Drama | USA 2016 | Staffel 1: 459 (acht Folgen) Minuten

Regie: Greg Yaitanes

Ein Soldat findet in den USA nach seiner Rückkehr aus dem Vietnam-Krieg, wo er in Kriegsverbrechen verwickelt war, in seiner Heimatstadt Memphis nicht zurück in die Normalität an der Seite seiner Frau. Als ihn ein dubioser Mann als Auftragskiller anwerben will, lehnt er zunächst ab, verstrickt sich dann aber doch in die illegalen Geschäfte. Eine als atmosphärischer Südstaaten-Blues gestaltete Krimiserie. Im Mittelpunkt steht die Zerrissenheit der Hauptfigur zwischen der Sehnsucht nach der Rückkehr in die bürgerliche Existenz und der Gewalterfahrung, die sie auch nach dem Krieg zu verfolgen scheint. Auch dank interessanter Nebenfiguren entsteht ein gelungenes Zeitbild der US-Gesellschaft der Nixon-Ära. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
QUARRY
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2016
Produktionsfirma
NightSky Prod./Anonymous Content
Regie
Greg Yaitanes
Buch
Michael D. Fuller · Graham Gordy · Jennifer Schuur · Max Allan Collins
Kamera
Pepe Avila del Pino
Musik
Kris Dirksen
Schnitt
Donn Aron · Doc Crotzer
Darsteller
Logan Marshall-Green (Mac Conway) · Jodi Balfour (Joni Conway) · Damon Herriman (Buddy) · Edoardo Ballerini (Karl) · Nikki Amuka-Bird (Ruth)
Länge
Staffel 1: 459 (acht Folgen) Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 16
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Drama | Thriller

Heimkino

Die Standardausgabe (DVD) enthält keine erwähnenswerten Extras. Die Extras der BD umfassen indes einen Audiokommentar mit Graham Gordy (Executive Producer/Autor) and Michael D. Fuller (Executive Producer/Autor) für Folge 1, einen Audiokommentar mit Darstellerin Jodi Balfour und Regisseur Greg Yaitanes für Folge 4 und einen Audiokommentar mit Greg Yaitanes (Regie), Kevin Koster (First Assistant Director), Patia Prouty (Kostüme), Richard Burden (Stunt Coordinator), PJ Bloom (Music Supervisor) und Allen Marshall Palmer (Co-Produzent). Des Weiteren enthalten sind Features mit in der Serie nicht verwendeten Szenen (46 Min.).

Verleih DVD
Warner (16:9, 1.78:1, DD5.1 engl./dt.)
Verleih Blu-ray
Warner (16:9, 1.78:1, dts-HDMA engl., dts dt.)
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Was genau Mac Conway (Logan Marshall-Green) in Vietnam getan hat, erfährt man erst in der letzten Episode. Ungefähr kann man es sich aber auch vorher schon vorstellen: Die Empörung der Demonstranten, die dem aus Fernost heimkehrenden Soldaten und seinem Freund Arthur Solomon am Flughafen entgegenschlägt, lässt an das Massaker von My Lai (1968) denken, nach dem sich die öffentliche Meinung in den USA gegen den Krieg wendete.

Diskussion
Was genau Mac Conway (Logan Marshall-Green) in Vietnam getan hat, erfährt man erst in der letzten Episode. Ungefähr kann man es sich aber auch vorher schon vorstellen: Die Empörung der Demonstranten, die dem aus Fernost heimkehrenden Soldaten und seinem Freund Arthur Solomon am Flughafen entgegenschlägt, lässt an das Massaker von My Lai (1968) denken, nach dem sich die öffentliche Meinung in den USA gegen den Krieg wendete. Mac und Arthur (Jamie Hector) landen 1972 in einer Art Limbus: Zwar haben sie Vietnam hinter sich gelassen und werden in der Heimat für das, was sie dort getan haben, juristisch nicht zur Rechenschaft gezogen, doch in die Zivilgesellschaft in ihrer Heimat Memphis finden sie nicht mehr zurück – wegen des öffentlichen Abscheus, aber auch wegen der eigenen Erinnerungen, die keine Ruhe geben wollen. Einen Job zu finden erweist sich da als nahezu unmöglich. Bis ihnen ein mysteriöser Mann namens »Broker« (Peter Mullan) anbietet, Geld mit dem zu verdienen, was sie in Vietnam gelernt haben: Menschen töten. Mac, der immer noch hofft, mit seiner Frau Joni (Jodi Balfour) zurück in die Normalität zu finden, lehnt zunächst ab, doch als Arthur sich auf den »Broker« einlässt, wird auch er ins Auftragskiller-Geschäft hineingezogen. Ein Leitmotiv, das sich durch die acht Episoden zieht, ist eine rot-schwarze asiatische Dämonenmaske – eine stimmige Metapher für das, worum es der Serienadaption von Max Allan Collins’ erstem »Quarry«-Roman (1976) geht: Wie hinter einer Maske ein vertrautes menschliches Gesicht verschwindet und zu etwas Unheimlichem wird, verschwindet das normale bürgerliche Leben, in das Mac so gerne zurückkehren würde, hinter etwas Düsterem und Gewalttätigem. Es scheint ihm aus Vietnam gefolgt zu sein – oder war es schon immer da, und er hat es vorher nur nicht gesehen? Die Serie legt das nahe, nicht nur weil sie nach und nach in den kriminellen Sumpf von Memphis führt, sondern auch, weil sie immer wieder auf die ganz normale Brutalität der US-amerikanischen Gesellschaft der Nixon-Ära verweist. Vor allem der Rassismus spielt eine wichtige Rolle: Mehrfach wird die Ermordung Martin Luther Kings (1968) erwähnt, und durch Macs Freund Arthur Solomon sowie dessen Frau und Kinder kommt eine afroamerikanische Familie ins Spiel, deren Erlebnisse die Diskriminierung im Alltag sichtbar machen. Der zynisch-coole Gestus der Romane ist in der Serie modifiziert, auch durch die Perspektive anderer Figuren, die die der Hauptfigur ergänzen. Vor allem Joni, die nach dem ersten Wiedersehen im Zuge schwerer Konflikte auf Distanz zu Mac geht, dann aber mal mit ihm, mal gegen ihn um die Beziehung kämpft, fungiert als moralischer Gegenpol zum kriminellen Netz, in das Mac hineingezogen wird. Peter Mullan wiederum spielt den »Broker« als mephistophelischen Verführer, der Mac gegenüber freundlich-väterlich auftritt und die emotionalen Knöpfe des Veteranen bestens zu drücken versteht. So gewinnt die Serie ihre Spannung weniger aus der sparsam dosierten Action als aus der Anteilnahme an der zwischen Joni und dem »Broker« hin- und hergerissen Hauptfigur; außerdem gibt es einige eindrückliche Nebenfiguren, etwa Macs homosexuellen Killer-Partner Buddy (Damon Harriman), der gern aus dem Geschäft aussteigen würde. Nicht zuletzt überzeugt auch die suggestive Inszenierung der Serie. Der Soundtrack prägt wesentlich die Stimmung dieses Südstaaten-Noir, wobei die Blues- und Memphis-Soul-Songs immer wieder unmittelbar in die Handlung integriert werden, etwa wenn die Figuren in einer Bar einer Band lauschen oder daheim Platten auflegen. Zudem ruht sich Regisseur Greg Yaitanes nicht auf der schauträchtigen Rekonstruktion der 1970er-Jahre durch Ausstattung und Kostüme aus, sucht vielmehr stets nach atmosphärischen oder metaphorischen Mehrwerten, die den Stoff zur beklemmenden Parabel über die Schattenseiten Amerikas machen. Was schon bei der »Taufe« Macs zum Berufskiller anfängt, wenn der »Broker« ihn anheuert und ihm seinen Decknamen verpasst: Quarry, nach dem verlassenen Steinbruch, in dem das Treffen stattfindet – außen hart, innen ausgehöhlt.
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