Die Kinder der Villa Emma

R. Just | 11.04.2020

Habe den Film erstmals bei der Wiederholung in der ARD am Karfreitag 2020 gesehen. Ihre Kritik, daß der Film zu sehr in sentimentale Betrachtungsweisen verfällt, kann ich jedoch nur in geringem Maße zustimmen. Grundsätzlich stellt sich bei Verfilmungen derartiger historischer Begebenheiten immer die Abwägungsfrage zwischen einer sachlich-kühlen distanzierten oder einer den Personen näheren und damit zwangsläufig auch gefühlsmäßig stärker involvierenden Darstellungsweise. Die Intention des Films geht jedoch gerade darauf hin, innere Anteilnahme zu erzeugen und die Brutalität des Geschehens an - hier historisch belegten - Einzelschicksalen festzumachen. Damit erreicht man m.E. auch mehr als bei einer nüchternen Betrachtungsweise - insbesondere, wenn man als Zielgruppe nicht den in erster Linie historisch Vorgebildeten sieht, sondern allgemein die heute nachwachsende Generation. Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Debatte über die Aufnahme von unbegleiteten Flüchtlingskindern scheint mir der Film ein nützlicher Diskussionsbeitrag zu sein, der Verständnis weckt und die kleinkarierte politische Diskussion über die Frage, ob 50 oder vielleicht doch 100 Kinder aufgenommen werden können als zynische Debatte entlarvt. Zurück zum Film: An vereinzelten Stellen wird etwas dick aufgetragen. Dagen steht aber exemplarisch die innere Zerrissenheit von Josko (gespielt von Ludwig Trepte, der die Rolle sehr gut verkörpert), der sich mit der ihm obliegenden Verantwortung überfordert fühlt und dies mit explosionsartigen Gefühlsausbrüchen quasi abreagiert. Als Katalysator dient ihm dabei der "Überlebenskünstler" bzw. Schwarzhändler Schoky, mit dem er heftig aneinander gerät. Fazit: ein interessanter Film, der Empathie weckt und nur manchmal etwas zu sehr ins Gefühlsmäßige abdriftet.