Drama | USA 2019 | 98 Minuten

Regie: Michael Angelo Covino

Während einer Radtour gesteht ein Mann seinem besten Freund, dass er mit dessen Verlobter geschlafen hat. In den Jahren darauf versöhnen sich die beiden immer wieder, nur um kurz darauf als Rivalen in die nächste Krise zu schlittern. Fragmentarisch erzählte und kunstvoll inszenierte Independent-Komödie, die sich ohne romantische Verklärung einer strapaziösen Männerfreundschaft widmet. Dabei lässt der Film die Handlung immer wieder ins komisch Absurde kippen, ohne dass die psychologische Komplexität darunter leidet. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
THE CLIMB
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2019
Produktionsfirma
Topic Studios/Watch This Ready
Regie
Michael Angelo Covino
Buch
Michael Angelo Covino · Kyle Marvin
Kamera
Zach Kuperstein
Musik
Martin Mabz · Jon Natchez
Schnitt
Sara Shaw
Darsteller
Michael Angelo Covino (Mike) · Kyle Marvin (Kyle) · Gayle Rankin (Marissa) · Judith Godrèche (Ava) · Talia Balsam (Suzi)
Länge
98 Minuten
Kinostart
20.08.2020
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Drama | Komödie
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Heimkino

Verleih DVD
Prokino/EuroVideo (16:9, 1.78:1, DD5.1 engl./dt.)
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Kunstvoll inszenierte Komödie über eine strapaziöse Männerfreundschaft, die immer wieder ins Absurde kippt, ohne dass ihre Glaubwürdigkeit darunter leiden würde.

Diskussion

Keuchend strampeln zwei Freunde auf ihren Rennrädern einen Berg in Südfrankreich hoch. Was vermutlich als sorgenfreier Männerurlaub geplant war, entwickelt sich in wenigen Minuten zum Desaster. Während Kyle (Kyle Marvin) euphorisch von seiner Verlobten erzählt, gesteht ihm sein Kumpel Mike (Regisseur Michael Angelo Covino) unvermittelt, dass er auch schon mal Sex mit ihr hatte.

Bereits die Eröffnungsszene der auf dem gleichnamigen Kurzfilm basierenden Independent-Komödie „The Climb“ erweist sich als programmatisch. Jedes der durch Zeitsprünge getrennten Kapitel funktioniert nach einem ähnlichen Prinzip: Kaum wurde ein dramatischer Konflikt etabliert, kippt er auch schon ins Absurde. Zunächst versucht der etwas übergewichtige und wütende Kyle erfolglos, seinen athletischeren Freund auf dem Fahrrad einzuholen, dann lässt sich der nicht minder aufgewühlte Mike auf eine Schlägerei mit einem Autofahrer ein, bei der er jämmerlich unterliegt. Das (männliche) Dasein erweist sich in Covinos autobiografisch gefärbtem Film als endlose Abfolge von Demütigungen.

Konkurrenz unter Männern

Doch noch auf andere Weise gibt die erste Szene den Kurs des Films vor. Über mehrere Jahre und einige schwere Krisen hindurch widmet sich „The Climb“ einer Männerfreundschaft, die sich nicht unwesentlich über Konkurrenz definiert. Der sportliche Wettkampf dient dabei als Metapher für ein Verhältnis, bei dem sich die Hierarchien immer wieder verschieben. Kurz nachdem Mike seinem Kumpel die Verlobte ausgespannt hat und diese überraschend verstirbt, werden die Rollen vertauscht. Nun ist es der mittlerweile schlanke Kyle, der sich als Komponist für Werbe-Jingles auf Erfolgskurs befindet und eine neue Freundin gefunden hat. Mike dagegen hat komplett die Kontrolle über sein Leben verloren und ertränkt seinen Schmerz im Alkohol. Eine Weihnachtsfeier bringt die beiden wieder zusammen und führt schnell erneut zu Problemen.

Ungewöhnlich an „The Climb“ ist, dass er sich seiner Männerfreundschaft erzählerisch fragmentarisch und formal verspielt widmet. Der Film besteht aus langen, kunstvollen Einstellungen und verwendet zahlreiche Songs, die das Geschehen kommentieren. Auch wenn sich Covino manchmal vom Eifer hinreißen lässt, möglichst originell zu sein – etwa wenn er einen Strip von Kyle als Musikvideo inszeniert –, zeichnet er sich durch einen präzisen und ungeschminkten Blick auf eine Männerfreundschaft und ihre teilweise ziemlich ungesunde Dynamik aus. Statt die Beziehung zur unschuldigen Bromance zu verklären, dreht sich hier alles um Minderwertigkeitskomplexe, Eifersucht und die Unfähigkeit, das Glück des Anderen zu akzeptieren.

Bleibt sich gleich: Freundin oder Freund

Das Problem scheint dabei zunächst bei Mike zu liegen. Unermüdlich sabotiert er das Leben seines treudoofen Freundes mit egoistischen Aktionen. Angestachelt von Kyles herrschsüchtiger Mutter, macht er sich schließlich auch daran, die Beziehung zu Kyles neuer Verlobter Marissa (wunderbar schroff: Gayle Rankin) zu zerstören. Allerdings zeichnet sich mit der Zeit ab, dass Kyle ein dominantes Gegenüber braucht und er es auf solche Übergriffe anlegt. Als er vor dem Traualtar aufzählen soll, welche Eigenschaften er an Marissa schätzt, klingt das zunächst wenig schmeichelhaft. Er mag, dass sie weiß, was sie will, kein Nein akzeptiert, kurz: dass sie über sein Leben verfügt. Tatsächlich treffen alle diese Eigenschaften auch auf Mike zu.

Covino bringt das Geheimnis der Männerfreundschaft in einer Szene auf den Punkt. Während auf einem zugefrorenen See Kyles Junggesellenabschied gefeiert wird, gesteht Mike seinem Kumpel ein weiteres Mal, dass er mit dessen Freundin geschlafen hat. Der Gehörnte gibt zu, dass er das alles gar nicht hören, sondern endlich einmal glücklich sein will. Als er daraufhin im Eis einbricht, rettet ihm Mike das Leben.

Unkaputtbar aneinandergeschweißt

Der „Aufstieg“, von dem im Titel die Rede ist, sowie die Radtour am Anfang des Films stehen für die Anstrengung, die eine Freundschaft bereiten kann. Für Covino schweißt diese Mühe zwei Menschen immer stärker zusammen. Die Beziehung zwischen den beiden Männern mag von Anfang an kompliziert oder gar hoffnungslos gewesen sein, erweist sich aber dennoch als unkaputtbar.

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