Astrée und Céladon

Drama | Frankreich 2006 | 105 Minuten

Regie: Eric Rohmer

Der letzte Film von Eric Rohmer (1920-2010): Basierend auf dem Schäferroman „L‘Astrée“ von Honoré d'Urfé aus der Barockzeit, entfalten sich Irrungen und Wirrungen um ein Liebespaar, das durch Intrigen falscher Freunde und die Eifersucht der jungen Frau getrennt wird und neu zusammenfinden muss. In bukolischer Landschaft angesiedelt, erweckt der Film den Roman sinnlich zum Leben; die Sprache des Texts aus dem 17. Jahrhundert wird dank der Schauspieler zur Melodie, die Kostüme, die eine Art doppelten Historismus zelebrieren (als antike Kostüme, wie man sie sich in der Barockzeit vorstellte), umfließen weich die Körper, Naturgeräusche konterkarieren heiter die zwischenmenschlichen Spannungen. Eine Liebeserklärung an die Natur als Lebensraum wie auch an die komplexe Natur menschlicher Gefühle. - Sehenswert ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
LES AMOURS D'ASTRÉE ET DE CÉLADON
Produktionsland
Frankreich
Produktionsjahr
2006
Produktionsfirma
Rézo Prod./Compagnie Eric Rohmer/BIM Distribuzione/Alta Prod.
Regie
Eric Rohmer
Buch
Eric Rohmer
Kamera
Diane Baratier
Musik
Jean-Louis Valéro
Schnitt
Mary Stephen
Darsteller
Andy Gillet (Céladon) · Stéphanie Crayencour (Astrée) · Cécile Cassel (Léonide) · Véronique Reymond (Galathée) · Jocelyn Quivrin (Lycidas)
Länge
105 Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 14.
Genre
Drama
Externe Links
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Diskussion
Arkadisch-idyllische Landschaften, in denen schöne Schäferinnen, stattliche Hirten und Figuren der antiken Mythologie allerlei Liebeswirren durchleiden: „Schäferromane“, die um solche Sujets kreisen, erfreuten sich im höfischen Europa der Barockzeit großer Beliebtheit; neben Torquato Tassos „Aminta“ ist eines der bekanntesten Werke jener Gattung Honoré d’Urfés Roman „L’Astrée“. Eric Rohmer hauchte dem Klassiker im letzten Film, den er vor seinem Tod im Jahr 2010 vollenden konnte, sinnliches Leben ein: Die Sprache des Romans aus dem 17. Jahrhundert wird dank der Schauspieler zur Melodie, die Kostüme, die einen doppelten Historismus zelebrieren – als antike Kostüme, wie man sie sich in der Barockzeit vorstellte –, umfließen weich die Körper, die Geräusche aus der Natur konterkarieren heiter die zwischenmenschlichen Spannungen. Schon der Vorspann des Films, in dem Rohmer beklagt, dass er wegen Urbanisierung und Flurbereinigung den originalen Schauplatz, in dem Honoré d’Urfé das Geschehen ansiedelt, nämlich das Forez, nicht als Drehort verwenden konnte, deutet an, dass Rohmers Rückgriff auf das Genre des Schäferromans nicht zuletzt eine Art Liebeslied an die Natur ist. Neben der schieren Schönheit von Gräsern und Bäumen, Wasser und Wolken, auf der die Kamera von Rohmers Stamm-Kamerafrau Diane Baratier immer wieder weilt, gilt das freilich auch für die komplexe Natur menschlicher Gefühle, denen der französische Meisterregisseur Zeit seines Lebens nachgespürt hat: Die Schäferin Astrée verstößt wegen einer Verleugnung durch einen falschen Freund und wegen eines Missverständnisses aus Eifersucht ihren Liebsten Céladon, der aus Verzweiflung umgehend Selbstmord begehen will, aber glücklicherweise überlebt und in der Obhut freundlicher, wenn auch arg besitzergreifender Najaden landet. Seine Astrée kann er freilich trotzdem nicht vergessen.
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