Krimi | Deutschland 2012 | 105 (24 B./sec.)/102 (25 B./sec.) Minuten

Regie: Jan Georg Schütte

Ein schwerkranker Unternehmer versammelt seine erwachsenen Kinder um sich und stellt demjenigen den Chefsessel in Aussicht, der ihn binnen einer Woche von seinen Leiden erlöst. Eine schwarzhumorige Typenkomödie mit Krimi-Einschlag, die sich um die ethischen Implikationen nicht schert, sondern das perfide Gespinst durch ein spielfreudiges Ensemble in episodischer Beiläufigkeit mäandernd umkreist. - Ab 16.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2012
Produktionsfirma
RIVA Filmprod.
Regie
Jan Georg Schütte
Buch
Jan Georg Schütte
Kamera
Bettina Herzner · Roland Firtzenschaft
Musik
Sebastian "Gomez" Albert · Ricardo Cortez
Schnitt
Ulf Albert
Darsteller
Oliver Sauer (Karl Manzl) · Stephan Schad (Hugo Manzl) · Susanne Wolff (Sylvia Manzl) · Pheline Roggan (Elisabeth Manzl) · Hans-Michael Rehberg (August Manzl)
Länge
105 (24 B.
sec.)
102 (25 B.
sec.) Minuten
Kinostart
07.03.2013
Fsk
ab 16; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Krimi | Komödie
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
Aries/Good Movies (16:9, 1.78:1, DD5.1 dt.)
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Diskussion
Es war einmal ein König, der hatte drei Kinder. Als der König schwer krank wurde, wollte er wissen, welches seiner Kinder das Königreich wohl am besten führen würde. Deshalb hatte er sich eine perfide Prüfung für den Nachwuchs ausgedacht: Wer den Mut habe, ihn binnen einer Woche zu töten und damit sein Siechtum zu beenden, dem solle das Reich gehören. Jan Georg Schütte beginnt „Leg ihn um!“ als modernes Märchen. Das Schloss ist ein herrschaftlicher, von einem weitläufigen Park umgebener Landsitz; das erste Bild zeigt eine sattrosa Fassade. Vögel zwitschern, ein Hahn kräht. Der König ist der erfolgreiche Unternehmer August Manzl. Er hält seine Kinder für rechte Nichtsnutze und ist offenkundig darin geübt, sie die fehlende Wertschätzung auch spüren zu lassen. Elisabeth, die Jüngste, ist nicht Teil seines zynischen Plans: Sie wird zwar nicht ernst genommen, aber im Gegensatz zu ihren Geschwistern geliebt – und sie liebt ihren Vater. Die anderen drei hat der Vater allerdings unterschätzt: Er entgeht nur knapp ihren kreativ geplanten Anschlägen. Der Schauspieler Jan Georg Schütte ist inzwischen ein Spezialist für den Ensemblefilm: Nach „Die Glücklichen“ (fd 39 549) und „Swinger Club“ (fd 37 789) ist „Leg ihn um!“ schon sein dritter Ensemble-Langfilm. Er arbeitet gern mit denselben Schauspielern: mit Susanne Wolff, die hier die Sylvia spielt, mit Oliver Sauer (Karl), Stephan Schad (Hugo) oder Pheline Roggan (Elisabeth). In den vorhergehenden Filmen ging es um Freunde, Lebensvisionen und ihre Realität sowie das alltägliche Scheitern, mit viel Spielfreude improvisiert in Häusern auf dem Land. In „Leg in um“ ist es zwar die gleiche Ausgangsposition, doch das Handlungsgerüst ist strenger; hier geht es nicht einfach um Freunde, die quatschen, streiten, lügen, lieben und betrügen, wobei zwischendurch auch Wahrheiten ans Licht kommen. Schon die explizit heitere Musik macht deutlich, dass „Leg ihn um“ als Komödie gemeint ist, als schwarzhumorige Typenkomödie mit Krimi-Einschlag: Der recht umfangreiche Figurenapparat – der Vater nebst Assistentin, die Geschwister nebst Partnern beziehungsweise Kind – ist typenhaft angelegt; außerdem sind die Figuren mit jeweils besonders herausstechenden Merkmalen und Eigenschaften ausgestattet. Der schwule Karl sauniert gerne mit seinem Partner und trägt häufig Labello auf, die alleinerziehende Tochter Sylvia ist ungepflegt und hat resigniert, Hugo ist Choleriker und steht auf Sadomaso-Sex. Elisabeth schließlich arbeitet ihre Beziehungsstörung in einer Psychotherapie auf und möchte darüber gern mit ihrer Familie sprechen: Sie taucht nichts ahnend auf dem väterlichen Landsitz auf. Die Dramaturgie von „Leg ihn um!“ stimmt nicht ganz: Zu lange verharrt Schütte bei den jeweiligen Mordplänen und ihren Umsetzungsversuchen, ohne dabei entscheidend mehr über seine Figuren und ihre Beziehungen zueinander zu erzählen. Diese verharren als ausgedachte Konstrukte innerhalb eines Konstrukts an der Oberfläche; trotz des angekündigten Todes will sich auch Suspense atmosphärisch nicht einstellen. An einer Stelle fällt das Stichwort, der Vater müsse „Rechenschaft ablegen“: Nur geschieht gerade das nicht. Der Akzent liegt auf der Aktion, stets wird etwas gemacht, geplant oder befürchtet; episodische, auch sympathische Beiläufigkeiten, die an Schüttes frühere Filme erinnern, bringen den Handlungsverlauf aber ins Stottern. Den Schauspielern ist die Spielfreude, auch eine Ensemblelust anzumerken; die Leichtigkeit der eher handlungsfernen Improvisation ist hier aber weit gehend abhanden gekommen. Über Sterbehilfe, über die ethischen Implikationen, die hier unter komischen Bedingungen durchaus neuartig verhandelt werden könnten, wird in „ Leg ihn um!“ nicht nachgedacht. Am Ende ist es dann der Zufall, der dem künftigen Firmenchef zu Hilfe kommt.
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