Thriller | Deutschland/Österreich 2015 | 98 Minuten

Regie: Jakob M. Erwa

Eine Cello-Studentin zieht mit ihrem Freund in eine Wohnung in einem Berliner Altbau. Die Freude über das gemeinsame Zuhause wird allerdings schnell getrübt, als ihre älteren Nachbarn sich über jede Kleinigkeit beschweren. Bald darauf wird das junge Paar das Ziel immer gemeinerer Streiche, die wütende Gegenreaktionen der unter Erfolgsdruck stehenden Cellistin provoziert. Mietshausthriller auf den Spuren von Roman Polanski und Michael Haneke, der jedoch im bloßen Imitat hängenbleibt und die unspektakuläre Bildsprache überdeutlich mit einer bedrohlichen Tonspur akzentuiert. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
HOMESICK
Produktionsland
Deutschland/Österreich
Produktionsjahr
2015
Produktionsfirma
mojo:pictures/DOMAR Film/Clever Prod.
Regie
Jakob M. Erwa
Buch
Jakob M. Erwa
Kamera
Christian Trieloff
Musik
Christopher Frank
Schnitt
Wiebke Henrich
Darsteller
Esther Maria Pietsch (Jessica Klug) · Tatja Seibt (Hilde Donnweber) · Matthias Lier (Lorenz Amann) · Hermann Beyer (Helmut Domweber) · Janusz Cichocki (Cello-Professor)
Länge
98 Minuten
Kinostart
15.10.2015
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Thriller
Externe Links
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Heimkino

Die Extras umfassen u.a. einen Audiokommentar des Regisseurs.

Verleih DVD
daredo (16:9, 2.35:1, DD5.1 dt.)
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Überraschungsarmer Miethausthriller auf den Spuren von Polanski und Haneke

Diskussion
Eine Cello-Studentin und ein Physiotherapeut ziehen in eine geräumige Altbauwohnung. Es ist ihr erstes gemeinsames Zuhause, zur Hälfte finanziert von den Eltern. Mit Renovierungsarbeiten hält sich das junge Paar erst gar nicht auf. Die untapezierten Wände sind ganz nach ihrem Berlin-Geschmack. Nur die älteren Nachbarn über ihnen machen sich unangenehm bemerkbar. Gleich in der ersten Nacht beschweren sie sich über laute Musik. Die Katze der beiden tolerieren sie mit Widerwillen und pochen darauf, dass das Haus sauber bleiben soll. Während Lorenz den ganzen Tag in der Arbeit verbringt, fällt es Jessica zunehmend schwer, sich auf das Üben für einen internationalen Wettbewerb zu konzentrieren. Sie fühlt sich von der zwar freundlichen, aber strengen Nachbarin beobachtet und mit anonymem Klingeln an der Tür belästigt. Schwankend zwischen Erfolgsdruck durch die hohen Anforderungen, die sie selbst und ihre Eltern an sie stellen, und einer wachsenden Überempfindlichkeit, entwickelt Jessica Schlafstörungen. Die Außenwelt scheint sich gegen sie verschworen zu haben. Mal stehen Mitarbeiter eines Bestattungshauses vor ihrer Tür und fragen nach einer Toten, die ihren Namen trägt. Mal findet sie im Keller die verloren gegangene Katze tot in der Waschmaschine. Als die von Lorenz initiierten Ausspracheversuche mit den Nachbarn scheitern, zieht er erschöpft aus und überlässt Jessica, die sich nicht vertreiben lassen will, ihrer Wut. Selbst die geplante Teilnahme an dem Musik-Wettbewerb scheitert an ihrer Unfähigkeit zur Konzentration, und so läuft alles auf die entscheidende Konfrontation mit ihren vermeintlichen Peinigern hinaus. Der Österreicher Jakob M. Erwa siedelt seinen Thriller zwischen Polanskis „Ekel“ (fd 13 553) und Hanekes bürgerlichen Psycho-Schlachtfeldern an, wobei die österreichische Schiene bald überhandnimmt. Sogar auf die Kameraeinfälle der Haneke-Schüler greift Erwa ungeniert zurück. Wie schon in Jessica Hausners ähnlich angelegtem Frauenporträt „Hotel“ (fd 37 671) folgt die Kamera der zunehmend den Realitätsbezug verlierenden Heldin durch enge Gänge und fixiert penetrant ihren Rücken. Quälend langsam, da die Richtung schnell erkennbar ist, entblättert das Kammerspiel die Schatten der am Anfang noch auffällig kontrollierten Musikerin. Lange Einstellungen konterkarieren die eigentlich harmlosen Begegnungen mit dem Umfeld, die ihr Inneres reizen und misstrauisch machen. Realistisch in der Machart, schiebt sich zwischen die unspektakulären Bilder immer wieder eine bedrohliche Tonspur, die das innere Grauen überdeutlich akzentuiert. Nur reichen diese Minimaleffekte aus, um dieser im jungen deutschsprachigen Film in den vergangenen zwanzig Jahren unzählige Male erzählten Frauenverwahrlosungsgeschichte etwas abgewinnen zu können? „HomeSick“ wirkt von Anfang an nachgemacht, gepresst und einfallslos gefaltet, bis hin zur finalen „Überraschungsdrehung“.
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