Star Wars: Das Erwachen der Macht

Science-Fiction | USA 2015 | 135 Minuten

Regie: J.J. Abrams

Knapp 40 Jahre nach der „Rückkehr der Jedi-Ritter“ droht die dunkle Seite der Macht in Gestalt des „First Order“ erneut die Herrschaft in der Galaxis an sich zu reißen. Rebellen unter Führung von General Leia leisten Widerstand. Ein junger Sturmtruppensoldat desertiert aus der Armee des Bösen, und ein kleiner Droide, der Daten zum Auffinden des verschollenen Helden Luke Skywalker bewahrt, begegnet einer jungen Frau auf einem Wüstenplaneten, was Ereignisse in Gang setzt, die die dunkle Seite erschüttern. Die spektakuläre Fortführung der „Star Wars“-Reihe lehnt sich deutlich an den ersten Film aus dem Jahr 1977 an und feiert ebenso genüsslich wie augenzwinkernd ein Wiedersehen mit Motiven und Figuren, während gut konturierte neue Figuren und Konfliktlinien das Geschehen emotional stimmig weiterführen. Die detailreiche Ausstattung schafft eine plastische fiktive Welt als Grundlage für eine fein austarierte Mischung aus lakonischem Humor, rasanter Action und großer Gefühlsoper. - Sehenswert ab 12.
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Filmdaten

Originaltitel
STAR WARS: THE FORCE AWAKENS
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2015
Produktionsfirma
Lucasfilm/Bad Robot/Walt Disney Pic.
Regie
J.J. Abrams
Buch
J.J. Abrams · Lawrence Kasdan · Michael Arndt
Kamera
Dan Mindel
Musik
John Williams
Schnitt
Maryann Brandon · Mary Jo Markey
Darsteller
John Boyega (Finn) · Daisy Ridley (Rey) · Adam Driver (Kylo Ren) · Oscar Isaac (Poe Dameron) · Andy Serkis (Ordensmeister Snoke)
Länge
135 Minuten
Kinostart
17.12.2015
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 12.
Genre
Science-Fiction
Externe Links
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Heimkino

Die Standardausgabe (DVD) enthält keine erwähnenswerten Extras. Die BD (2D, 2 Disks) enthält indes ein erschöpfend informierendes "Making of" ("Die Geheimnisse hinter 'Das Erwachen der Macht': Eine cineastische Reise", 70 Min.), sechs weitere Featurettes zu technischen Teilaspekten des Films (42 Min.) sowie ein Feature mit sechs im Film nicht verwendeten Szenen (4 Min.). Die 3D BD (3 Disks) enthält zudem weitere fünf Featurettes zu technischen Aspekten wie Sound, Geräusche und visuelle Special Effects (38 Min.), drei weitere im Film nicht verwendete Szenen (2 Min.) sowie ein Audiokommentar von Regisseur J.J. Abrams. Die BD-Editionen (2 Disk und 3 Disk) sind mit dem Silberling 2016 ausgezeichnet.

Verleih DVD
Walt Disney (16:9, 2.35:1, DD5.1 engl./dt.)
Verleih Blu-ray
Walt Disney (16:9, 2.35:1, dts-HDHR7.1 engl., dts-HDMA dt.)
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Würdiger Nachfolger der "Krieg der Sterne"-Saga von J.J. Abrams

Diskussion

„Ich hab’ da kein gutes Gefühl.“ Dieses zum geflügelten Wort avancierte Han-Solo-Diktum fehlt auch in „Star Wars: Das Erwachen der Macht“ nicht. Eigentlich müsste es für jeden Versuch gelten, die „Star Wars“-Saga fortzuschreiben. Immerhin ist selbst George Lucas an dem Versuch gescheitert, an seinen eigenen Mythos anzuschließen, als er 1999 bis 2005 die drei Prequel-Episoden ((fd 33 819), (fd 35 432), (fd 37 079)) vorlegte: Die Filme waren zwar kommerzielle Erfolge, gelten aber bei Science-Fiction-Fans als eines der schwersten Verbrechen in der Geschichte des Genres, gleich nach der Absetzung von Joss Whedons Kultserie „Firefly“.

Von schlechten Gefühlen war im Vorfeld des (Wieder-)Erwachens der Macht dennoch kaum die Rede, eher von geradezu hysterischer Vorfreude. Grund dafür war der Regisseur J.J. Abrams: Wer es geschafft hat, Mr. Spock zu rebooten ("Star Trek"), ohne von Fans der Ketzerei bezichtigt zu werden, dem ist alles zuzutrauen! Und Abrams enttäuscht dieses Vertrauen nicht: Wo die „Star Wars“-Episoden I bis III verbissen versuchten, als „moderner Mythos“ die drei Vorgängerfilme ((fd 20 658); (fd 22 701); (fd 24 283)) noch zu toppen, und sich dabei in sterilem Monumentalismus, Jungfrauengeburt und Midi-Chlorianern verschwurbelten, nähert sich Abrams dem „Star Wars“-Kosmos mit einer guten Mischung aus Respekt und Chuzpe – wie ein Junge, der kostbare Spielfiguren aus der Vitrine holt, sie bewundernd anstaunt, aber keinen Moment zögert, einfach mit ihnen drauflos zu spielen.

Was die Handlung angeht, halten Abrams und sein Co-Autor Lawrence Kasdan (auf dessen Konto schon „Das Imperium schlägt zurück“, (fd 22 701) geht) den Ball angenehm flach: Sie versuchen erst gar nicht, etwas von staatstragender Bedeutsamkeit zum "Star Wars"-Kosmos hinzuzuerfinden, lehnen sich motivisch und strukturell vielmehr deutlich an „Krieg der Sterne“ (fd 20 658), den ersten „Star Wars“-Film, an, um in diesem Rahmen umso kreativer viel Energie und Sorgfalt in die Ausgestaltung zu stecken. Luke Skywalker, der letzte Jedi-Ritter, ist verschwunden, so teilt es der Titelvorspann mit, und damit sind die Erzählprämissen gesetzt: Ohne die Jedis hat die dunkle Seite der Macht in neuer Gestalt („The First Order“) die Herrschaft in der Galaxis an sich gerissen. Wieder gibt es mutige Rebellen, die gegen die Diktatur aufbegehren, und wieder verschlägt es einen drolligen Droiden, der eine für die Freiheitskämpfer wichtige Botschaft trägt, auf einen gottverlassenen Wüstenplaneten, wo ein einfacher, aber ganz besonderer junger Mensch lebt, der seine (bzw. diesmal: ihre) Berufung zur guten Seite der Macht erst noch entdecken wird. Und dabei u.a. Schützenhilfe von Han Solo, Chewbacca und General Leia bekommt!

So weit, so vertraut. Und so soll es auch sein: Han Solos Dialogzeile „Chewie, we’re home“ ist ein Versprechen, das Abrams einhält: Er zelebriert den Film bis in liebevolle Ausstattungsdetails (etwa das Chewie Monster-Holoschachspiel) hinein als eine fiktive Heimat, die er mit den Fans teilt und in die man mit Glücksgefühlen heimkehrt. Zumal der fiktive Kosmos unter Abrams Hand wesentlich sinnlicher und lebenspraller als in den letzten „Star Wars“-Filmen wirkt, und das nicht nur wegen der plastischen 3D-Bilder. Dabei ruht sich der Film aber nicht in Nostalgie aus: Sobald die Vorspanntitel in die Tiefe des Weltraums entschwunden sind, schlägt er mit gut entwickelten Figuren zugleich neue emotionale Funken aus dem alten Stoff. Dazu tragen die meisterlich in einigen präzisen Sequenzen neu eingeführten Charaktere bei: die junge Wüstenplaneten-Bewohnerin Rey, der Sturmtruppen-Deserteur Finn, der Rebellen-Pilot Poe, die alsbald sympathische und frische Identifikationsfiguren abgeben. Hinzu kommt die bittersüße Fortschreibung der „Beziehungsgeschichte“ von Leia und Han (und indirekt Luke), die einst durch eine Tragödie auseinandergerissen wurden, sich nun aber wiederfinden (oder finden wollen), um erneut den Kampf gegen die dunkle Seite aufzunehmen.

Für die destruktive Seite der Macht interessiert sich Abrams vor allem als Movens für moralische Konflikte: Wie schon in seinen „Star Trek“-Reboots ((fd 39 291), (fd 41 694)) sind es die inneren Entwicklungsprozesse und die „Chemie“ zwischen den Helden, die im Zentrum stehen. Das Schmieden von Freundschaften und Allianzen, das Ringen mit dem Annehmen von Verantwortlichkeiten, der tragische Schatten familiärer Verstrickungen: Sie sind der erzählerische Zündstoff, der all den Weltraumschlachten und Abenteuern auf fremden Planeten erst den richtigen Drive gibt. Ein Korsalflug in weniger als 12 Parsec ist nichts dagegen!

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