Dokumentarfilm | Deutschland/Frankreich 2013 | 92 Minuten

Regie: Wilm Huygen

Die alljährliche Radrundfahrt „Tour du Faso“, die in zehn Tagen durch Burkina Faso führt, ist das wichtigste afrikanische Radrennen, an dem auch europäische Mannschaften teilnehmen. Im ersten Drittel porträtiert der Dokumentarfilm in Gestalt einer Reportage Land und Leute, doch mit Start der Tour geraten die lokalen Verhältnisse zugunsten des sportlichen Geschehens zunehmend in den Hintergrund. Gleichwohl überzeugt er dank origineller Einstellungen, die den sportlichen Wettstreit auch als eine Art Kampf der Kulturen zwischen Afrikanern und Europäern durchsichtig machen. - Ab 12.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland/Frankreich
Produktionsjahr
2013
Produktionsfirma
Augenschein Filmprod./La Huit
Regie
Wilm Huygen
Buch
Wilm Huygen
Kamera
Andreas Köhler
Musik
Jan Wendeler · Georg Rohbeck
Schnitt
Anika Simon · Rainer Nigrelli
Länge
92 Minuten
Kinostart
29.05.2014
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 12.
Genre
Dokumentarfilm
Externe Links
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Diskussion
Man kennt die Tour de France, den Giro d’Italia und womöglich noch die spanische Vuelta. Aber von einem Radrennen namens Tour du Faso in Burkina Faso hat man wahrscheinlich noch nie gehört. Wie man überhaupt über das zentralafrikanische Land eher wenig weiß. Cineasten mögen das renommierte Filmfestival in der Hauptstadt Ouagadougou kennen oder wissen, dass Christoph Schlingensief Burkina Faso als Standort für sein Operndorf auserkoren hat. Die Tour du Faso dürfte bislang aber nur wenigen untergekommen sein. Unter Afrikanern hingegen gilt das seit 1987 alljährlich ausgetragene Rennen über zehn Etappen als eines der größten Sportereignisse des Kontinents. Der Dokumentarfilm von Wilm Huygen folgt nicht nur dem Spektakel auf teils staubigen Pisten, sondern versucht darüber hinaus, die Eigenheiten von Land und Leuten einzufangen. So staunt man zunächst über den Präsidenten des nationalen Radsportverbands, der die überragende Bedeutung des Drahtesels, einem Mitbringsel der französischen Kolonialherren, für sein Land preist, oder man lernt lokale Stars kennen, die die Tour schon mal gewonnen haben. Jetzt trainieren sie für die Neuauflage der Rundfahrt und geben sich als Fans von Jan Ullrich zu erkennen. Einen von ihnen, Wahab, begleitet der Film nach Art einer Homestory auch in seine Wohnung. Doch die Vermutung, dass Wahab einer der Hauptprotagonisten des Films werden könnte, geht fehl: plötzlich wird er vom Verband aus dubiosen Gründen gesperrt. Wofür sich die Inszenierung allerdings nicht weiter interessiert. Wahab ist nach diesem Verdikt seltsamerweise einfach raus, aus dem Rennen wie aus dem Film. Als die Tour nach einer halben Filmstunde dann gestartet wird, gerät leider auch das anfängliche Versprechen, über den Radsport einen Blick nach Burkina Faso zu werfen, zunehmend in Vergessenheit. Fortan geht es vornehmlich um emsig strampelnde Pedaleure, wobei alsbald die Konkurrenz zwischen Afrikanern und den europäischen Teams, die auch an der Tour teilnehmen, ins Zentrum des Interesses rückt. Dabei entwickelt sich im Lauf des Rennens vor allem zwischen den Radlern aus Burkina Faso und der deutschen (Amateur-)Equipe ein erbitterter Wettstreit im Kampf ums Gelbe Trikot. Wobei die teutonischen Sportler ihren afrikanischen Konkurrenten des öfteren vorwerfen, die ungeschriebenen Gesetze des Fair Play zu ignorieren, wenn diese etwa einen Defekt eines Mitstreiters hemmungslos zur Attacke nutzen oder bei einem gemeinsamen Ausreißversuch partout keine Führungsarbeit übernehmen wollen. Visuell glänzt der Film durch eine Vielzahl reizvoller filmischer Einstellungen: seien es Rennfahrer, die unvermittelt aus einer Staubwolke auftauchen und in rasendem Tempo an den staunenden Dorfbewohnern vorbeirauschen, oder Detailaufnahmen von schmerzverzerrten Gesichtern und klickenden Gangschaltungen. Und wenn bei den Siegerehrungen eine handbetriebene mobile Werbetafel zum Einsatz kommt, hat die Dokumentation auch ihre dezidiert komischen Momente.
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