Mister Link - Ein fellig verrücktes Abenteuer

Abenteuer | USA 2019 | 95 Minuten

Regie: Chris Butler

Ein britischer Gentleman-Abenteurer des 19. Jahrhunderts will seinen Zeitgenossen beweisen, dass ein sagenumwobener Vorfahre des Menschen existiert. Als er die erstaunlich eloquente Kreatur tatsächlich aufgespürt hat, setzen sie die Weltreise gemeinsam fort, um im Himalaya deren Artgenossen zu suchen. Rasanter, technisch makelloser Stop-Motion-Animationsfilm, dessen lockerer Plot dazu dient, spektakuläre Szenen und aberwitzige Slapsticksequenzen aneinanderzureihen. Einfallsreich setzt der Film auf eine Mischung aus großen Abenteuern, wilder Action und trockenem Humor. - Ab 10.
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Filmdaten

Originaltitel
MISSING LINK
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2019
Produktionsfirma
Laika Ent./Annapurna Pic.
Regie
Chris Butler
Buch
Chris Butler
Kamera
Chris Peterson
Musik
Carter Burwell
Schnitt
Stephen Perkins
Länge
95 Minuten
Kinostart
30.05.2019
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 10.
Genre
Abenteuer | Animation | Komödie
Externe Links
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Heimkino

Die Extras umfassen u.a. einen Audiokommentar des Regisseurs.

Verleih DVD
Entertainment One (16:9, 2.35:1, DD5.1 engl./dt.)
Verleih Blu-ray
Entertainment One (16:9, 2.35:1, dts-HDMA engl./dt.)
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Ein britischer Gentleman-Abenteurer des 19. Jahrhunderts findet einen sagenumwobenen Vorfahren des Menschen. Rasanter, technisch makelloser Stop-Motion-Animationsfilm mit einem lockeren Plot und herausragenden Sequenzen.

Diskussion

Wenn die Macher der Stop-Motion-Animationsspezialisten von Laika etwas anpacken, dann kommt zumeist etwas inhaltlich Unkonventionelles, technisch Revolutionäres und visuell Außergewöhnliches dabei heraus. Das war schon beim Grusel-Musical Tim Burton’s Corpse Bride – Hochzeit mit einer Leiche (2005) so, setzte sich mit dem schwarzhumorigen Fantasy-Märchen Coraline (2009) von Henry Selick fort und erreichte mit dem an fernöstliche Geistergeschichten angelehnten Kubo – Der tapfere Samurai (2016) seinen vorläufigen Höhepunkt.

Allen drei Filmen war gemein, dass sie zwar bei der Kritik gut ankamen, aber beim deutschen Kinogänger auf nur mäßiges Interesse stießen. Das könnte sich jetzt bei „Mister Link – Ein fellig verrücktes Abenteuer“ ändern. Denn mit seiner Melange aus großem Abenteuer, wilder Action und trockenem Humor der britischen Sorte hat Chris Butler, Regisseur, Drehbuchautor, Head of Story und Figurendesigner in Personalunion, eindeutig das breite Publikum im Visier. Der Mann der ersten Laika-Stunde, der bisher an allen Großprojekten der Stop-Motion-Schmiede in unterschiedlichsten Funktionen beteiligt war, variiert hier die Story des Klassikers „In 80 Tagen um die Welt“, erinnert doch die Hauptfigur des Sir Lionel Frost sehr stark an Phileas Fogg, jenen englischen Gentleman, der im Jahre 1872 in seinem Club die kühne Behauptung aufstellt, er könne in 80 Tagen um die Erde reisen und darauf eine Wette abschließt.

Ein gefährlicher Trip um die Welt

Sein Landsmann Frost hat in „Mister Link“ ähnlich Verrücktes vor. Der Experte für Mythen und Monster ist sich sicher, dass irgendwo auf der Welt ein sagenumwobener Vorfahre der Menschen existiert. In seinem Club halten ihn deshalb alle für einen veritablen Spinner. Um den blasierten Lords und Sirs das Gegenteil zu beweisen, begibt sich Frost auf eine Reise, die ihn nicht nur überraschend schnell mit jenem legendären Wesen, das er Mister Link nennt, zusammenführt. Er verspricht der riesenaffenartigen Kreatur, die sich höchst eloquent auszudrücken weiß, nach Artgenossen zu forschen, die wohl im fernen Himalaya zu Hause sein könnten. Und so begeben sich die beiden in Begleitung der ebenso attraktiven wie cleveren Adelina Fortnight auf einen gefährlichen Trip, der im ewigen Eis des asiatischen Gebirgsmassivs sein Ende findet.

Schon bald wird klar, dass für Butler die Weltreisestory lediglich dazu dient, um eine Vielzahl von spektakulären Szenen und aberwitzigen Slapsticksequenzen aneinanderzureihen. Dabei ragen auf Action-Ebene eine originelle Schlägerei in einem Saloon sowie ein Stunt in schwindelerregender Höhe auf einer filigranen Hängebrücke heraus. Für den Spaß ist in erster Linie Mister Link verantwortlich. Der funktioniert vor allem, wenn er Frosts Anordnungen wörtlich nimmt („Wirf das Seil über die Mauer“), seine Grobmotorik dazu führt, dass er Fenster öffnet, indem er die Scheibe einschlägt, oder es zu Culture-Clash-Situationen zwischen dem britischen Feingeist und dem Tier aus der Wildnis kommt. Die drei konträren Charaktere funktionieren auch in der deutschen Fassung gut dank der Sprecher Christoph Maria Herbst als überheblich-arroganter Schnösel Frist, Bastian Pastewka als naiv-ahnungslosem Riesenbaby Link und Collien Ulmen-Fernandes, die mit ihrer rauchzarten Stimme Adelina den adäquaten Sex-Appeal verleiht.

Meilensteine in puncto Fotorealismus

Während „Mister Link“ nicht unbedingt mit seinem fragwürdigen deutschen Wortverdrehungsuntertitel punktet, gelingt ihm dies sehr wohl mit seiner technischen Ausführung. Mimik, Gestik und Bewegung der Stop-Motion-Figuren sind perfekt, die Hintergründe fügen sich nahtlos in „vordergründige“ Handlung ein und das Kräuseln von Fell, das Spritzen von Schlamm und das Fliegen von Spucke setzen neue Meilensteine in puncto Fotorealismus. Und wenn am Schluss Sir Lionel Frost von einer neuen Mission nach Atlantis träumt, während im Abspann herrlich nostalgisch altes Kartenmaterial und ein Daumenkino zu sehen sind, dann ist einer Fortsetzung Tür und Tor geöffnet, vorausgesetzt, das Publikum lässt sich dieses Mal auf ein Produkt aus dem Hause Laika ein.

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