Inschallah

Dokumentarfilm | Deutschland 2017 | 93 Minuten

Regie: Judith Keil

Dokumentarisches Porträt eines aus Tunesien stammenden Imams, der eine Moschee in Neukölln leitet und sich gegenüber seiner Gemeinde wie auch nach außen für Toleranz gegenüber Andersgläubigen sowie gegen den islamistischen Terrorismus positioniert. Die unkommentierte Langzeitbeobachtung reichert Beobachtungen aus dem Alltag seines engagierten Protagonisten mit Straßenszenen aus Neukölln und kleinen Nebensträngen an. Dabei entwickelt der Film eine stimmige Dynamik und umgeht mit beschwingter Leichtigkeit die Gefahr, zum Problemstück zu werden. - Ab 14.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2017
Produktionsfirma
Keil Kruska Film
Regie
Judith Keil · Antje Kruska
Buch
Judith Keil · Antje Kruska
Kamera
Marcus Winterbauer
Länge
93 Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Dokumentarfilm

Dokumentarisches Porträt eines Neuköllner Imams

Diskussion
An die deutschen Werte müsste er sich als Moslem schon halten, erklärt ein älterer Berliner seinem Nachbarn. Was das denn sei, fragt Herr Sabri. Na, beispielsweise die Kleingartenordnung, bekommt er zur Antwort. An seiner Laube hänge schließlich die Dachrinne schief. Das gehe nicht. Ein Moslem, der einem deutschen Kleingärtnerverein beitritt: Mehr Integrationswillen kann man hierzulande wohl kaum bekunden. Diese Begegnung zählt zu den vielen amüsanten Momenten in einem dokumentarischen Porträt über einen umtriebigen Mann, der als Imam eine Moschee in Neukölln leitet. Die unkommentierte Langzeitbeobachtung der beiden Filmemacherinnen Antje Kruska und Judith Keil stellt einen Prediger vor, der sich nicht nur in der Moschee für die Toleranz gegenüber Anders- oder Nichtgläubigen starkmacht. Auf der anderen Seite sieht sich Sabri aber auch genötigt, seinen Glauben gegen Terroristen zu verteidigen, die im Namen des Islam Gräueltaten verüben. Einen Großteil des Films verwenden die Autorinnen darauf, den Protagonisten bei seinem eher unspektakulären Wirken in der Gemeinde zu begleiten, wo er nahezu rund um die Uhr mit religiösen oder sozialen Anfragen der Mitglieder konfrontiert wird. Zwischendurch gewährt Sabri Einblicke in seine Biografie. Er wuchs in Tunesien auf, wurde vom Geheimdienst gefoltert und blickt auf eine gescheiterte Ehe zurück. Die Gespräche werden mit Straßenszenen aus Neukölln oder kleinen Nebengeschichten aufgelockert, was der Inszenierung eine stimmige Dynamik verleiht. Primär lebt der Film jedoch von seinem Protagonisten, der als engagierter, grundsympathischer Zeitgenosse mit einer großen Portion (Selbst-)Ironie vorgestellt wird. »Inschallah« ist kein schwermütiges Problemstück, sondern verströmt eine beschwingte Leichtigkeit, zu der auch die kurzweilige Filmmusik beiträgt.
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