leben und dadurch zu einer inneren Harmonie zu finden, die Brannaman ebenso wie der Film jenseits romantischer Gefühlsduselei glaubhaft demonstrieren. Dabei ist von entscheidender Bedeutung, dass die gefühlvolle Kameraarbeit in den prächtigen Tieren lohnende Objekte findet, deren Schönheit, Würde und Grazie für sich sprechen.
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