Yes, God, Yes - Böse Mädchen beichten nicht

Drama | USA 2019 | 78 Minuten

Regie: Karen Maine

Eine Schülerin an einem streng katholischen High School im US-amerikanischen Bible Belt entdeckt ihre Sexualität – ausgerechnet in dem Moment, wo sie mit ihrer Klasse an einem verlängerten religiösen Wochenende teilnimmt. Hier muss sie sich nicht nur gegen Gerüchte wehren, sondern auch gegen die Zwänge, die ihr von Priestern, Lehrern oder älteren Gruppenführern auferlegt werden. Leise Komödie, die mit witzigen Zwischenspielen die Verwirrtheit einer unschuldigen Jugendlichen und ihre allmähliche Emanzipation von der Lustfeindlichkeit ihrer Umgebung beschreibt. Dabei bewahrt sie sich auch in der Darstellung der Doppelmoral einen leichten Tonfall. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
YES, GOD, YES
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2019
Produktionsfirma
Maiden Voyage/RT Feat.
Regie
Karen Maine
Buch
Karen Maine
Kamera
Todd Antonio Somodevilla
Musik
Ian Hultquist
Schnitt
Jennifer Lee
Darsteller
Natalia Dyer (Alice) · Francesca Reale (Laura) · Alisha Boe (Nina) · Wolfgang Novogratz (Chris) · Timothy Simons (Pater Murphy)
Länge
78 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Drama | Komödie
Externe Links
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Heimkino

Die Extras umfassen u.a. den Kurzfilm „Yes, God, Yes“ (11 Min.) sowie ein Feature mit im Film nicht verwendeten Szenen (6 Min.).

Verleih DVD
Capelight (16:9, 16:9, 1.85:1, DD5.1 engl./dt.)
Verleih Blu-ray
Capelight (16:9, 16:9, 1.85:1, dts-HDMA engl./dt.)
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Leise Komödie über eine Jugendliche an einer konservativen katholischen Schule, die durch ihre erwachende körperliche Lust an Gewissensbissen leidet.

Diskussion

Das eigentliche Ereignis dieses Films ist das Gesicht von Natalia Dyer, der Hauptdarstellerin, und seine Wandelbarkeit. Egal, ob Dyer verdutzt, aber neugierig vor dem Computerbildschirm sitzt, weil ihr im AOL-Chat ein Mann ein sehr eindeutiges Angebot macht, oder sie ungläubig eine junge Frau beim Oralsex beobachtet, die sich bislang als Moralapostel aufführte, ob sie im Beichtstuhl herumdruckst, weil sie dem neugierigen Priester nicht zu viel verraten will, oder ob sie als Minderjährige eine Biker-Kneipe betritt und zerknirscht eine Limo bestellt: Dyer, zur Drehzeit 24 Jahre alt, verkörpert mit perfekter Mimik die verwirrte Teenagerin, die die körperliche Lust entdeckt und deswegen ein schlechtes Gewissen hat.

Alice steckt mitten in der Pubertät. Als wäre das nicht schon schlimm genug, geht sie auch noch auf eine streng katholische Schule irgendwo im Bible Belt Amerikas. Hier sorgt ein Priester für Aufklärung, und das sieht dann so aus: Sex vor der Ehe ist verboten, Masturbation sowieso. Schließlich geht es beim Sex einzig darum, Nachwuchs zu zeugen. Alice würde die Vorgaben gern ernst nehmen. Doch warum fühlt es sich so gut an, wenn ihr versehentlich ein vibrierendes Handy in den Schoß fällt? Und warum findet sie jene Szene aus Titanic, bei der Kate Winslet beim Sex mit Leonardo DiCaprio im Auto mit der Hand frivol gegen die beschlagene Scheibe klatscht, so anregend?

Alice im religiösen Trainingslager

Alice ist so ahnungslos, dass sie noch nicht einmal weiß, welche sexuelle Praktik sie, Gerüchten zufolge, auf einer Party ausgeführt haben soll. Ihre Freundin weiß auch nicht Bescheid, der Zuschauer aber schon, weil ihn eine Schrifttafel zu Beginn des Films darüber aufklärte. Um den direkten Weg in die Hölle zu vermeiden, nimmt das verwirrte Mädchen an einem verlängerten religiösen Wochenende teil, ausgerichtet von ihrer Schule. Ein Trainingslager für Katholiken sozusagen, bei dem jeder dasselbe T-Shirt trägt und viel gebetet, gebeichtet und geweint wird. Alice ist bereit, ihren unreinen Gedanken tapfer zu widerstehen. Doch dann ist da ein Muskelprotz namens Chris, der einfach zu gut aussieht.

„Yes, God, Yes“, nach ihrem eigenen gleichnamigen Kurzfilm geschrieben und inszeniert von Karen Maine, ist eine Komödie, die die Dinge nicht nur beim Namen nennt, sondern dabei auch noch sehr lustig ist. Der Humor entsteht durch das Gefälle zwischen dem, was die Teenager wissen (nämlich nichts), und dem, was ihr Körper ihnen sagt, zwischen dem, was sie tun möchten, und dem, was die Erwachsenen ihnen verbieten. Die lustfeindliche Zugeknöpftheit von Priestern, Lehrern oder älteren Gruppenführern muss Alice mitunter absurd erscheinen. Sex wird hier nicht verteufelt, weil es so in der Bibel steht – die Verbote sind eindeutiger Beleg dafür, dass die Erwachsenen selbst Probleme mit ihrer Sexualität haben. So erwischt Alice einmal ihren Priester beim Schauen eines Pornos, dann beobachtet sie aus der Ferne eine junge Frau, die willig zum Oralsex in die Knie geht, obwohl sie als Gruppenführerin sonst streng auf die Einhaltung aller Regeln achtet.

Auch die Doppelmoral im leichten Ton

Doch auch für die Doppelmoral der Erwachsenen findet Maine einen leichten Ton. Hier ist nichts so schlimm, dass man nicht drüber lachen könnte, mal leise, mal laut. Vor allem ist dies aber ein Film über das Erwachsenwerden, über die Emanzipation einer jungen Frau. Einmal verschlägt es Alice in eine Biker-Kneipe, wo die erfahrene lesbische Chefin nicht nur die sexuelle Praktik kennt, von der weiter oben die Rede ist. Sie gibt Alice den Tipp, entweder an der West- oder an der Ostküste zu studieren. Es gibt noch eine andere, größere Welt da draußen. Man muss sie nur entdecken.

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