Unplugged: Leben Guaia Guaia

Dokumentarfilm | Deutschland 2012 | 96 (24 B./sec.)/93 (25 B./sec.) Minuten

Regie: Sobo Swobodnik

Dokumentarfilm über zwei junge Straßenmusiker: Die Protagonisten, die als "Guaia Guaia" durch Deutschland touren, haben sich bewusst für ein Leben jenseits "normaler" Karrierewege und jenseits von Konsumzusammenhängen entschieden. Der Film begleitet sie beim Musizieren sowie bei der Suche nach Schlafplätzen und Essen. Mit Videoclip-artigen Sequenzen und animierten Szenen angereichert, lebt er vor allem vom Charisma seiner Figuren, verklärt allerdings auch etwas deren Aussteigertum. - Ab 14.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2012
Produktionsfirma
Fimbüro una cum
Regie
Sobo Swobodnik
Buch
Sobo Swobodnik
Kamera
Bernhard Kübel · Lars Lenski · Jakob Wassermann
Musik
Guaia Guaia
Schnitt
Stefanie Kosik
Länge
96 (24 B.
sec.)
93 (25 B.
sec.) Minuten
Kinostart
11.07.2013
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Dokumentarfilm
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
W-film/Lighthouse (16:9, 1.78:1, DD5.1 dt.)
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Diskussion
So sehen Verlierer aus. Die Haare zerzaust, die Garderobe aus der Altkleider-Sammlung, keine Wohnung, keinen Job, keine Krankenversicherung, kein Geld. Elias Gottstein und Carl Luis Zielke, beide Anfang 20, haben nichts von dem, was die meisten ihrer Altersgenossen für erstrebenswert halten. Doch als Loser sehen sich die beiden jungen Männer deshalb keineswegs. Ihre asketische Lebensform ist frei gewählt und – unter den gegebenen Verhältnissen – Ausdruck größtmöglicher Freiheit. Nach der zehnten Klasse haben sie gemeinsam die Schule geschmissen und beschlossen, fortan nur noch das zu tun, wozu sie Lust haben: Musik machen. Nicht in Konzertsälen oder Clubs, sondern auf der Straße. Jedenfalls vorwiegend. Seitdem tingeln die beiden Freunde unter dem Künstlernamen „Guaia Guaia“ kreuz und quer durch die Republik, spielen in Fußgängerzonen und wo sonst noch die Aussicht auf ein paar Zuhörer besteht. Wo andere Musiker zu Beginn „Seid ihr alle gut drauf?“ oder ähnlich sinnfreie Stimmungs-Floskeln ins Publikum brüllen, fragen Elias und Carl Luis erst mal höflich, ob jemand unter den Zuhörern vielleicht einen Schlafplatz für sie hätte. Und meistens findet sich eine bescheidene Bleibe für die Nacht. Ein Jahr lang hat der Autor und Regisseur Sobo Swobodnik das Duo mit der Kamera begleitet. Herausgekommen ist dabei ein unterhaltsames, unkommentiertes Roadmovie, das die Musiker bei ihren Auftritten, ihren ständigen Auseinandersetzungen mit den örtlichen Ordnungshütern, im Kreise ihrer nächtlichen Gastgeber und auf Reisen zeigt. Hinzu kommen Sequenzen, die wie (preiswerte) Video-Clips anmuten, und ein paar Strich-Animationen. In erster Linie lebt die Langzeitbeobachtung jedoch von ihren grundsympathischen Protagonisten, deren Lieder keine schlichten Klagen über die Schlechtigkeit der Welt, sondern durchaus originelle Popsongs sind. Schon ihr Equipment, das sie in zwei umgebauten Mülltonnen mit sich führen, ist für Straßenmusiker ungewöhnlich. Elias spielt E-Gitarre, Carl Luis Posaune. Dazu kommen gesampelte Sounds und Rhythmen vom Laptop und ihr Sprechgesang. Ein kleiner Dieselgenerator sorgt für den Strom und steckt ebenfalls in einer der fahrbaren Mülltonnen (weshalb das „Unplugged“ im Titel des Films zumindest in dieser Hinsicht irreführend ist). Bei aller Konsumkritik ihrer Texte geht „Guaia Guaia“ jeder missionarische Erlösungseifer ab. Problematisch sind eher jene Sequenzen, in denen der Film die Entbehrungen ihrer Lebensform ins Bild setzt. Wenn die beiden Freunde nicht unterwegs sind, hausen sie in Berlin in leerstehenden Häusern, in denen, wenn es gut läuft, der Strom noch nicht abgeschaltet ist, und ernähren sich von dem, was Supermärkte so alles wegwerfen. Doch selbst in solch unwirtlichen Lagen sieht man Elias mit der Gitarre Melodien suchen und Carl Luis bei Kerzenschein an Songtexten werkeln. Das hat dann doch etwas arg viel von romantischer Verklärung à la Spitzwegs „Der arme Poet“ oder Eichendorffs „Aus dem Leben eines Taugenichts“.
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