Fantasy | Deutschland 2018 | 98 Minuten

Regie: Mike Baran

Der Leiter einer Marketingagentur castet im Umfeld von München einen jungen Mann, der wie Jesus aussieht. Ihr Werbespot für einen bayerischen Whiskey sorgt schnell für Furore. Doch dann wird eine Frau grausam ermordet und der Jesus-Darsteller als Hauptverdächtiger verhaftet. Ein satirischer Low-Budget-Rundumschlag zwischen Thriller, Mystery-Film und Komödie, der aber nicht über eine mit vielen Kalauern gespickte Ideensammlung hinauskommt. Die Witze, die sich gegen die Obrigkeit genauso richten wie gegen Yuppies und Blondinen, sind anarchisch und respektlos gemeint, wirken aber eher wie aus der Zeit gefallen. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
HOLY SPIRIT
Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2018
Produktionsfirma
Mama's Secrets Filmprod./Don't Tell Mama e. V.
Regie
Mike Baran
Buch
Mike Baran
Kamera
Massimo Fiorito
Musik
Richard Dana Laughlin · Jon Falke · Marcus Lee · Werner Bauer · Mani Gruber
Schnitt
Mike Baran
Darsteller
Tom Schuster (Gustl Wanninger / Jesus) · Michael Foerster (Harry Sandmann) · Stefanie Mendoni (Babsi Boxleitner) · Ottfried Fischer (Buddha) · Werner Bauer (Heiliger Geist)
Länge
98 Minuten
Kinostart
19.12.2019
Fsk
ab 16; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Fantasy | Thriller
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
Al!ve
Verleih Blu-ray
Al!ve
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Satirischer Low-Budget-Rundumschlag zwischen Thriller, Mystery-Film und Komödie, in dem ein Mann, der wie Jesus aussieht, eine Frau grausam ermordet haben soll.

Diskussion

Eigentlich will der Werbe-Schnösel Harry (Michael Foerster) im Münchner Umland nur eine antike Kommode abholen. Doch dann kommt es zu einer folgenreichen Begegnung. In einer Werkstatt entdeckt er den in sich gekehrten Zimmermann und Teilzeit-Rocker Gustl (Tom Schuster). Weil der mit seiner langen Mähne und dem Vollbart nicht nur wie eine moderne Pin-Up-Version von Jesus aussieht, sondern auch noch von gleißendem Licht angestrahlt wird, hat Harry eine zündende Idee: Der neue bayerische Whiskey, für den er dringend noch eine Marketingstrategie braucht, soll von niemand geringerem als dem Sohn Gottes beworben werden.

Immer absurdere Whiskey-Spots

In seinem Langfilmdebüt „Holy Spirit“ zeigt Regisseur Mike Baran eine Welt, die sich irgendwo zwischen Karikatur, Seifenoper und Komödienstadl bewegt. Als Gustl Harrys Angebot annimmt und in die große Stadt kommt, prallen zunächst Bodenständigkeit und Dekadenz aufeinander, aber so wirklich gegeneinander ausspielen will der Film diese gegensätzlichen Pole nicht.

Überhaupt zeigt „Holy Spirit“ nur bedingt Interesse daran, ein zusammenhängendes Ganzes zu schaffen; die meiste Zeit funktioniert der Film eher als satirischer Rundumschlag. Yuppies kriegen dabei ebenso ihr Fett weg wie die Kirche, Blondinen oder der bayerische Ministerpräsident. Wenn gerade mal nicht die Handlung vorangetrieben wird, spielt die Inszenierung ausgiebig immer absurdere Versionen des Whiskey-Werbespots durch oder setzt auf clipartige Einschübe, in denen fleißig mit bescheidenen Effekten aus der Postproduktion gespielt wird.

„Holy Spirit“ nimmt nichts ernst, will aber auch selbst nicht so richtig ernst genommen werden. Er spielt zwar mit Thriller- und Mystery-Motiven, die sich meist um die nebulösen Beweggründe Gustls drehen, der sich mit der Zeit als anti-klerikaler Revolutionär entpuppt, sabotiert aber jede aufkeimende Ernsthaftigkeit mit Kalauern und Absurditäten.

Nur nicht „festnageln“

Das gerät vor allem wegen des abgestandenen Humors schnell zur nervtötenden Marotte. Oft erschöpft sich die Komik in Wortspielen, die Alltägliches und Heiliges durcheinanderbringen. Da wird Oberbayern in einem Zwischentitel zum gelobten Land, die Kommode mit den Worten „Es ist vollbracht“ aufs Auto geladen und Gustl vom durchtriebenen Ministerpräsidenten (Egbert Soutschek) beruhigt, dass er ihn ja nicht „festnageln“ wolle.

Es zählt zu den kleineren Problemen des vom gemeinnützigen Verein „Don’t tell mama“ geförderten Films, dass man ihm sein sehr niedriges Budget jederzeit anmerkt. Verheerender ist das halbgare und sprunghafte Drehbuch, das teilweise nur auf einzelne komödiantische Nummern hin konzipiert ist, die dann nicht einmal funktionieren. „Holy Spirit“ will alles ein bisschen ausprobieren, aber sich eben nicht „festnageln“ lassen. Nach der Hälfte der Laufzeit wird Harrys Freundin tot aufgefunden, wodurch der Film sich auf eine halbwegs ernst gemeinte Krimihandlung konzentriert, in der es um die Suche nach dem wahren Mörder geht. Sobald der gefunden ist, stellt eine Wendung am Schluss nochmal alles auf den Kopf.

Aus der Zeit gefallen

Diese Fahrigkeit wäre nicht weiter schlimm, wenn „Holy Spirit“ so durchgeknallt, anarchisch und tabulos wäre, wie er vermutlich gemeint ist. Da die meisten Schauspieler eher mit angezogener Handbremse agieren, werden die statischen Dialogszenen immer wieder mit wilder Montage aufgepeppt.

Vor allem aber ist der Humor völlig aus der Zeit gefallen. Die Angriffe gegen die Medien und den Staat, die vermeintlich grenzüberschreitenden Witze über pädophile Priester oder Monologe darüber, dass man nicht mehr „Neger“ sagen darf, wirken so, als würde sich der Film angesichts seiner eigenen Respektlosigkeit selbst auf die Schulter klopfen; in Wahrheit aber sind sie nur eines: angestaubt.

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