Horror | Türkei 2015 | 166 Minuten

Regie: Hasan Karacadağ

Zwei Schwestern werden unvorbereitet mit dem plötzlichen Tod ihrer Mutter konfrontiert. Während die eine den Aussagen der Ärzte vertraut, macht die andere dämonische Mächte verantwortlich. In der neuerlichen Fortsetzung der türkischen „Dabbe“-Horrorfilmserie mischt sich viel Mummenschanz in die schwermütige Geschichte um düstere Familiengeheimnisse, schwarze Magie und teuflische Geschöpfe aus der Hölle. Dabei huldigt das billig produzierte, überlange Blut-und-Seelen-Spektakel als rustikale Unterhaltung der schlichten Moral „Blut für Blut, Fluch für Fluch“.
Zur Filmkritik

Filmdaten

Originaltitel
DABBE 6
Produktionsland
Türkei
Produktionsjahr
2015
Produktionsfirma
TAFF Pic./J Plan
Regie
Hasan Karacadağ
Buch
Hasan Karacadağ
Kamera
Eyüp Boz
Schnitt
Aytekin Birkon
Darsteller
Sema Şimşek (Zeren) · Fehmi Karaarslan (Celal) · Volkan Ünal (Hakan) · Nilay Gök (Ayla) · Elçin Atamgüç (Atye)
Länge
166 Minuten
Kinostart
17.09.2015
Fsk
ab 16; f
Genre
Horror
Externe Links
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Fortsetzung der türkischen "Dabbe"-Horrorfilme zwischen Geisterbahnzauber und unfreiwilliger Komik

Diskussion
Die „Dabbe“-Filme des Regisseurs und Drehbuchautors Hasan Karacadağ, der in Japan studiert hat, sind in der Türkei längst Kult. Das wird sich auch mit Teil 6 nicht ändern, der Inhalt und Form seiner Vorgänger wiederholt und damit vorhersehbar den Erwartungen seines Zielpublikums entspricht. Immerhin hat es Karacadağ in den vergangenen Jahren geschafft, das Horror-Genre um eine türkisch-islamische Variante zu bereichern und damit viele Nachahmer gefunden. Dass er mit recht niedrigen Production Values die immer selben Motive verhackstückt, scheint bei dem schnellen Verfallsdatum der Fantasy-Produkte keine Rolle zu spielen. So geht es auch diesmal wieder um eine junge Frau aus der Oberschicht, der ein Dämon zu schaffen macht, um düstere Familiengeheimnisse, die in einem verlassenen Geisterdorf entschlüsselt werden; um assyrische Zaubersprüche, schwarze Magie mit Hühnerfüßen, Rinderherzen und Koran-Versen, allerlei Körper, die vor der Kamera in sich zerfallen, wobei reichlich Eingeweide spritzen, und das ganze grummelige Tonspur-Reservoir vom sonor ansteigenden Düster-Rauschen bis zum verzerrten Stimmbild. Das klingt gruseliger als es ist. Zum wirklichen Schocker entwickelt sich die Geschichte um die junge Ayla nicht, die vom buckligen Cuma mit dem Vier-Hörner-Fluch belegt wird, um einen Eifersuchtsmord an der früheren Ehefrau ihrer Mutter zu rächen. Was einerseits am konsequent produzierten Mummenschanz liegt, dessen Inszenierung durchaus selbstironische Töne kennt, wenn Cuma in der Eröffnungssequenz den blutbefleckten Schlüpfer des Schmäh-Opfers zusammen mit allerlei Kräutern und tierischen Organen in seinen Zaubertrank rührt. Die für die „Dabbe“-Serie typische Diskussion um Schulmedizin versus Wunderheilung tut ihr übriges, um dem Sequel eine gewisse Rationalität zu sichern. Während die Neurologin Atiye Aylas Krankheit mit Psychopharmaka und einer Operation des merkwürdig veränderten Schläfenlappens zu Leibe rücken will, probiert der Psychologe Celal gemeinsam mit dem zwielichtig-gewalttätigen Hodscha exorzistische Praktiken aus. Kurz vor dem Finale des 166 Minuten schweren Blut-und-Seelen-Spektakels wendet sich die schon fast ausgestandene Geschichte ins ganz besonders Böse. Hatte sich zuvor schon der Ehekonflikt zwischen Alays Schwester Zeren und deren abtrünnigem Ehemann Hakan aufgeschaukelt, so wird ein Seitensprung zum Anlass eines mörderischen Rundumschlags, der auch die Ärztin sowie das Exorzisten-Duo zum Opfer fallen. Celals „Höllentor“-Methode hat versagt und der Dämonen-Stamm überlebt – Bahn frei für das nächste „Dabbe“-Sequel, ganz nach dem Motto „Blut für Blut, Fluch für Fluch“. Wobei diese Form rustikaler Unterhaltung mit einfacher Moral durchaus unterschiedliche Publikumsreaktionen provozieren kann: Während die einen verängstigt zwischen Kinosaal und Foyer pendeln mögen, werden andere aus dem Lachen über die bodenständigen Effekte nicht mehr herauskommen.
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